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'Papst Franziskus hat das Zeug zu einem großen Menschen'

6. Juli 2015 in Interview, keine Lesermeinung
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Eine Jüdin veröffentlicht ein ungewöhnliches Papst-Portrait. Erika Rosenberg im Interview. Von Michael Hesemann


Buenos Aires (kath.net) Erika Rosenberg aus Buenos Aires, Tochter jüdischer Einwanderer und Holocaust-Überlebender, gilt als weltweit führende Expertin für Oskar und Emilie Schindler, die engagierten Judenretter. Für ihre Vorträge, ihr Bemühen, in deutschen Schulen die Schrecken des Holocaust, aber auch das humanitäre Engagement der Schindlers zu vermitteln, wurde sie mit dem Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland am Band ausgezeichnet. In ihrer argentinischen Heimat dozierte sie am Goethe-Institut und an der Katholischen Universität. Dort lernte sie Jorge Mario Bergoglio kennen, den damaligen Erzbischof von Buenos Aires, den späteren Papst Franziskus. Fasziniert von seiner tiefen Menschlichkeit machte sich die gläubige Jüdin auf eine Spurensuche, sprach mit Dutzenden Weggefährten – und schrieb darüber ein Buch. Michael Hesemann interviewte sie für kath.net.

Michael Hesemann: Frau Rosenberg, gerade erschien im Herbig-Verlag Ihr neues Buch „Als ich mit dem Papst U-Bahn fuhr“. Immerhin leben Sie seit über sechzig Jahren in Buenos Aires, der Stadt, deren Erzbischof Jorge Mario Bergoglio vor seiner Wahl zum Papst war. Wie kam es dazu, wie nah kamen Sie dem heutigen Papst damals?

Erika Rosenberg:
Ich kam ihm sehr oft nahe und es war keine große Mühe, denn schon damals war Pater Jorge immer unterwegs: er fuhr mit öffentlichen Verkehrsmitteln und hielt Messen auf dem Platz in Constitución. Er war für alle Menschen da! Ich fing an, mich für seine Person zu interessieren, zunächst wegen des interreligiösen Dialogs. So kam ich an einem Feiertag zum Tedeum in die Kathedrale, um diesen besonderen, eigenartigen und einzigartigen Menschen live zu erleben. Das war 1998. Und ich saß an der ersten Reihe in der Kirche. Er imponierte mir sehr mit seinen klaren und deutlichen Ausführungen. Kurz danach begegnete ich ihm mehrfach in der U-Bahn.

Hesemann: Sie sind in Deutschland nicht als Papstexpertin bekannt, sondern als Freundin und Nachlassverwalterin von Emilie Schindler und führende Expertin über Oskar Schindler und den Holocaust. Was veranlasste Sie, als Jüdin ein Buch über den Papst zu schreiben?

Rosenberg: Ausgerechnet als Expertin für das Thema „Emilie und Oskar Schindler. Zwei unbesungene, zivilcouragierte und mutige Helden“ interessierte es mich, nicht „nur“ über einen Papst zu schreiben, sondern über einen bescheidenen, demütigen Menschen, der immer lebte, was er predigte. Einen Menschen, der die Begabung hat, Hoffnung und Liebe zu vermitteln, ja Brücke zu bauen, und das weltweit, nicht nur zwischen Christen, sondern auch zu Menschen anderen Glaubens und aller sozialen Schichten. Er ist der Anwalt der Ärmsten der Armen.


Hesemann: Nun, das waren andere Päpste auch, der eine mehr, der andere vielleicht weniger. Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere an Franziskus?

Rosenberg: Ich glaube, alle Amtsvorgänger von Papst Franziskus waren in ihrer Form besondere Menschen und jeder hat eine andere große Begabung. Johannes Paul II., zum Beispiel, öffnete Grenzen in den Herzen vieler Menschen, auch in der Politik. Benedikt XVI. war und ist ein einmaliger Gelehrter, ein großer Theologe und Philosoph mit seinen Werken, seinen Schriften und seinem ganzen, großen Erbe. Beide waren Europäer. Papst Franziskus traut sich, vielleicht weil gerade weil er kein Europäer ist, zu, viele Reformen anzupacken, von denen andere wahrscheinlich nie geträumt hätten. Außerdem ist er Jesuit. Er hat schon des Öfteren bewiesen, dass er keine Angst hat, vor Nichts und vor Niemandem. Er denkt und handelt gleichzeitig, je nachdem, was die Situation gerade erfordert. Zuerst erkennt er die Lage und dann handelt er danach. Er ist direkt, ehrlich und spricht die Sprache des Volkes, ohne jedes „wenn“ und „aber“, und nicht durch die Blume. Ich schätze seine Direktheit an ihm!

Hesemann: Wir wissen alle von seiner Freundschaft zu Rabbi Abraham Skorka. Aber wie gut waren seine Kontakte zur jüdischen Gemeinde an sich?

Rosenberg: „Pater Jorge“, wie wir ihn damals nur nennen sollten, war nicht nur der Freund von Rabbi Skorka, er pflegte einen regen Kontakt zu der gesamten Jüdischen Gemeinde und organisierte in den Villas Miserias, den Elendsvierteln der Stadt, Feierlichkeiten für die Mitglieder beider Religionen, zu denen auch Rabbiner gemeinsam mit den Mitgliedern ihrer Gemeinde eingeladen waren. Ich könnte Ihnen da viele Beispiele nennen …

Hesemann: In Deutschland streitet man darüber, ob dieser Papst ein Progressiver, ein Reformer oder ein Bewahrer der katholischen Lehre, ein Purist, ist. Was ist Ihre Meinung dazu? Wie nahm man ihn in Buenos Aires wahr?

Rosenberg: Leider kann ich auf diese Frage nicht antworten aus dem einfachen Grunde, dass mir als Jüdin gar kein Urteil darüber zusteht. In Buenos Aires hatte er immer in großer Stille gewirkt, nie etwas an die große Glocke gehängt. Er wollte sich ja nie profilieren. Ganz im Gegenteil.

Hesemann: Hat er sich denn verändert, seit er Papst wurde?

Rosenberg: Papst Franziskus hat gewiss erkannt, dass ein Mensch seine Ideen und Handeln reifen lassen kann. Bei ihm ist das „Aggiornamento“ etwas Wichtiges, außerdem ist er als so begabter und kluger Mensch sehr flexibel, handelt also nach dem Bedürfnis der jeweiligen Situation. Hier, in seiner Heimat Argentinien, war er Weihbischof, Erzbischof, Kardinal, nun ist er Papst in Rom. Das ist halt eine andere Aufgabe in einem anderen Umfeld.

Wenn man einen Menschen verstehen will, muss man seinen Fußstapfen folgen. Das versuchte ich, als ich für mein Buch „Papst Franziskus“ nach Buenos Aires flog, das gelingt Ihnen als Einheimische natürlich in einem viel breiteren Spektrum. Was also ist das Argentinische an Papst Franziskus, was erfuhren Sie über ihn durch Ihre Gespräche mit seinen Weggefährten?

Dieses Buch zu verfassen, hat mich viel Mühe, Zeit und schlaflose Nächte gekostet. Obwohl ich hier in Buenos Aires nur das halbe Jahr lebe, denn die anderen sechs Monate bin ich in Europa unterwegs, und daher gar nicht so viel Zeit dafür gehabt habe. Ich musste alles, ein so großes Pensum, in sehr kurzer Zeit sachlich, ausführlich und auch wahrhaftig erledigen.

Papst Franziskus als Lateinamerikaner versteht viel mehr die Realität vor Ort. Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass seine Familie aus Italien stammt, er also selbst immer auch ein wenig Europäer war.

Franziskus hat damit diesen doppelten Sinn, diese doppelte Perspektive, wie ich sie als Tochter deutscher Eltern wohl auch habe. Man wächst mit den beiden Kulturen auf. Und das empfinde ich als großen Vorteil, um vieles hier und dort besser verstehen zu können.

Hesemann: Wie intensiv war Ihr Kontakt zu ihm während der Arbeiten an Ihrem Buch?

Rosenberg: Ich habe Papst Franziskus mehrmals bei Audienzen getroffen und wir standen in ständigem Kontakt durch Dritte, die mir halfen, manche Angaben zu korrigieren.

Hesemann: Hat Franziskus das Zeug zu einem großen Papst? Und wenn ja, worin wird diese Größe bestehen?

Rosenberg: Ich weiß es nicht, ob er das Zeug zu einem großen Papst hat. Ich frage Sie, was meinen Sie damit? Was ist das Zeug zum großen Papst? Rote Schuhe, goldenes Kreuz, Mozzetta? Nein, das hat er bestimmt nicht.

Aber er hat etwas sehr viel Wichtigeres: Er hat das Zeug zu einem großen Menschen. Und das ist mir als Mensch, als Zeitgenossin und als Jüdin doch viel wichtiger!

Hesemann: Danke, Frau Rosenberg!

kath.net-Buchtipp
Als ich mit dem Papst U-Bahn fuhr
Jorge Bergoglio aus Buenos Aires
Von Erika Rosenberg
Hardcover
240 Seiten, Herbig 2015
ISBN 978-3-7766-2753-4
Preis 20.60 EUR

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Papst Franziskus begrüßt Erika Rosenberg


Titelblatt des Buches: Erika Rosenberg, ´Als ich mit dem Papst U-Bahn fuhr´


Kurzvideo: Erika Rosenberg über Emilie Schindler


Foto Erika Schindler und Papst Franziskus © Michael Hesemann


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