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| Freiheit und Bindung - Zur Ambivalenz menschlicher Sexualität27. November 2015 in Buchtipp, keine Lesermeinung Weil der Mensch mit seinem ganzen Wesen nach Erfüllung verlangt, darum ist die Grundform der Liebe die erotische Liebe. Ein neues Buch von Prof. Dr. Berthold Wald Linz (kath.net) In der Diskussion über Ursachen und Gründe des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen im Verantwortungsbereich der katholischen Kirche ist die Ambivalenz der Sexualität bisher nicht zum Thema gemacht worden. Dies wird sicher damit zu tun haben, dass es vor allem um die konkrete, auch strafrechtliche, Bewertung eines Verhaltens gehen muss, wodurch Priester und Ordensleute jungen Menschen schweren seelischen Schaden zugefügt haben. Zudem geraten Versuche, das Phänomen des Missbrauchs in einem allgemein menschlichen und gesamtgesellschaftlichen Kontext zu beleuchten, leicht in den Verdacht, von der kirchlichen Verantwortung für die Verbrechen an Kindern und Jugendlichen abzulenken. Dennoch ist die Weitung des Blicks auf das Phänomen der Sexualität in ihrer Ambivalenz unverzichtbar, auch und gerade um der verbreiteten Tabuisierung von Enttäuschung und Leid im Bereich sexueller Beziehungen zu begegnen. Wo jedoch der Eindruck vorherrscht, dass die Befreiung der Sexualität von moralischen Grenzen und erst Recht von göttlichen Geboten zur notwendigen Vorbedingung menschlichen Glücks gehört, da liegt es nahe, einen Zusammenhang zu unterstellen zwischen sexuellem Missbrauch und zölibatärer Lebensform. Daraus wird dann häufig die Forderung abgeleitet, den Zölibat abzuschaffen und die kirchliche Sexualmoral zu liberalisieren. Die Montagsakademie, eine öffentliche Vorlesungsreihe an der Theologischen Fakultät Paderborn, hat im Wintersemester 2010/11 den Versuch unternommen, das aktuelle Thema des Missbrauchs und das kontroverse Thema der Sexualität in einen umfassenderen Horizont zu stellen. Dazu geht sie bewusst einen Schritt hinter die Tagesaktualität zurück, um den theologisch-anthropologischen, gesellschaftlich-politischen und existentiell-moralischen Kontext menschlicher Sexualität heute ins Blickfeld zu bringen. In allen drei Hinsichten zeigt sich eine auffällige Ambivalenz, welche zunehmend das öffentliche und private Leben bestimmt. Diese reicht von der erfolgreichen Kommerzialisierung der Sexualität in der Werbung über die unbeschränkte Verfügbarkeit von Internetpornographie bis hin zu sexuell motivierten Gewaltakten im Umfeld von Familie und Freundeskreis. Neuerdings ist mit Sorge festzustellen, dass unter dem Deckmantel sexueller Vielfalt eine selbsternannte neoemanzipatorische Sexualforschung Einfluss auf den schulischen Sexualkundeunterricht nimmt und durch gezielte Anleitungen zur Entgrenzung von Sexualität am Ende auch den Kindesmissbrauch begünstigt. Sexualität ist nicht für Kinder sondern offenkundig für Erwachsene eine Herausforderung, mit der nur schwer zurecht zu kommen ist. Angesichts dessen ist die programmatische Parole von sexueller Befreiung wie die entgegensetzte Praxis sexueller Verdrängung gleichermaßen naiv und verantwortungslos. Vor diesem Hintergrund versuchen die hier versammelten Beiträge ein realistischeres und zugleich anspruchsvolleres Bild menschlicher Sexualität zu vermitteln. Die Texte wurden weitgehend in der Form des mündlichen Vortrags belassen und haben auch heute nichts von ihrer Aktualität verloren. Schwerpunkte der Vorlesungsreihe sind zunächst das Liebesverhältnis zwischen Mann und Frau, wie es in der biblischen Schöpfungserzählung und in der theologischen Deutung gesehen wird. Im Anschluss an diese anthropologisch-biblische Grundlegung richtet sich der Blick auf die gesellschaftliche Dimension von Sexualität und Befreiung. Den Abschluss bildet das Verhältnis von Sexualität und zölibatärer Lebensform als einer über sich hinausweisenden Existenzmöglichkeit des Menschen. Zu einer wahrhaft menschlichen und menschenwürdigen Sexualität gehört wesentlich die Spannung von Freiheit und Bindung. Demgegenüber erzeugt die freie Verfügbarkeit der Sexualität die Illusion einer jederzeit möglichen Erfüllung. Die Ambivalenz der Sexualität darf aber nicht ausgeblendet werden, in der Liebe von Mann und Frau ebenso wenig wie im zölibatären Verzicht, wo dieser nicht von einer größeren Liebe getragen wird. kath.net Buchtipp Bestellmöglichkeiten bei unseren Partnern: - Link zum kathShop - Buchhandlung Christlicher Medienversand Christoph Hurnaus: Ihnen hat der Artikel gefallen? Bitte helfen Sie kath.net und spenden Sie jetzt via Überweisung oder Kreditkarte/Paypal! LesermeinungenUm selbst Kommentare verfassen zu können müssen Sie sich bitte einloggen. 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