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| Peking beendet Ein-Kind-Politik29. Oktober 2015 in Chronik, 5 Lesermeinungen Chinas Ein-Kind-Politik hat drastische Folgen gezeitigt: Frauen sind rar geworden. Die Alterspyramide verschiebt sich. Nun hat Peking die Notbremse gezogen. Geschlechter-Ungleichgewicht bedroht Chinas Gesellschaft. Von Stefanie Ball (KNA) Hongkong (kath.net/KNA) In China herrscht Frauenmangel. Derzeit gibt es 20 Millionen mehr Männer unter 30 Jahren als Frauen. Xie Zuoshi, Professor an der Zhejing-Universität, hat sich dem Ungleichgewicht jüngst rein ökonomisch genähert und vorgeschlagen, dass sich künftig zwei Männer eine Frau teilen sollten. Dafür erntete der Wissenschaftler viel Kritik: «unmoralisch», lautete das Verdikt. Doch die Führung in Peking hat nun reagiert und die Notbremse gezogen: Die Ein-Kind-Politik gehört seit Donnerstag der Vergangenheit an. Das streng nach Plan funktionierende kommunistische Land der Mitte steht vor einem riesigen Problem - und mindestens einem, das es selbst verursacht hat: Nirgends sonst auf der Welt ist das Geschlechterverhältnis so unausgeglichen wie in China. Auf 100 Mädchen, die geboren werden, kommen 116 Jungen. Normalerweise ist bei Geburten die Zahl von Mädchen und Jungen ungefähr gleich hoch. Schuld an diesem Missverhältnis und der wachsenden Zahl der «Guanggun», wie Single-Männer auf Chinesisch heißen, ist die drakonische Ein-Kind-Politik des Landes. Um dem rasanten Bevölkerungswachstum entgegenzuwirken, durften Paare seit 1979 nur noch ein Kind haben. Wurde eine Frau ein zweites Mal schwanger, musste sie ein - besonders für arme Familien schmerzhaftes Strafgeld zahlen oder die Schwangerschaft abbrechen. Besonders häufig abgetrieben wurden bislang Mädchen. Denn in China genießen Jungen traditionell einen höheren Status; nur der Sohn kann später, wenn er heiratet, die Familienlinie weiterführen. Zudem sind die Eltern im Alter auf ihre Söhne angewiesen, während Mädchen in die Familie des Mannes einheiraten. Die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der seit langem umstrittenen Bevölkerungspolitik sind unübersehbar. Die Geburtenrate ist inzwischen so niedrig, dass dem Land die Arbeitskräfte ausgehen. Vor drei Jahren sank erstmals die Zahl der erwerbsfähigen Chinesen zwischen 15 und 59 Jahren. Die Gesellschaft überaltert dramatisch. Schon jetzt hat sich das Wirtschaftswachstum verlangsamt; es fehlen Konsumenten, Arbeitskräfte und jene, die für die Pensionen der vielen Alten aufkommen. Auch das Missverhältnis der Geschlechter verschlechtert sich weiter. Forscher warnen in diesem Zusammenhang unter anderem vor einer Zunahme von Prostitution und Vergewaltigungen. Im Jahr 2040 wird der «Männerüberschuss» laut «South China Morning Post» bereits 44 Millionen betragen. Während wohlhabende Männer es bei der Partnersuche leichter haben, da sie potenziellen Ehefrauen etwas bieten können, wächst auf dem Land die Zahl der Guanggun, Single-Männern. Frauen aus ländlichen Regionen ziehen in die Städte. In grenznahen Gebieten reisen Männer inzwischen in die Nachbarländer, um dort nach einer Frau zu suchen. Doch viele dieser Frauen kommen nicht freiwillig. Erst kürzlich wurden 14 aus Myanmar stammende junge Mädchen befreit, die zur Zwangsheirat nach China verschleppt worden waren. Bisherige Bemühungen der chinesischen Regierung, die Kinderzahl wieder zu steigern, zeigten nicht die gewünschte Wirkung. Anfang 2014 waren die Regelungen zur Ein-Kind-Politik gelockert worden: Wenn Mutter oder Vater Einzelkind sind, dürfen sie selbst zwei Kinder haben. Einen Baby-Boom hat das bislang nicht ausgelöst. In der Hauptstadt Peking haben in den 18 Monaten, seit die neue Regel gilt, 53.000 Paare einen Antrag auf ein zweites Kind gestellt. Erwartet worden war diese Zahl bereits für den Zeitraum der ersten zwölf Monate. Die jahrelange Propaganda hat sich offenbar tief eingegraben - eigentlich der Traum eines Regimes. Schon für ein Kind zu sorgen, sei für die Familie sehr anstrengend, werden Eltern zitiert. «Ich bin auch Einzelkind. Ich denke, ein Kind ist genug», so die Mutter einer Tochter. Solche Aussagen müssen die Demografen noch weiter beunruhigen. Die neue Staatsmaxime lautet: Eins ist gut, zwei sind besser! Alle Paare in China dürfen ein zweites Kind bekommen, so die Losung für den neuen Fünfjahresplan, die die Kommunistische Partei am Donnerstag verkündete. Nun muss der Kinderwunsch nur noch in die Köpfe der Eltern. (C) 2015 KNA Katholische Nachrichten-Agentur GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! Lesermeinungen
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