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Bischof Oster: 'Kehrt um und glaubt an das Evangelium'

24. Februar 2015 in Spirituelles, 3 Lesermeinungen
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Passauer Bischof nennt es einen „Jammer“, dass die Feier des Sakramentes der Versöhnung „in unserer Kirche so stark abgenommen hat“.


Passau (kath.net/pbp) „Alles ist gut! Der Weg der Versöhnung und die erfüllte Zeit“. So lautet der Titel des Hirtenbriefs des Passauer Bischofs Stefan Oster zur Österlichen Bußzeit. Was es bedeutet, das Geschenk der Beichte, das Geschenk der Vergebung neu zu entdecken und was wirklich gemeint ist, wenn „alles gut ist“, darauf gibt das Evangelium des 1. Fastensonntags eine tiefe und intensive Antwort, wie Bischof Stefan Oster in seinem Hirtenwort erläutert.

kath.net dokumentiert den Fastenhirtenbrief des Passauer Bischofs Stefan Oster in voller Länge:

Liebe Schwestern und Brüder in Christus,

ein alter Mitbruder aus dem Salesianerorden hat mich vor einigen Jahren einmal gefragt, ob ich im Stand der Gnade sei. Mich hat diese seltsame Frage zunächst befremdet. Ich glaube, ich habe sie damals auch nicht recht verstanden. Aber ich habe angefangen zu fragen, was denn mit diesem Ausdruck gemeint sei. Das Evangelium des 1. Fastensonntags gibt uns darauf eine tiefe und intensive Antwort. Wir hören die allerersten Worte aus dem Munde Jesu in diesem Evangelium. Sie sind wie eine Art verdichtetes Programm seines Weges auf der Erde. Er sagt: „Die Zeit ist erfüllt. Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium“ (Mk 1,15). Die Zeit ist erfüllt. Ein tiefes, ein abgründiges Wort. Gibt es in unserem Leben Momente, in denen wir aus tiefstem Herzen sagen können: „Jetzt passt es, jetzt ist alles gut. Jetzt höre ich auf, nach vorne in die Zukunft oder nach hinten in die Vergangenheit zu schauen, denn jetzt ist alles da, alles gut. So kann es bleiben.“ Jesus bietet uns mit seinem Kommen „erfüllte Zeit“ an. Die Zeit, in der endlich alles gut ist und wird.

Aber was genau ist dieses „alles ist gut“, nach dem wir suchen? Jesus sagt: „Das Reich Gottes ist nahe!“ Das Reich Gottes, liebe Schwestern und Brüder, dieses Reich hat einen König. Der König ist der Vater, der König ist auch Jesus und die innerste Regierung hat der Heilige Geist inne. Wie ist das gemeint? Nun, die Christen, die in der Heiligen Schrift zu Wort kommen, sind der tiefen Überzeugung, dass mit Jesus etwas radikal Neues in die Welt gekommen ist. Sie haben verstanden, dass sie mit ihm einen neuen Zugang zu Gott bekommen haben, einen neuen Zugang mitten hinein ins Herz des Vaters, mitten hinein in das Reich, in dem Gott selbst der König ist. Und diesen Zugang, den hatten sie vorher nicht. Sie lebten im tiefen Bewusstsein, dass ihre eigenen Anstrengungen für diesen Zugang nicht ausgereicht haben. Also zum Beispiel ein moralisch gutes Leben zu leben oder ein Leben nach dem jüdischen Gesetz zu führen, mit all den Vorschriften, die es gab. Die ersten Christen spürten: „Ich kann mich anstrengen, wie ich will. Ich kann alle Gesetze halten. Kann alles tun, was mir vorgeschrieben wird, es reicht nicht. Es wird nicht alles gut … Aber er kann es. Jesus kann es! Er hat es durch seinen Tod und seine Auferstehung für mich gemacht, weil meine Anstrengung nicht genügt für das Hineinkommen in Gottes Reich. Sie genügt nicht dafür, dass Gott sein Reich tatsächlich in meiner Seele aufrichten kann.“


Was heißt nun das wieder? In meiner Seele sein Reich aufrichten? Es heißt, liebe Schwestern und Brüder, dass das Reich Gottes nicht einfach dort beginnt, wo einer nett oder ein wenig solidarischer zum anderen ist. Es heißt, dass das Reich Gottes dort beginnt, wo das Vertrauen auf Christus so tief wird, dass er selbst in meiner Seele zu regieren beginnt. So, dass er selbst darin die erste Stelle einnimmt; so, dass er selbst beginnt, mein Handeln, mein Denken, mein Fühlen zu durchdringen. Dann beginnt Reich Gottes in uns und unter uns.

Und die Autoren der Bibel berichten nun von der erstaunlichen Erfahrung, dass sie durch einen tiefer werdenden Glauben an Jesus, durch größere Liebe zu ihm tatsächlich anders leben konnten als vor- her. Sie konnten zum Beispiel schlechte Angewohnheiten bleiben lassen, denen sie vorher ausgeliefert waren. Sie haben festgestellt, dass sie durch Jesus weniger schnell zornig, weniger eifersüchtig, weniger von ungeordnetem Verlangen bedrängt waren. Und dass dafür die friedvolle, die frohe, die geduldige, die gütige Seite immer mehr die Oberhand in ihnen gewann. Nicht, weil sie sich so wahnsinnig angestrengt hatten, sondern weil sie sich innerlich von Jesus und seinem Geist beschenkt gewusst haben.

Und sie haben eine große Sensibilität dafür entwickelt, dass es ein inneres Drinnen-Sein gibt, ein Sein bei Jesus, aber eben auch ein Draußen-Sein, ein Entfernt-Sein von ihm. Die Ursache für diese Entfernung heißt Sünde. Und Sünde ist einerseits ein Zustand, ein innerer Zustand der Entfernung von Jesus. Andererseits aber einfach eine schlechte Tat, die die Beziehung zu ihm stört. So wie es in einer innigen Beziehung zwischen zwei Menschen auch eine Störung gibt, wenn einer etwas tut, was dem Geist dieser Beziehung widerspricht.

Den Christen, von denen die Hl. Schrift erzählt, war also bewusst, dass sie immer neu die Umkehr, die Versöhnung mit Gott durch Christus brauchten, damit sie wieder hineinkamen in sein Reich. Damit das Reich Gottes in ihnen, in ihrer Seele weiter Gestalt annehmen konnte, damit Christus in der Seele wirklich der Herr sein konnte, als den sie ihn immerzu anredeten. Paulus bittet daher in einem seiner Briefe inständig als das Ziel seiner Mission: „Lasst euch mit Gott versöhnen!“ (2 Kor 5,20)

Liebe Schwestern und Brüder im Glauben. Auch mir selbst ist nicht immer völlig bewusst, wie unfassbar groß das Geschenk unseres Herrn ist, bei uns und in uns wohnen zu wollen. Aber er macht uns immer neu genau diese Zusage, immer neu beschenkt er uns in der Eucharistie mit dieser Gegenwart. Die Frage, die wir uns deshalb angesichts dieser Größe selbst stellen dürfen: Sind wir auch von uns her wirklich mit ihm versöhnt? Leben wir so mit Gott, dass er wirklich in unserem Herzen seine Herrschaft aufrichten darf? Gehen wir an der Seite Jesu durch das Leben? Oder sind wir nur zwischendurch mal hier in der Kirche, um eine ruhige Sonntagsstunde zu durchleben? Das ist – wohl- gemerkt – auch nicht schlecht. Und es ist gut, dass Sie alle hier im Gottesdienst sind. Aber Jesus, unser Herr, will mehr von uns, weil er uns liebt. Er will uns durch diese Liebe immer neu mit dem Vater versöhnen und uns dadurch das Herz allmählich verwandeln. Er lässt Wandlung geschehen, damit wir uns wandeln. Er, der Allergrößte, der Allherrscher und Allliebende, macht sich so klein, dass er sich auf unsere menschlichen, manchmal so erbärmlichen Zustände einlässt, damit er in unseren Herzen wohnen kann.

Aber wir spüren, Schwestern und Brüder, das kann er nicht ohne unsere Antwort. Er kann es nicht ohne unsere Umkehr zu ihm, ohne unser Vertrauen. Er kann uns nicht in sein Reich holen, wenn wir nicht einmal wissen, was das ist oder warum wir dazu überhaupt umkehren sollten. „Lasst euch mit Gott versöhnen!“ sagt Paulus. Oder mit meinem alten Mitbruder gesprochen: Lasst Euch in den Stand der Gnade versetzen!

Liebe Schwestern und Brüder, die vor uns liegende österliche Bußzeit lädt uns alle ein, das Sakrament der Versöhnung wieder einmal zu empfangen. Es ist ein Jammer, dass die Feier dieses Sakramentes in unserer Kirche so stark abgenommen hat. Es ist ein Jammer, weil es die Heilsgabe schlechthin ist, die uns der Herr für die Rückkehr in sein Reich immer neu anbietet. In der Schrift wird gesagt, dass sehr, sehr viele, ja, dass im Grunde alle vom Menschen verursachten Übel ihren tiefsten Ursprung in der Tatsache haben, dass wir Menschen von Gott entfernt leben. Deshalb bin ich sicher: Wenn wir das Geschenk der Beichte, das Geschenk der Vergebung wieder neu entdecken würden, als Möglichkeit des neuen Zugangs zum Reich Gottes, hinein in den Frieden mit Gott, hinein in die erfüllte Zeit, dann bräuchten wir vermutlich auch nicht mehr so viele therapeutische Angebote in anderen Bereichen. Und wenn Sie nicht mehr wissen, wie es geht, fragen Sie einfach Ihren Pfarrer. Denn durch eine ehrliche Versöhnung mit Gott bekommen viele unserer Fragen und Sorgen einen neuen und tieferen Horizont. Neue Möglichkeiten von Heil und innerem Glück werden eröffnet. Freilich: Umkehr zu Gott hat auch mit Kapitulation zu tun. Umkehr bedeutet den festen Willen, Jesus den Herrn unserer Seele sein zu lassen. Es bedeutet wirklich anzufangen, den alten Egoismus in mir in der Kraft Jesu zu bekämpfen und als neuer Mensch zu leben; als ein Mensch mit der Erfahrung: Mit Jesus ist alles gut! Und dass Sie alle in dieser Fastenzeit auf dem Weg zum neuen Menschen weiterkommen und dass Sie dabei auch tiefe Erfahrungen von erfüllter Zeit machen dürfen, dazu segne Sie alle der dreieieinige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Gegeben am 1. Fastensonntag, 22. Februar 2015

Dr. Stefan Oster SDB
Bischof von Passau

Passauer Bischof Stefan Oster im Interview: ´Ich möchte, dass junge Menschen das Geschenk der Begegnung mit Christus erfahren dürfen´.


Foto Bischof Oster (c) kath.net/Michael Schäfer



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Lesermeinungen

 Laus Deo 24. Februar 2015 

Deo Gratias

Super Hirtenbrief wären nur mehr Bischöfe so katholisch


11
 
 Gewitterwolke 24. Februar 2015 
 

Dass die Beichte im Laufe der Zeit so unattraktiv geworden ist - ja, das kann man den Gläubigen nicht verübeln. Schuld daran ist leider die Kirche selber. Die moderne Theologie lehrt doch, dass alle in den Himmel kommen, wozu dann beichten wenn man auch ohne Bußsakrament das Himmelreich erreicht. Dann die unterschiedlichen Meinungen von Beichtvätern: Ach, das brauchen Sie doch nicht beichten, ein anderer sagt jedoch dass das Vergehen schwerwiegend ist. Ja was nun? Die Folge ist dass niemand mehr beichten geht. Die Kirche braucht wieder eine klare Linie, sie muss wieder an die 10 Gebote erinnern und nicht jedem automatisch das Himmelreich versprechen. "Ich habe niemanden umgebracht", wird oft argumentiert, da tut es doch eine Bußandacht auch, hört man landläufig.


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 Johann Martin 24. Februar 2015 
 

Hervorragend!

Ein ganz hervorragender Hirtenbrief, der den Menschen wirklich zeigt, warum es im Christentum letztlich geht. Viele haben das so ja noch nie gehört - weder im Religionsunterricht noch in der sonntäglichen Verkündigung. Hoffentlich lassen sich andere Bischöfe davon anstecken und sprechen eine ähnlich deutliche Sprache!


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