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Künstlerhaus: Schönborn erläuterte Dostojewskis Zentralthemen

31. Mai 2015 in Chronik, keine Lesermeinung
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Festwochen-Salongespräch mit Wiener Erzbischof, Frankfurter Philosophen Menke und Religionswissenschaftlerin Baatz aus Anlass der Premiere der Bühnenadaptierung des dostojewskischen Opus Magnum "Die Brüder Karamasow" durch Frank Castorf


Wien (kath.net/KAP) Die großen Dostojewski-Themen Gottesabwesenheit, Schuld und Vergebung sind am Samstag bei einem Festwochen-Salongespräch im Wiener Künstlerhaus mit Christoph Kardinal Schönborn (Foto), dem Frankfurter Philosophen Christoph Menke und der Wiener Publizistin und Religionswissenschaftlerin Ursula Baatz abgehandelt worden. Anlass war die Premiere der Bühnenadaptierung des dostojewskischen Opus Magnum "Die Brüder Karamasow" durch Frank Castorf am neuen Festwochen-Spielort F23, einer ehemaligen städtischen Sargfabrik in der Breitenfurter Straße. Castorf selbst musste für das Salongespräch allerdings kurzfristig absagen.

"Echte Schuld gibt es", sagte der Wiener Erzbischof und kritisierte den Ansatz von Konrad Lorenz mit seinem Buch über das "sogenannte Böse". Diesem Ansatz gegenüber müsse betont werden, dass der Mensch die Tendenz habe, Schuld zu delegieren. "Die Suche nach Schuldigen ist eine der Hauptbeschäftigungen in der Gesellschaft. Es sind immer die anderen."


Wichtig wäre es, seinen eigenen, möglicherweise nur kleinen, Teil der Verantwortung wahrzunehmen und zu sagen: "Hier habe ich etwas Falsches, etwas Verletzendes getan." Denn "das Wiedergewinnen von Wahrnehmung echter Schuld ermöglicht erst Freiheit", so der Kardinal.

Das Thema Schuld werde allerdings erst dann aufgreifbar, wenn es einen Raum der Vergebung gebe. "Nur so kann man sie aufarbeiten", betonte Schönborn. "Das ist der Kern meines Glaubens", bekannte er und zitierte die englische Mystikerin Juliana von Norwich (1342-1413) mit den Worten: "And thou shalt see thyself that all things shall be well". Es gehe um das "Happy End", nicht im Stil von Hollywood, sondern als tiefes Wissen um eine bleibende Zusage.

Christoph Menke wies auf die Verteidigungsargumente von Tätern hin, die bei Verbrechen keine Subjekte gewesen sein wollten. Klassisch sei diesbezüglich die Rechtfertigung Adolf Eichmanns, der sich nur als Rädchen in einem Getriebe sah. Nur Objekt sein zu wollen - und damit schuldfrei gestellt werden zu können - sei auch in anderen Kontexten verbreitet.

Menke verwies in diesem Zusammenhang auf biologistische Theorien, etwa in der Hirnforschung. Was einige ihrer Anhänger über Verhaltensursachen sagten, sei "oft Aberglauben und hat mit Wissenschaft nichts zu tun". Ursula Baatz ergänzte, dass im Endeffekt auch renommierte Hirnforscher die Existenz einer derart großen Vielfalt von Einflüssen einräumen müssten, weshalb monokausale Ursachen-Zuordnungen nicht möglich seien.

Für Menke ist wesentlich, real existierendes "falsches Denken" zu entlarven. Es zeige sich heute in einer gefährlichen "Kombination von Kapitalismus und Biologismus". Er stellte diesem Denken die Philosophie Max Horkheimers (1895-1973) gegenüber. Horkheimer habe das Respektieren von "Momenten des Lebens, derer wir nicht mächtig sind, wie etwa Schönheit", gefordert.

Ursula Baatz betonte, dass Geld heute zu einer realen Religion geworden sei. So würden etwa im Pflegebereich Werte wie Geduld und Zuhören materialisiert und in Stundensätze umgerechnet. "Und damit zerbröseln sie auch schon", so Baatz.

Copyright 2015 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten
Foto Kardinal Schönborn (c) Erzdiözese Wien


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