Login




oder neu registrieren?


Suche

Suchen Sie im kath.net Archiv in über 70000 Artikeln:







Top-15

meist-diskutiert

  1. Roma locuta - causa (non) finita?
  2. Nach Protesten Schluss mit 'Helnwein-Kunst' im Wiener Stephansdom
  3. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  4. Armin Laschet (CDU) zur Coronapolitik: „Wir hätten unterschiedliche Meinungen anders anhören müssen“
  5. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  6. Lebensschutzorganisation gibt Wahlempfehlung für Donald Trump
  7. Staunen in Frankreich: Die Zahl jugendlicher Taufbewerber steigt massiv an
  8. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  9. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  10. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  11. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  12. Neuer Nuntius in Italien sieht Religionsfreiheit im Westen bedroht
  13. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  14. 14 Jahre nach Geständnis: Belgischer Skandalbischof Vangheluwe jetzt endlich laisiert
  15. Jüdischer Podcaster: Liturgiereform war ‚vielleicht ein großer Fehler’

Religion und Politik: Ein spannungsreiches Verhältnis

20. Jänner 2015 in Kommentar, 2 Lesermeinungen
Druckansicht | Artikel versenden | Tippfehler melden


Die säkulare Welt wird durch den Islam in einer Weise herausgefordert, die ihre eigene Orientierungslosigkeit und Überzeugungsschwäche offenbart. Gastkommentar von Robert Deinhammer SJ


London (kath.net) Die gegenwärtigen Entwicklungen in Europa und auch in vielen anderen Teilen der Welt geben dringenden Anlass, etwas allgemeiner über das Verhältnis von Religion und staatlicher Politik nachzudenken. Historisch betrachtet lässt sich ein breites Spektrum beobachten: Auf der einen Seite der Skala steht die Vermischung von Religion bzw. Kirche(n) und Politik, auf der anderen eine gegenseitige Todfeindschaft und absolute Trennung. Beide Extremformen sind als totalitär zu qualifizieren. Die möglichen Mischformen scheinen auch nicht wesentlich besser zu sein.

Was wäre eine angemessene Verhältnisbestimmung von Religion und Politik? Ich stelle die These zur Diskussion, dass es statt Vermischung oder Trennung um eine unterscheidende In-Beziehung-Setzung gehen sollte. Religionen und staatliche Politik sind klar voneinander zu unterscheiden. Die Religionsgemeinschaften entfalten für das Gemeinwesen eine völlig andere Funktion als der Staat. Andererseits stehen Religion und Politik unvermeidlich in verschiedensten Beziehungen zueinander. Die Werthaltungen von Bürgern und Politikern sind häufig religiös bestimmt, was sich in Demokratien notwendig politisch auswirkt. Die christlichen Kirchen wollen etwa einen Beitrag zum Gemeinwohl leisten, indem sie das Evangelium verkünden, eine Botschaft, die aus der Macht der Angst um sich selbst zu wahrer Menschlichkeit und (auch politischer) Vernunft befreien möchte.


Im Falle eines Konfliktes zwischen Religion und Politik ist aus christlicher Sicht zu sagen, dass etwa der Glaube niemals im Widerspruch zu einer ihre Autonomie wahrenden Vernunft stehen kann. Dies ist tatsächlich Lehre der katholischen Kirche, auch wenn diese Lehre durch eine vielfach unzureichende Glaubensverkündigung und Moralbegründung konterkariert wurde und wird. Jedenfalls gilt: Wirklicher Glaube fordert und fördert eine möglichst kritische Vernunft, damit er sich vom Aberglauben unterscheiden kann.

Der säkulare Staat sollte gegenüber allen Religionen in dem Sinne ein unparteiliches Verhältnis an den Tag legen, als es nicht Aufgabe des Staates sein kann, über die Wahrheit der Religionen zu entscheiden. Es ist jedoch die Aufgabe des säkularen Staates, wirksam für Religionsfrieden und die Einhaltung der Rechts- und Verfassungsordnung zu sorgen, notfalls mit rechtlich geregelter Gewalt. Das Gewaltmonopol muss beim Staat liegen, dadurch ist er geradezu definiert.

Die gegenwärtigen Debatten rund um das Verhältnis von Religion und Politik leiden unter Begriffsverwirrung und Undifferenziertheit. Zwei Problemkreise scheinen von besonderer Relevanz zu sein: Wie können die moralischen Grundlagen unserer westlichen Gesellschaften überzeugend begründet werden? Die säkulare Welt wird durch den Islam in einer Weise herausgefordert, die ihre eigene Orientierungslosigkeit und Überzeugungsschwäche offenbart. Mit einem moralischen Relativismus lässt sich jedenfalls keine verantwortliche Politik machen.

Auf der anderen Seite wäre es dringend notwendig, in einen Dialog der Religionen und Weltanschauungen einzutreten, der auch die Wahrheitsfrage nicht ausklammert. Mit welchem Recht behaupten eigentlich Christen oder Muslime, dass zum Beispiel die Bibel oder der Koran Ausdruck einer göttlichen Offenbarung sei? In welchem genauen Verhältnis steht der Wahrheitsanspruch des Christentums zum Wahrheitsanspruch des Islams oder zum Wahrheitsanspruch des Atheismus?

Ein Dialog ohne die Wahrheitsfrage scheint eine müßige Veranstaltung zu sein. Und sachliche Kritik dient, von wem auch immer sie vorgetragen wird, der Wahrheitssuche.

Es ist an der Zeit, die wirklich wesentlichen Fragen anzugehen, sachlich, ernsthaft und in der Haltung gegenseitigen Respekts.

Fr. DDr. Robert Deinhammer SJ, geb. 21. 2. 1977 in Salzburg, Mitglied der "Gesellschaft Jesu" seit 2008, Philosoph und Jurist, Lehr- und Forschungstätigkeit an der Universität Salzburg und der Universität Innsbruck, Tätigkeiten im Rahmen der Priesterausbildung (Canisianum), derzeit Studium am Heythrop College, University of London


Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal!

 





Lesermeinungen

 Veritasvincit 20. Jänner 2015 

Staat und Wahrheit

Zitat: "Es kann nicht die Aufgabe des Staates sein, über die Wahrheit der Religionen zu Entscheiden."

Der Staat wird aber von Menschen gelenkt, welche sich für die Wahrheit entscheiden müssen. Dann müssen sie auch danach handeln und die Gesetze entsprechend formulieren - immer unter Berücksichtigung der Überzeugungen in der Bevölkerung, denen kein Zwang angetan werden darf. Das Naturrecht ist aber für alle bindend.


0
 
 Ginsterbusch 20. Jänner 2015 

Gebt dem Kaiser nicht, was Gott gehört!

und bewahrt das Kirchenrecht.


0
 

Um selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen.

Für die Kommentiermöglichkeit von kath.net-Artikeln müssen Sie sich bei kathLogin registrieren. Die Kommentare werden von Moderatoren stichprobenartig überprüft und freigeschaltet. Ein Anrecht auf Freischaltung besteht nicht. Ein Kommentar ist auf 1000 Zeichen beschränkt. Die Kommentare geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
kath.net verweist in dem Zusammenhang auch an das Schreiben von Papst Benedikt zum 45. Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel und lädt die Kommentatoren dazu ein, sich daran zu orientieren: "Das Evangelium durch die neuen Medien mitzuteilen bedeutet nicht nur, ausgesprochen religiöse Inhalte auf die Plattformen der verschiedenen Medien zu setzen, sondern auch im eigenen digitalen Profil und Kommunikationsstil konsequent Zeugnis abzulegen hinsichtlich Entscheidungen, Präferenzen und Urteilen, die zutiefst mit dem Evangelium übereinstimmen, auch wenn nicht explizit davon gesprochen wird." (www.kath.net)
kath.net behält sich vor, Kommentare, welche strafrechtliche Normen verletzen, den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen, zu entfernen. Die Benutzer können diesfalls keine Ansprüche stellen. Aus Zeitgründen kann über die Moderation von User-Kommentaren keine Korrespondenz geführt werden. Weiters behält sich kath.net vor, strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.


Mehr zu

Gesellschaft

  1. Unschuldig angeklagt und verurteilt
  2. Scott Hahn: ‚Mit Kompromissen gewinnen wir nicht’
  3. Verkauf eines Feminismus-kritischen Buchs auf Facebook und Instagram gesperrt
  4. Österreichs Integrationsministerin richtet „Dokumentationsstelle politischer Islam“ ein
  5. Eine Kathedrale in Istanbul - und eine in Nantes
  6. US-Stadt will barbusige Frauen in öffentlichen Parks erlauben
  7. „Wäre das Kinderkopftuch eine christliche Tradition, wäre es schon lange verboten“
  8. CNN-Moderator Chris Cuomo: Amerikaner "brauchen keine Hilfe von oben"
  9. Fridays For Future Weimar: „Die Polizei diskriminiert, mordet, prügelt, hehlt“
  10. Ich bin ein 'weißer Mann', aber deshalb knie ich mich nicht nieder






Top-15

meist-gelesen

  1. Werden Sie Schutzengerl für kath.net für mindestens 2024 und 2025!
  2. KOMMEN SIE MIT! EINMALIGE REISE - 13. Oktober 2024 in Fatima + Andalusien!
  3. Oktober 2024 mit kath.net in MEDJUGORJE
  4. Fastenspende für kath.net - Vergelt's Gott!
  5. Roma locuta - causa (non) finita?
  6. Kard. Müller: "Die Deutsch-Synodalen liegen völlig falsch, sind Opfer der eigenen Propagandatricks"
  7. Nach Protesten Schluss mit 'Helnwein-Kunst' im Wiener Stephansdom
  8. Der Synodale Weg liegt an der Leine
  9. Zweifel an Spekulationen um Predigt-Auslassung des Papstes
  10. Oasen in der Wüste. Von der ‚Volkskirche‘ zur ‚Gemeindekirche‘
  11. Als Johannes Paul II. und die Gottesmutter von Fatima den Kommunismus besiegten
  12. Serie ‚Pauline’ erzählt Romanze zwischen einer 18-jährigen und dem Teufel
  13. Die protestantische Missbrauchsstudie entlarvt die Strukturthesen des Synodalen Wegs als unhaltbar
  14. Good News in den USA: Tausende kommen zu eucharistischer Anbetung
  15. 14 Jahre nach Geständnis: Belgischer Skandalbischof Vangheluwe jetzt endlich laisiert

© 2024 kath.net | Impressum | Datenschutz