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| 'Lobeshymnus an jenen Weltgeist, der heute Gestalt angenommen hatte'2. Mai 2015 in Buchtipp, 1 Lesermeinung Leseprobe 4 aus dem Buch Der Herr der Welt von Robert Hugh Benson Illertissen (kath.net/Media Maria) Die von Robert Hugh Benson (1871-1914) vorausgesehene Entwicklung der Technik und die politischen und antireligiösen Zukunftsbilder waren beim Erscheinen des Buches eine Sensation. Seine Visionen zeigen jedoch erstaunliche Wiedererkennungsmerkmale in Anbetracht der Schreckensregime des Nationalsozialismus und des Kommunismus. Benson beschreibt den "Herrn der Welt" als Antichrist, der in einem als freiheitlich propagierten System über alle Länder der Erde herrscht. Julian Felsenburg, dieser neue Weltherrscher, schreckt im Kampf gegen die Kirche auch nicht vor der Vernichtung Roms, des Papstes und der letzten Christen zurück. Nur zwei Kardinäle entkommen diesem gnadenlosen Bombardement Roms. Sie wählen im Verborgenen einen neuen Papst und berufen ein Konzil ein. Durch einen Verrat wird auch dieser letzte Aufenthalt des neuen Papstes bekannt. Felsenburgh holt zum letzten Vernichtungsschlag aus. Während der Papst und seine Getreuen sich dem letzten Kampf stellen, verfinstert sich die Sonne und Gott greift ein. Um dreiundzwanzig Uhr verkündete anhaltender Applaus vor dem Haus die Ankunft der amerikanischen Delegierten aus Paris, die der Reihe nach die Tribüne von der Südseite des alten Chorraumes her bestiegen. Es ist uns unmöglich, in dürren Worten das auszudrücken, was wir bei ihren Reden empfanden. Es sei uns gestattet, aus ihren Reihen nur einen Sprecher, Mr Markham, hervorzuheben, dessen ergreifende Worte all denen, die den Vorzug hatten, sie zu hören, ewig im Gedächtnis bleiben werden. Er war es auch, der uns ausführlich berichtete, was die anderen lediglich erwähnt hatten, nämlich, dass der Erfolg der amerikanischen Bemühungen einzig und allein Mr Julian Felsenburgh zu verdanken sei. Bis zu diesem Zeitpunkt war Mr Felsenburgh noch nicht eingetroffen, aber in Beantwortung der stürmisch gestellten Frage nach dem Verbleib Mr Felsenburghs teilte Mr Markham mit, dass mit seinem Eintreffen in wenigen Minuten zu rechnen sei. Dann beschrieb er, soweit wie möglich, in wenigen Sätzen die Methoden, mit denen es Mr Felsenburgh gelang, die vermutlich größte Aufgabe, die sich in der Geschichte jemals gestellt hat, zu lösen. Aus seinen Worten scheint eindeutig hervorzugehen, dass Mr Felsenburgh, dessen Lebenslauf, soweit er uns vorliegt, wir an anderer Stelle abdrucken, der größte Redner ist, den die Welt je gesehen hat und wir sagen das mit voller Überzeugung. Alle Sprachen scheinen ihm gleich geläufig; während der letzten acht Monate der Ostkrise hielt er Ansprachen in nicht weniger als fünfzehn Sprachen. Es scheint uns angebracht, an dieser Stelle über seine Art zu reden einige Bemerkungen zu machen. Wie Mr Markham uns weiterhin mitteilte, zeigte er eine erstaunliche Kenntnis, nicht nur der menschlichen Natur, sondern auch eines jeden Zuges, in welchem sich ihr göttliches Wesen offenbart. Er schien die Geschichte, die Vorurteile, die Befürchtungen, die Hoffnungen und die Erwartungen jeder der unzählbaren Sekten und Kasten des Ostens, zu denen er zu sprechen hatte, zu kennen. Damit scheint Mr Felsenburgh das erste Produkt jener neuen, kosmopolitischen Rasse zu sein, die die Welt seit ihrem Anbeginn hervorzubringen suchte. Er wurde in nicht weniger als neun Städten, darunter Damaskus, Irkutsk, Konstantinopel, Kalkutta, Benares und Nanking von einer mohammedanischen Volksmasse als Messias begrüßt. Selbst in Amerika, wo diese außerordentliche Gestalt erschienen ist, hört man nichts als Gutes über ihn. Korruption, wirtschaftliche oder politische Erpressung, all jene Verbrechen, die für die früheren Politiker des benachbarten Kontinents so bezeichnend waren, nicht einmal die Boulevardpresse kann sie ihm vorwerfen. Mr Felsenburgh hat nicht einmal eine Partei gegründet. Nicht seine Mitläufer, sondern er selbst hat gesiegt. Diejenigen unter unseren Lesern, die jener Rede im Pauls-Haus beiwohnen durften, werden zugeben, dass die Wirkung dieser Worte unbeschreiblich war. Als Mr Markham sich am Schluss seiner Rede wieder gesetzt hatte, herrschte tiefes Schweigen; dann aber, um die aufkommende Erregung zu dämpfen, ließ der Organist die ersten Akkorde der Freimaurerhymne ertönen. Alles stimmte ein und in wenigen Augenblicken erfüllte sie nicht nur das ganze Gebäude, nein, auch die Menschen auf der Straße sangen mit, sodass London einige Augenblicke lang wirklich ein einziger Tempel des Herrn wurde. Was wir jetzt zu beschreiben haben, übersteigt unser journalistisches Vermögen, und wir müssen daher den Leser bitten, das Folgende nicht mit den gewohnten Maßstäben messen zu wollen. Für dieses größte aller Ereignisse stehen uns nur einfache Worte zur Verfügung. Gegen Ende der vierten Strophe sah man eine Gestalt in einem einfachen, dunklen Anzug die Treppen zur Tribüne emporsteigen. Einen Augenblick lang schenkte man diesem Ereignis keine Beachtung, dann aber bemerkte man eine plötzliche Bewegung unter den Delegierten, und das Singen wurde immer schwächer. Schließlich verstummte der Gesang vollends, als jene Gestalt, mit einer knappen Verbeugung nach rechts und nach links, die Stufen zum Rednerpult emporstieg. Dann geschah etwas Merkwürdiges: Anfänglich schien der Organist nicht bemerkt zu haben, was die Menge zum Schweigen gebracht hatte, und er setzte sein Spiel fort. Erst als aus der Menschenmenge ein Geräusch aufstieg, das einem Aufstöhnen glich, stellte er sein Spiel ein. Aber kein Beifall wurde laut, stattdessen herrschte tiefes Schweigen in der riesigen Menge, das sich auch eigenartigerweise auf die Menschen vor dem Gebäude ausdehnte, und als Mr Felsenburgh die ersten Worte sagte, lag die Stille fast greifbar über der ganzen Stadt. Die Erklärung dieses einzigartigen Phänomens überlassen wir den Fachgelehrten. Über seine Rede selbst haben wir nichts zu berichten. Soweit uns bekannt ist, wurde sie von keinem Berichterstatter mitgeschrieben, es sei jedoch vermerkt, dass die in Esperanto gehaltene Ansprache von einer ergreifenden Schlichtheit und äußerster Kürze war. Sie bestand aus der kurzen Mitteilung, dass nun endlich die Weltbruderschaft geworden sei, und aus einem Glückwunsch an alle diejenigen, denen es vergönnt war, diese Vollendung der Geschichte miterleben zu dürfen. Sie endete schließlich in einem Lobeshymnus an jenen Weltgeist, der heute Gestalt angenommen hatte. Das ist alles, was wir über die Rede zu sagen haben, den Eindruck aber, den jene Persönlichkeit auf uns machte, vermögen wir nicht zu schildern. Vor uns stand ein Mann von etwa dreiunddreißig Jahren, glatt rasiert, in aufrechter Haltung, mit weißem Haar und dunklen Augen, dichten Augenbrauen, die Hände regungslos auf das Geländer gestützt. Ein einziges Mal nur hob er die Hand und diese Bewegung genügte, ein Schluchzen unter der Menge hervorzurufen. Dabei sprach er langsam, klar und deutlich, dann blieb er ruhig stehen und wartete. Kein Beifall folgte seinen Worten, stattdessen brach die Menge in ein einziges Aufstöhnen aus, das keiner der Anwesenden je vergessen wird und das wie der erste Atemzug einer neuen Welt klang. Dann aber herrschte wieder das eigenartige, herzerschütternde Schweigen. Viele weinten lautlos, Tausende bewegten still ihre Lippen, und alle blickten hinauf zu jener einfachen Gestalt, als ob sich in ihr die Hoffnung einer jeden Seele erfüllte. Auf diese Weise müssen, wenn wir es glauben dürfen, vor Jahrhunderten die Augen vieler auf jenen gerichtet gewesen sein, dessen Gestalt als Jesus von Nazareth in die Geschichte eingegangen ist. kath.net-Buchtipp: Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern: - Link zum kathShop - Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus: Für Bestellungen aus Österreich und Deutschland: [email protected] Für Bestellungen aus der Schweiz: [email protected] Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
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