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Matthias Claudius und die Gretchenfrage

17. Jänner 2015 in Deutschland, 2 Lesermeinungen
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In seinen Werken stellt er beharrlich die Gretchenfrage: ,,Wie hast du’s mit der Religion?“. Wie Claudius selbst zum christlichen Glauben stand, wie er mit der Aufklärung umging und wie er Verstand und Frömmigkeit verband, erklärt Georg Gremels.


Berlin (kath.net/ idea)
Matthias Claudius verstarb am 21. Januar 1815 im Alter von 74 Jahren in Hamburg. In dieser Woche gedenken wir seines 200. Todestages. Mit zwei Liedern hat sich der Wandsbeker Bote – unter diesem Namen wurde er in ganz Deutschland bekannt – bis heute in die Herzen der Menschen hineingesungen: mit dem Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“ und dem Erntedanklied „Wir pflügen und wir streuen“. Doch dass er ein leidenschaftlicher Kämpfer für den christlichen Glauben in einer Welt wurde, die statt des lebendigen Gottes die Vernunft auf Gottes Thron setzte, ist weit weniger bekannt.

Theologe, Spaßvogel, Eiskunstläufer und Dichter

Wer war er? Eine schillernde Person! Als freier Schriftsteller im Hauptberuf tritt Claudius in einer Vielfalt von Rollen auf: als Pastorensohn, Journalist, Naturfreund, Familienvater, Spaßvogel, Eiskunstläufer, Dichter, Denker, Theologe, Musiker, Christ, Briefeschreiber, Kritiker, Rezensent, Übersetzer, Weggefährte und Freimaurer. Dieses Original wurde am 25. August 1740 in Reinfeld in Holstein geboren. Sein Vater war in fünfter Generation evangelisch-lutherischer Pastor und seine Mutter stammt aus einem angesehenen Bürger- und Kaufmannsgeschlecht.

Er wirkte in einer Zeit des Umbruchs: der Aufklärung

Die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts – Hauptzeit seines Wirkens – war eine unruhige Zeit. Die Aufklärung begann, an den Grundfesten der Religion und Offenbarung zu rütteln. Die Französische Revolution warf die gesellschaftliche Ordnung um, die über Jahrtausende hin gültig gewesen war. Das Erd- und das Seebeben, die 1755 in Lissabon bis zu 100.000 Menschen in den Tod rissen, ließen so manchen wachen Kopf an der Liebe Gottes zweifeln.


Die drei Säulen im Leben des Matthias Claudius

Alles, woran sich Christen in Europa hatten halten können, geriet damals ins Schwimmen. Matthias Claudius fand für sein Leben drei Säulen, die ihm im Getriebe seiner Zeit Festigkeit und Halt gaben: Erstens der Ort Wandsbek, damals ein Dorf vor den Toren Hamburgs unter dänischer Herrschaft. Heute ist es ein Stadtteil der Hansestadt, der durch Matthias Claudius – dem Wandsbeker Boten, wie er sich selbst nannte – eine ganz eigene Berühmtheit erlangt hat.

Seine Ehe hielt das ganze Leben lang

Zweitens findet er dann in Wandsbek seine Frau Rebecca und gründet mit ihr eine große Familie. Wie das? Matthias kam als Fremder in dieses Dorf und wollte nur beim Schreinermeister Behn den Schlüssel für sein Zimmer abholen. Da öffnet ihm, dem 30-Jährigen, ein junges Mädchen von gerade einmal 16 Jahren die Tür: Rebecca! Es war Liebe auf den ersten Blick. Und sie hat durch dick und dünn ein ganzes Leben lang gehalten. Neun ihrer zwölf Kinder konnten sie großziehen. Viele seiner Gedichte und Beiträge drehen sich um die Familie, die ihm ein Hort der Geborgenheit und – bei allen Sorgen – der Lebensfreude wurde:

FRAU REBEKKA MIT DEN KINDERN,
an einem Maimorgen
Kommt, Kinder, wischt die Augen aus,
Es gibt hier was zu sehen;
Und ruft den Vater auch heraus …
Die Sonne will aufgehen! –

Wie ist sie doch in ihrem Lauf
So unverzagt und munter!
Geht alle Morgen richtig auf
Und alle Abend unter!
…
Das Sternenheer hoch in der Höh,
Die Sonne, die dort glänzet,
Das Morgenrot, der Silbersee
Mit Busch und Wald umkränzet,

Dies Veilchen, dieser Blütenbaum
Der seine Arm ausstrecket,
Sind, Kinder! ‚seines Kleides Saum’,
Das ihn vor uns bedecket;

Ein ‚Herold’, der uns weit und breit
Von ihm erzähl und lehre;
Der ‚Spiegel seiner Herrlichkeit’;
Der ‚Tempel seiner Ehre’,

Ein mannigfaltig groß Gebäu,
Durch Meisterhand vereinet,
Wo seine Lieb und seine Treu
Uns durch die Fenster scheinet.

Er selbst wohnt unerkannt darin
Und ist schwer zu ergründen.
Seid fromm, und sucht von Herzen ihn,
Ob ihr ihn möchtet finden.

Die Bibel las er mit dem Geist des Glaubens

Drittens war es die Heilige Schrift, in der er als Pfarrerssohn zu Hause war. Nicht mit dem scharfen Auge der Vernunft, sondern mit dem Geist des Glaubens und Herzens las er das Wort Gottes. Dabei wurde ihm der Mond und der Sternenhimmel zum Gleichnis für die Nachtseite des Geistes, in der Gott sich zeigen will. Wie nachts ein schier unendliches Universum mit zahllosen Sternen, Galaxien und Milchstraßen sichtbar wird, so zeigt sich Gott dem empfangenden Geist in der Heiligen Schrift.

Dagegen steht die Vernunft für die Tagseite des Geistes. In ihrer Helle erkennen wir die Welt gut, die doch nachts im Dunkel ruht. Aber der Sternenhimmel und der Mond verblassen tags zur Unkenntlichkeit. So begriff Matthias Claudius, dass mit der Vernunft bei der Gottsuche nicht viel auszurichten ist, wenn sie nicht durch die Nachtseite des Geistes ergänzt wird. Das macht er in einem anderen Gleichnis deutlich, das in seinem Abendlied in der dritten Strophe erklingt:

„Seht ihr den Mond dort stehen,
er ist nur halb zu sehen
und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost belachen,
weil unsre Augen sie nicht sehn.“

Der Geist ist unsichtbar, aber es gibt ihn

So ist es doch in der Tat. Die Welt ist sichtbar und lässt sich sichtbar machen, wann immer wir sie mit Licht ausleuchten können. Doch der Geist ist unsichtbar. Dennoch gibt es ihn, diesen Geist, den wir als Gott bekennen. Er ist die unsichtbare Hälfte der Wirklichkeit. Beim Mond ist uns völlig klar, dass er nur halb zu sehen ist, weil seine andere Hälfte im Erdschatten liegt. Aber bei der Betrachtung der Welt neigt so mancher dazu, die Bibel und die Glaubenden zu belächeln, weil er die andere Hälfte der Wirklichkeit, weil er Gott nicht sehen kann. Es bleibt also nur der Glaube. Für ihn findet Claudius starke Gleichnisse und Bilder in Bibel und Natur, die ihm helfen, in einer angefochtenen Zeit Gott die Treue zu halten. Und so stellt er jedem Leser bis heute die Gretchenfrage: „Wie hältst Du’s mit der Religion?“.


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Lesermeinungen

 Victor1978 17. Jänner 2015 
 

Freimaurer...

...ist nicht gleich Freimaurer. Für viele war die Loge eine gesellschaftliche Angelegenheit, dort nahm man Tanzstunden, ging zum Stammtisch und hörte Vorträge. Mein Urgroßvater war zeitlebens gläubiger Protestant; die Loge war ihm das Äquivalent zum Gentleman's Club.


2
 
 Kardiologe 17. Jänner 2015 
 

Liederdichter

Claudius ist sicher der bedeutendste protestantische Liederdichter. Es befremdet allerdings, dass er nach der großen Aufzählung hier auch Freimaurer gewesen sein soll. Das war mir bis dato unbekannt gewesen.


3
 

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