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Der Papst reist in die Anden: Copacabana, Zebras, Kokakekse

27. Juni 2015 in Weltkirche, keine Lesermeinung
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Keine Schonung für Franziskus in Bolivien - "Kathpress"-Hintergrundbericht von Johannes Pernsteiner


Wien-La Paz (kath.net/KAP) Bolivien ist das größte der drei Zielländer im Rahmen der bevorstehenden zweiten Südamerikareise von Papst Franziskus. Der Papst kommt am 8. Juli aus Ecuador in das Andenland, und er reist am 10. nach Paraguay weiter.

Für die Reiseplaner aus dem Vatikan ist Bolivien vor allem ein Sorgenkind gesundheitlicher Natur: Der nicht mit der Höhenluft vertraute Pontifex, der seit seiner Jugend mit nur einem intakten Lungenflügel lebt, wird nach seiner Ankunft aus Ecuador nur den Nachmittag des 8. Juli in der auf 3.600 Meter gelegenen Hauptstadt La Paz verbringen. Schon abends geht es dann in die tiefer gelegene Stadt Santa Cruz de la Sierra weiter, wo er eineinhalb Tage bis zur Weiterreise nach Paraguay verbringt.

Dennoch schont sich der Papst selbst in den vier Stunden in der Hauptstadt des Vielvölker-Andenstaates nicht und absolviert auch hier ein Monsterprogramm: Er besucht Präsident Evo Morales im Regierungspalast, trifft die Priester und Ordensleute in der Kathedrale, macht Zwischenstopp in der Nuntiatur und wird der Opfer der Diktatur gedenken. Und noch zuvor, gleich beim ersten Kontakt mit bolivianischem Boden auf dem Hauptstadt-Flughafen El Alto - der sogar auf 4.100 Metern liegt - segnet Franziskus die Statue der Nationalheiligen, der Jungfrau von Copacabana, genau wie dies bereits vor 27 Jahren Johannes Paul II. getan hatte.

Zum Einsatz kommt eine Replik jenes Originals aus dem Jahr 1583, das in der Franziskus-Basilika in der am Titicaca-See gelegenen, gleichnamigen Wallfahrtsstätte zu finden ist, deren Besuch für Franziskus aus Zeitgründen entfallen muss. Der von einem Inka-Nachfahren geschnitzten Mariendarstellung werden viele Wunder zugeschrieben. So ist sie u.a. Namensgeberin des berühmten Badestrandes im brasilianischen Rio de Janeiro, wo einst ein Seefahrer strandete und eine Kapelle errichtete, nachdem er die Copacabana in Seenot um Hilfe gerufen hatte.

Noch auf der Fahrt vom Flughafen nach La Paz will Franziskus an der Autobahn einen kurzen Stopp an jener Stelle machen, an der am 21. März 1980 die mit 21 Schüssen durchlöcherte Leiche des entführten Jesuiten Luis Espinal gefunden worden war. An den Priester, der eines der zahlreichen Opfer des grausamen Regimes von Luis Garcia Meza (1980-1981) war, erinnert neben einem Kreuz an dieser Stelle auch eine Auszeichnung, die der Papst vom bolivianischen Parlament entgegennehmen wird, wie Senatspräsident Jose Alberto Gringo Gonzales im Vorfeld ankündigte.


Franziskus' Schatten

Fast ständiger Begleiter des Papstes bei den Programmpunkten sowohl in La Paz als auch in Santa Cruz wird Präsident Evo Morales sein, der zuvor Franziskus bereits dreimal - im September 2013 und Oktober 2014 im Vatikan sowie zuvor beim Weltjugendtag in Rio - begegnet war. Der Präsident, der im Jänner seine dritte Amtszeit begann, ist in seinem Land umstritten: Kritiker halten ihm vor, das Land in eine Diktatur zu steuern und zu wenig gegen den sich ausbreitenden Drogenhandel zu tun. Zudem steht das Gesundheitsbudget Boliviens von nur 6,23 Prozent des Staatshaushalts am Pranger, wobei hier ausgerechnet ein Priester - Mateo Bautista - der Wortführer der Regierungsgegner ist.

Morales rief indes dazu auf, ideologische Fragen beim Papstbesuch zurückzustellen und Franziskus willkommen zu heißen. Boliviens Ansehen im Ausland müsse gewahrt werden, zudem solle der Besuch eine "Stärkung in unserem religiösen Glauben" bringen.

Es war Morales selbst, der die Reisevorbereiter dazu bewegte, dass der Papst nun die Stadt Santa Cruz - statt, wie vom Vatikan beabsichtigt, Tarija - als Zielort in Bolivien ansteuern wird; hier sei mit dem G77-Gipfel bereits einmal ein internationales Treffen erfolgreich ausgetragen worden, so seine Begründung. Zudem wollte er hier Franziskus beim zweiten "Welttreffen der Volksbewegungen" begrüßen.

Bei diesem Treffen, das am 9. Juli stattfinden wird, wollen die von Morales geförderten Coca-Bauern des Landes dem Papst auch Produkte wie Kekse oder Tee aus jener Pflanze überbringen, die als Kokain-Rohstoff dient und unter das internationale Einheitsabkommen über Betäubungsmittel von 1961 fällt, während sie in Bolivien, Peru und Kolumbien angebaut wird. Morales stieg 2011 aus dem Abkommen aus und setzt sich vehement für eine Legalisierung der Coca-Nutzung für Genussmittel und Kosmetika ein.

Klagen über Arbeits- und Haftbedingungen

Kein Treffen des Papstes dürfte es hingegen mit Indigenen-Vertretern Boliviens geben - aus Zeitgründen, wie zuletzt der Sprecher der nationalen Caritas, Juan Carlos Velasquez, erklärte. Führende Vertreter des Indigenen-Schutzgebietes und Nationalparks Isiboro-Secure (TIPNIS) hatten gehofft, von Franziskus prominente Unterstützung im Protest gegen eine Straße zu erhalten, die künftig durch ihr Territorium führen soll. Proteste bis hin zur Androhung von Straßenblockaden gab es vor der Papstreise auch von Bergarbeitern der staatlichen Mine Colquiri, deren Gewerkschaft seit Monaten mit der Regierung über die Arbeitsbedingungen streitet.

Besondere Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit wird Franziskus' Besuch des Palmasola-Gefängnisses am 10. Juli haben, wo der Papst die Insassen segnen und mehrere Zeugnisse hören will. Die Häftlinge werden dem Papst laut Medienberichten einen Brief übergeben, in dem sie sich über ihre Haftbedingungen beschweren. Auch von einer Anklage der langsamen Justiz ist die Rede, die die Ursache der überfüllten Gefängnisse sei, von unzureichender Versorgung mit Medikamenten und Nahrung, sowie von den großen Problemen bei der Wiedereingliederung in der Gesellschaft für Haftentlassene.

Von den rund 14.000 Haftgefangenen in Bolivien leben 5.300 in Palmasola, das nicht nur als größtes, sondern auch als konfliktreichstes Gefängnis des Landes gilt. Immer wieder kommt es zu Unruhen unter den Häftlingen, bei denen vor zwei Jahren 35 Menschen - darunter drei Ausländer und ein 18-jähriges Baby - ums Leben kamen. Aufgrund von Problemen im Justizsystem verbleibt ein Großteil der Insassen über Jahre im Gefängnis, ohne dass je ein Gerichtsurteil gefällt wurde.

Der Papstbesuch könnte hier zumindest kurzfristige Positiv-Effekte bringen: Die bolivianischen Gerichte haben angekündigt, die Verfahren rund um die Palmasola-Insassen zu beschleunigen.

Marathonlaufen für den Papst

Auf allen Ebenen versuchen Kirche und Staat, dem erwarteten Massenansturm - zwei bis drei Millionen werden bei der großen Freiluftmesse in Santa Cruz am 9. Juli erwartet, darunter auch viele aus dem grenznahen Brasilien - gerecht zu werden. Karmelitenschwestern der Stadt backen derzeit 600.000 Hostien für die Papstmesse, die Bischöfe wiederholen inständig ihre Aufrufe an die Gläubigen, ihre Häuser zu öffnen und Pilger aufzunehmen. Die Stadtverwaltung bildet ein Heer von Verkehrslotsen aus, die zur besseren Wahrnehmung in Zebrakostüme gekleidet sind, zudem soll ein Alkoholverbot die Sicherheit und den religiösen Charakter des Papstbesuches fördern.

Gleichzeitig drängt die nationale Bischofskonferenz die Pfarren auf eine spirituelle Vorbereitung für das religiöse Megaevent. Veranstaltet wurde ein Liederwettbewerb, in dem sich der Musiker Carlos Soria gegen 72 Mitbewerber durchsetzte und nun mit seinem Videoclip "Con Francisco" als Verfasser des offiziellen Papst-Willkommenssongs bezeichnen darf.

Für größtmögliche Breitenwirkung greift man durchaus auch auf den Sport zurück: Etwa in der Diözese El Alto gab es vergangenen Samstag einen Laufwettbewerb unter dem Motto: "Mit Franziskus verkünden wir die Freude am Evangelium". Zwar als "Marathon" betitelt, war die Ziellinie für die Teilnehmer dennoch nur rund fünf Kilometer entfernt.

Verschönerungsoffensive in La Paz

Die Maßnahmen der Regierung, um das Land auf Vordermann zu bringen, reichen weit über die umgerechnet 300.000 Euro für Tourismuswerbung hinaus. So gibt es durchaus enorme Anstrengungen, die Gunst der Stunde für eine Verschönerung der Städte zu nutzen, auch in La Paz: Die Hauptstadt-Verwaltung hat für alle Hausbesitzer, die ihre Außenmauern noch vor dem 7. Juli fertigstellen, eine Reduktion der Grundsteuer um 80 Prozent in Aussicht gestellt. Wird nur die Straßenseite neu bemalt, winken immerhin 50 Prozent. Laut offiziellen Zahlen sind sieben von zehn Häusern in der Hauptstadt unvollendet, wozu durchaus auch beigetragen haben dürfte, dass ein abgeschlossener Hausbau zu einer höheren Steuer führt.

74 Prozent der Bolivianer bezeichnen sich als katholisch, weitere 22 Prozent als Angehörige anderer christlichen Konfessionen oder Gemeinden, sowie 3 Prozent als Agnostiker oder Atheisten. Zwei Drittel der Gesamtbevölkerung besuchen laut jüngsten Umfragen regelmäßig den Gottesdienst - 36 Prozent wöchentlich und weitere 37 Prozent zumindest monatlich -, nur 5 Prozent nie, drei Prozent hingegen sogar täglich.

Papstbesuch in Bolivien 2015 - Der offizielle Hymnus: ´Mit Franziskus - Verkünden wir die Freude des Evangeliums!´


Copyright 2015 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
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