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Irak: 'Wir helfen den Flüchtlingen über den Winter'

9. Oktober 2014 in Interview, keine Lesermeinung
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Dreieinhalb Tage lang informierte sich die Geschäftsführerin des katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ Deutschland, Karin Maria Fenbert, im Nordirak über die aktuelle Lage der Christen. André Stiefenhofer interviewt sie über ihre Eindrüc


München (kath.net/KIN) Am vergangenen Wochenende ist die Geschäftsführerin des katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ Deutschland, Karin Maria Fenbert (Foto), für dreieinhalb Tage in den Nordirak gereist, um sich dort über die aktuelle Lage jener Christen zu informieren, die im August vor der Terrormiliz „Islamischer Staat“ aus Mossul und den vorwiegend christlich bevölkerten Dörfern der Ninive-Ebene geflohen sind. Im Interview berichtet sie über ihre Eindrücke. Das Gespräch führte André Stiefenhofer.


Kirche in Not: Frau Fenbert, wie geht es den Flüchtlingen im Nordirak?

Karin Maria Fenbert: In der Hauptstadt der kurdischen Autonomieregion Erbil, die ich besucht habe, ist die Lage für die Flüchtlinge angespannt: Am 10. Oktober beginnt die Schule nach der langen Sommerpause wieder. Um die Spannungen zwischen der einheimischen Bevölkerung und den Flüchtlingen nicht zu erhöhen, müssen bis dahin die Schulen, in denen viele Flüchtlinge hausen, unbedingt für den Schulbetrieb der Einheimischen geräumt werden. Außerdem steht der Winter vor der Tür und viele Flüchtlinge wohnen noch immer in Zelten, die nicht alle regendicht sind und teilweise auf dem bloßen Erdboden stehen. Nach den Angaben vor Ort kümmert sich allein die Kirche um diese Menschen. Der Staat tut bislang nichts für sie. So bemüht sich die Kirche nach besten Kräften, die Flüchtlinge zu registrieren, Essensmarken und Kleidermarken zuzuteilen. Auf Grundstücken von Pfarreien sind die Flüchtlingszelte untergebracht. Die Kirche im Irak ist dringend auf finanzielle Unterstützung von außen angewiesen – und das sehr rasch.

Kirche in Not: Was konkret werden Sie unternehmen?

Fenbert: „Kirche in Not“ ist seit Wochen im ständigen telefonischen Kontakt mit der Ortskirche. Schon im Vorfeld der Reise haben wir konkrete Projekte entworfen, so dass schon teilweise mit der Hilfe begonnen werden konnte. Vom Stand der Dinge konnten wir uns vor Ort ein Bild machen. Jetzt wurden weitere Details geklärt, konkrete Projekte eingereicht und auch bewilligt. Wir helfen den Flüchtlingen über den Winter, sie sollen ein festes Dach über dem Kopf haben und die Flüchtlingskinder sollen zur Schule gehen können.


Konkret wird innerhalb der nächsten zwei Wochen ein Dorf mit Häusern aus Wohncontainer-Bauteilen fertig errichtet sein. Diese Siedlung befindet sich bereits im Bau und wird nach dem Gründer von „Kirche in Not“ „Pater-Werenfried-Dorf“ heißen. Dort werden etwa 4000 Menschen den Winter über ein Obdach finden. Ebenfalls werden wir ab Dezember Unterkünfte für die Flüchtlinge nahe Erbil anmieten. Um den Eltern Hoffnung für die Zukunft ihrer Kinder im eigenen Land zu geben, werden wir den Bau von vier Schulen in Erbil und von weiteren vier Schulen in Dohuk unterstützen. Diese Gebäude werden ebenfalls mit gut isolierten Wohncontainer-Bauteilen errichtet. Wir konnten eine solche Musterschule, die sich im Bau befindet, besichtigen und uns von diesem Konzept überzeugen.

Es gibt auch geflüchtete Priester und Ordensschwestern, denen wir ein Dach über dem Kopf finanzieren werden. Wir werden darüber hinaus das einzige Priesterseminar im Irak mit derzeit 28 Seminaristen unterstützen, ebenso wie das „Babel-Kolleg“, derzeit die einzige Einrichtung, an der im Irak Theologie und Philosophie gelehrt werden.

Für die Region um Dohuk wird es Nahrungsmittelpakete für rund 8000 Familien geben. Außerdem bereiten wir 15 000 Weihnachtspakete für Kinder vor. Es gibt auch Ordensschwestern in Erbil, denen wir unter anderem Existenzhilfe zugesichert haben.

Bei all diesen Projekten zählen wir natürlich in allen Ländern, in denen „Kirche in Not“ nationale Büros unterhält, auf die großzügige Unterstützung unserer Wohltäter, gerade auch in Deutschland. Denn nach dem Zweiten Weltkrieg hatten wir ja selber wegen der Millionen Vertriebenen große Herausforderungen im eigenen Land und waren auf die Unterstützung von außen angewiesen.

Kirche in Not: Welche Einrichtungen konnten Sie besuchen und welche Eindrücke über die derzeitige Lage der Flüchtlinge konnten Sie konkret sammeln?

Fenbert: Wir haben ein Flüchtlingslager aus Zelten besucht. Eine Pfarrei hat dafür das Gelände zur Verfügung gestellt. Der Pfarrer vor Ort belohnt die Flüchtlingskinder für gute Taten wie zum Beispiel Müll einsammeln. Darum war es in diesem Zeltlager blitzsauber, wenngleich die Menschen dort seit Anfang August unter primitivsten Bedingungen ausharren. So leben in einem Zelt von etwa 3 x 4 Metern acht Personen zusammen. Vor dem Zelt wird in einem Eimer der Abwasch und anderes mehr verrichtet. Die nächsten Duschen sind weit entfernt.

Ebenfalls haben wir eine Schule besucht, in der viele Flüchtlinge hausen. Ich benutze bewusst das Wort „hausen“, denn „wohnen“ kann man das nicht nennen. So waren in einem Klassenzimmer mit vielleicht 5 x 6 Metern 22 Personen untergebracht. Tagsüber sind die dünnen Matratzen bis hinauf zur Decke an einer Wand gestapelt. Man sah auch tagsüber in diesem Zimmer Menschen schlafend auf ihren Matratzen liegen. Privatsphäre gibt es unter solchen Bedingungen keine. Und die sanitären Bedingungen sind schlimm. Man fühlt sich selber alles andere als wohl, wenn man von außen kommt, um einen Blick auf die menschenunwürdige Lage zu werfen. Die Flüchtlinge müssen sich wie in einem Zoo gefangen vorkommen.

Kirche in Not: Sie haben mit den Bischöfen und dem Nuntius vor Ort gesprochen – welche Zukunft sehen diese für den Irak?

Fenbert: Die Christen, und hier geben die Bischöfe nur das wieder, was sie aus hunderten Mündern hören, fühlen sich verraten: Verraten von ihrer Zentralregierung in Bagdad, verraten von ihren ehemaligen muslimischen Nachbarn und verraten auch von der internationalen Gemeinschaft, von der sie sich nur als Kollateralschaden geopolitischer Machtspiele wahrgenommen fühlen. Die Bischöfe fühlen sich bei der Gemengelage recht hilflos und ohnmächtig. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf dem Nächstliegenden, nämlich darauf, nach besten Kräften dafür zu sorgen, dass die Flüchtlinge den Winter überleben können – und zwar, soweit möglich, auch mit etwas Würde, obwohl es unter den Umständen schwierig ist, den Flüchtlingen etwas Privatsphäre zu ermöglichen.

Momentan leben mehr als ein Drittel der Christen im Irak als Flüchtlinge im eigenen Land. Eine Zukunft sehen sie nur, wenn eine gewisse Sicherheit für die Christen im eigenen Land geschaffen wird, die Familienväter die Chance auf einen Arbeitsplatz bekommen und wenn intensiv in die Bildung investiert wird. Mangelnde Bildung ist eine der Hauptursachen für den islamischen Extremismus. Und sie hindert Christen daran, in Freiheit eine Entscheidung darüber zu treffen, ob sie im Irak bleiben oder lieber ihr Glück im Ausland suchen möchten.

"Kirche in Not" unterstützt die Christen im Irak. Spenden sind möglich unter:

- Kirche in Not Deutschland

- Kirche in Not Österreich

- Kirche in Not Schweiz

Foto Geschäftsführerin Fenbert © Kirche in Not


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