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Der Osterhase und der Wohlfahrtsstaat

12. April 2016 in Kommentar, 42 Lesermeinungen
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Eine Kritik an der Umverteilung – sie bringt Armut und einen Verlust an Freiheit! kath.net-Kommentar von Christof T. Zeller-Zellenberg


Wien (kath.net/czz) Der Osterhase bringt Geschenke – meistens in Form von bunten Eiern und Süßigkeiten – der Wohlfahrtsstaat bringt Geschenke, meist in Form von sozialer Unterstützung, Pensionen, Krankenversorgung, Arbeitslosengeld, Kindergeld, Schulen, Universitäten, etc.

Der Osterhase existiert…. NICHT, denn es sind meistens die Eltern, Großeltern, Onkeln und Tanten, die den Osterhasen darstellen.

Den Staat, als selbständige Entität – eigenverantwortlich handelnd, die unabhängig von seinen Bürgern agiert, gibt es eigentlich auch nicht – die Frage „wer ist verantwortlich für die Kinderbetreuung, für unsere Ausbildung, für unsere Versorgung in Notlagen, dafür, dass wir einen Arbeitsplatz haben oder eine Krankenbetreuung -- und vor allem: wer soll das alles zahlen“ wird meistens mit „der Staat“ beantwortet. Aber der Staat sind doch wieder wir alle – Margaret Thatcher (Premierministerin Großbritanniens der 80er Jahre) ging in die Geschichte ein mit dem Satz „There is no such thing as society“ (den Staat (die Gesellschaft) gibt es nicht) -- also wer zahlt in Wahrheit für all die bunten Ostereier, die wir vom „Staat“ bekommen – die Bürger des Staates, also wir selber!

Aber genauso wie der Osterhase einfach perfekt weiß - und damit viel besser als wir selber, was wir bekommen sollen und wo die besten Verstecke sind, so weiß eben auch der Wohlfahrtsstaat besser als wir selber, was wir mit unserem Geld anstellen sollen und was wir uns dafür wünschen sollen – oder besser, bekommen werden.

Daher nimmt er uns einen gehörigen Teil unseres Geldes, über Steuern und Abgaben weg und gibt es uns in Form von staatlichen Sozialleistungen, Infrastruktur, Bildung, medizinischer Versorgung, Arbeitsplätzen, etc., wieder zurück.

Und ebenso wie der Osterhase uns in Verzückung versetzt, wenn wir seine Geschenklein finden – versetzt uns eben auch der Staat in Verzückung, wenn wir seine Leistungen empfangen. Aber natürlich sind der Osterhase wieder indirekt wir selber, denn das, was unsere Eltern für seine Geschenke ausgeben, können wir nicht nochmals, nach unserem Gutdünken ausgeben (es geht uns also an anderer Stelle ab!) – und der Staat sind auch wieder wir selber und was er uns zuvor abknöpft, können wir nicht mehr selber entscheidend ausgeben.

Freiheit konstituiert das Menschliche am Menschen

Insofern müssen wir verstehen, um was es eigentlich geht, wenn wir immer weitreichendere Forderungen an den Wohlfahrtsstaat stellen. Ein interessantes Zitat im Zusammenhang mit politischen Fragen, heute aktueller denn je, stammt von einem grausamen, politischen Ausnahmetalent, dem Begründer des Terrorregimes der französischen Revolution, Maximilien de Roespierre:
„Das Geheimnis der Freiheit liegt in der Bildung, während das Geheimnis der Tyrannei darin besteht, die Menschen dumm zu halten“ (Maximilien de Robespierre 1758-1794 – franz. Politiker, Revolutionär und Rechtsanwalt)

Darin liegen 2 essentielle Wahrheiten – erstens der Begriff der menschlichen Freiheit – und dann der Begriff der Bildung und damit auch der Wahrheit, als Schlüssel zu dieser Freiheit!

Wenn wir darüber nachdenken, dann war es immer der klassische Trade-off zwischen Freiheit, die eingetauscht werden muss, um ein angeblich höheres Gut zu erlangen: Wohlstand für alle – soziale Sicherheit – heute vor allem soziale Gerechtigkeit, etc.

Nun gut, könnte man sagen, dann geben wir halt ein bisserl unsere Freiheit auf, um diese wunderbaren Geschenke des Staates an seine Bürger, zu erhalten…. Aber NEIN!!!!

Denn damit geben wir zum Teil sogar unser Menschsein auf! Das zutiefst Menschliche selber, denn die Freiheit ist ein konstituierendes Element des Menschen!

Warum aber ist die Freiheit ein derart hohes Gut und begründet das ultimativ Menschliche? Kardinal Schönborn hat im Jahr 2013, bei einer Konferenz katholischer Politiker in Rom gesagt – die Freiheit ist das größte Geschenk Gottes an den Menschen!

Was sind die beiden wichtigsten Gebote: Liebe Gott mit Deinem ganzen Herzen – und liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst!

Wahre Liebe kann allerdings nur in vollkommener Freiheit geschenkt werden! Denn wie nennt man Liebe, die erzwungen oder erkauft wird? Nötigung, Vergewaltigung, Prostitution…!

Und weil wir wissen, dass wir nach Gottes Ebenbild geschaffen sind und Gott vollkommene Liebe und damit auch absolute Freiheit ist, muss wohl auch der Mensch, dessen höchstes Gebot die Liebe ist, auch der Freiheit ihren hohen Stellenwert zumessen!

Viktor Frankl, der Begründer der Logotherapie, der uns aufgerufen hat, in unserem Leben einen Sinn zu finden, schreibt in seinem Buch „Der unbewußte Gott“: Das wahre Menschsein beginnt dort, wo wir nicht mehr von unseren reinen Emotionen und Instinkten getrieben werden, sondern wo wir beginnen, aktiv Entscheidungen zu treffen und somit beginnen, für unsere Taten verantwortlich zu werden.

Der heilige Papst Johannes Paul II sagte einmal: Eine Welt in der alle Menschen Gutes tun, aber nicht, weil sie sich frei dafür entscheiden, sondern weil sie dazu gezwungen werden, ist der Hölle viel näher als dem Himmel!

Papst Benedikt XVI schreibt in seiner Enzyklika „Spes Salvi“: Weil der Mensch immer frei bleibt und weil seine Freiheit immer auch brüchig ist, wird es nie das endgültig eingerichtete Reich des Guten in dieser Welt geben. Wer die definitiv für immer bleibende bessere Welt verheißt, macht eine falsche Verheißung; er sieht an der menschlichen Freiheit vorbei. Die Freiheit muss immer neu für das Gute gewonnen werden. Die freie Zustimmung zum Guten ist nie einfach von selber da…. Gäbe es Strukturen, die unwiderruflich eine bestimmte – gute – Weltverfassung herstellen, so wäre die Freiheit des Menschen negiert, und darum wären dies letztlich auch keine guten Strukturen.

… und weiter: …der Zustand der menschlichen Dinge hängt in jeder Generation neu von der freien Entscheidung dieser Menschen ab. Wenn sie ihnen durch die Verhältnisse und die Strukturen abgenommen würde, wäre die Welt doch wieder nicht gut, weil eine Welt ohne Freiheit keine gute Welt ist.

Bereits der frühchristliche Theologe Origines (185-253/54 n.Chr.) sagte: „Gott will die Verwirklichung des Guten nur unter der Bedingung der Freiheit.“

Der Wohlfahrtsstaat zerstört die Freiheit

Allerdings wird genau diese Freiheit des Menschen durch unseren modernen Sozialstaat, den ich hier synonym setze, für das vorherrschende wohlfahrtsstaatliche Versorgungssystem, massiv in Frage gestellt, untergraben und abgeschafft! Das können wir schon an unverdächtiger Stelle, nämlich in Gabler’s Wirtschaftslexikon lesen, wo steht:


Der Wohlfahrtsstaat - In ihm genießt die staatliche Verantwortung für die Gewährleistung grundlegender Menschenrechte („sozialer Grundrechte“) und für die Daseinsvorsorge seiner Einwohner bei der grundsätzlichen Ausgestaltung der Sozialpolitik Vorrang vor der individuellen Eigenvorsorge…. Der Umfang staatlicher Umverteilungsmaßnahmen, bes. der gruppen- bzw. branchenbezogener Sondervergünstigungen weitet sich aus, verbunden mit wachsendem Interventionismus und zunehmender Reglementierung; ablesbar ist diese Entwicklung am Wachstum des Staatssektors (Staatsausgaben-, Steuer- und Sozialabgabenquote etc.) und dem Anwachsen des bürokratischen Staatsapparats. Negative Folgen sind das Sinken der Flexibilität und Dynamik des Marktmechanismus und der Anstieg der Schattenwirtschaft, verbunden mit zunehmender Inflationierung und anwachsenden Staatsdefiziten.

Als Ursachen für diesen Verlust an Freiheit und Zunahme der staatlichen Intervention, erwähnt Gabler: 1. den Erfolgszwang der politischen Entscheidungsträger, Wählerstimmen durch das Angebot immer weiterer (gruppenspezifischer) Staatsleistungen zu erlangen (Capture-Theorie); Es kommt zu regelrechten Überbietungswahlkämpfen – wer bietet noch mehr Sozialleistungen an… und 2. den wachsenden Einfluss organisierter Interessengruppen auf die Legislative zur Durchsetzung ihrer Sonderinteressen.

Der Wohlfahrtsstaat bezeichnet also einen Staat, der weitreichende Maßnahmen zur Steigerung des sozialen, materiellen und kulturellen Wohlergehens seiner Bürger ergreift.

Die Grundstruktur des europäischen Wohlfahrtsstaates wurde mit Einführung der bedeutendsten Sozialversicherungen (Rentenversicherung, Krankenversicherung und Unfallversicherung) gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Rahmen der Sozialreformen unter Reichskanzler Bismarck, gelegt. Allerdings zeigte sich bereits dort die eigentliche Grundintention dieser Reformen, als Entzug der Freiheit und Unterordnung des Menschen unter das staatliche Kollektiv. Es ging Bismarck nämlich vor allem darum, revolutionäre Tendenzen auszuschalten und damit sein Regime zu stabilisieren.

Die Peitsche der Repression, der Unterdrückung besonders der sozialdemokratischen Kräfte, hatte Bismarck schon seit 1878, mit seinem "Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie", dem berüchtigten Sozialistengesetz, eingesetzt. Nun wollte er die Arbeiter mit dem Zuckerbrot sozialer Sicherung ruhigstellen. Ein vom Staat gefördertes Versicherungssystem ermögliche es, so Bismarcks Credo, "in der großen Masse der Besitzlosen die konservative Gesinnung zu erzeugen, welche das Gefühl der Pensionsberechtigung mit sich bringt". Schlichter ausgedrückt: Ein Arbeiter mit Rentenanspruch taugt nicht mehr zum Revoluzzer. Im Gegenteil: Er akzeptierte diesen "staatssozialistischen" Schritt als unumgänglich. "Der Staatssozialismus paukt sich durch", vertraute er Parteigängern an, "jeder, der diesen Gedanken aufnimmt, wird ans Ruder kommen."

Kritik an diesem System des Wohlfahrtsstaates übte besonders der deutsche Bundeskanzler Ludwig Erhard und bezeichnete ihn vor allem als individuelle Bevormundung sowie Einschränkung von Eigeninitiative und Verantwortung.[2] Beispielsweise führte Erhard dazu aus, dass „nichts unsozialer als der Wohlfahrtsstaat ist, der die menschliche Verantwortung erschlaffen und die individuelle Leistung absinken läßt.“

Erhards Entwurf einer Sozialen Marktwirtschaft war die Utopie einer entproletarisierten Gesellschaft von Eigentumsbürgern ohne Sozialversicherungen.

Der berühmte Sozialphilosoph Wilhelm Röpke betrachtet den Wohlfahrtsstaat als eine Fortsetzung des Sozialismus mit anderen Mitteln. Er sagte weiters: Wohlfahrtsstaaten sind wie progressive Besteuerung – wenn man einmal das zugrundeliegende Prinzip akzeptiert hat, gibt es in der Konzeption des Wohlfahrtsstaates nichts mehr, was ihn noch beschränken könnte.

Gemäßigte Sozialisten sehen den Wohlfahrtsstaat somit als das, was er tatsächlich ist und wie ihn schon Bismarck nannte, den Staatssozialismus durch die Hintertüre. So bezeichnete der Ökonom und ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt „ den weit ausgefächerten Wohlfahrtsstaat, den sich fast alle westeuropäischen Nationen von Sizilien bis zum Nordkap in ziemlich ähnlicher Weise geschaffen haben, als die bisher letzte große kulturelle Errungenschaft der Europäer“ und einen „unverzichtbaren Bestandteil der den Staaten der Europäischen Union gemeinsamen politischen Kultur“.

Der österreichische Publizist, Gewerkschaftler und Mitbegründer der Grünen, DDr. Günther Nenning brachte es dabei auf den Punkt, als er sagte: Als Sozialdemokraten wollen wir eigentlich den Sozialismus und als Sozialisten wollen wir eigentlich den Kommunismus nur das dürfen wir nicht so klar sagen, denn sonst wählt uns keiner mehr.

Der Wohlfahrtsstaat zerstört die Gesellschaft

Jedoch gehen die massiven Staatsinterventionen und der Aufbau wohlfahrtsstaatlicher Systeme mit hohen Kosten einher. Diese werden von unzähligen Studien weltweit dargestellt:

1) Ein Zusammenbruch der Solidarität – die gesellschaftliche Solidarität reduziert sich immer mehr auf staatliche Maßnahmen der Besteuerung und Umverteilung.

2) Negative Arbeitsanreize - schrittweise Verlangsamung der wirtschaftlichen Entwicklung und Rückgang des Wirtschaftswachstums – die europäischen Wohlfahrtsstaaten haben starke Anreize geschaffen einfach nicht mehr zu arbeiten.

3) Anwachsende Hürden für politische Reformen: Sklerotische politische Systeme, die massiv von ihrer Wählerschaft abhängig sind, deren Stimmen man sich zuvor mit sozialen Zugeständnissen erkauft hat, müssen immer neue Wege finden, diesen Wohlfahrtsstaat überhaupt noch zu finanzieren.

4) Die Steuer und Abgabenlast steigt damit auf immer unhaltbarere Höhen – die OECD zeigte Österreich im Jahr 2014, mit über 49% Abgaben, knapp vor Deutschland als jenes Land, mit der zweithöchsten Abgabenlast auf den durchschnittlichen Arbeiterlohn (und das noch vor allen Verbrauchssteuern und sonstigen Abgaben!)

Jedoch verliert jeder Euro, der aus der privaten Verfügung wegbesteuert und hernach durch staatliche Systeme gedreht wird, bis er wieder in das normale Wirtschaftsgeschehen zurückkommt, über 50% seiner Kaufkraft. Das bestätigen unzählige globale Studien.

Bereits der Vater des Staatsinterventionismus, John Maynard Keynes, sprach von einer maximalen Höchstgrenze von 25% der Wirtschaftsleistung, die ein Staat über Steuern und Abgaben abschöpfen und umverteilen dürfe. Ab diesem Bereich wäre die individuelle Freiheit ernsthaft in Gefahr und er, Keynes, würde massiv dagegen auftreten.

In Österreich ist, wie in vielen anderen EU Staaten, die 50% Grenze längst überschritten. Also müßten die katholischen Organisationen eigentlich, zusammen mit weiland Keynes, für massive Steuersenkungen eintreten, wenn sie der katholischen Soziallehre, der Lehre der Päpste und dem gesamten Lehramt, sowie der simplen Vernunft, treu bleiben wollten – sie tun allerdings häufig das Gegenteil.

5) Verlust an ethischen Werten innerhalb der wohlfahrtsstaatlichen Gesellschaften: Es stellt sich die Frage, ob Wohlfahrtsstaaten die Wertebasis ihrer Bürger stärken oder diese eher unterminieren? Die deutsche Ökonomin Karen Horn zeigt den Verfall der Werte in einem Wohlfahrtsstaat auf. Sie spricht von einer sich verändernden Mentalität bei den Menschen, da sich die Privatinitiative, die Eigenverantwortung, die Arbeitsmoral, etc. alle abschwächen. Wenn ein Staat große Geldmengen verteilt, dann weckt das Begehrlichkeiten bei den Bürgern – das führt dazu, dass jeder seinen Teil bekommen will und das wieder führt zu Sozialbetrug, negative Bedürfnissen und fördert so kriminelles Handeln.

Assar Lindbeck, Mitglied der schwedischen Nobelpreis-Akademie schreibt, dass die moderne Gesellschaft auf folgenden sozialen Normen aufbaut: Du sollst nicht stehlen, Du sollst nicht betrügen, Du sollst Deine Steuern brav bezahlen und nur die Sozialleistungen beziehen, auf die Du auch ein Anrecht hast. Aber je mehr ein Sozialsystem entwickelt ist, umso mehr führt es dazu, diese Prinzipien zu brechen, einfach durch die steigenden Opportunitätskosten von ethisch richtigem Verhalten. Lindebergs These ist: Der anwachsende Wohlfahrtsstaat zerstört die ethischen Normen seiner Bürger.

Friedrich Heinemann (Centre for European Economic Research) bestätigt diese These mit seinen empirischen Forschungen – je mehr Transferleistungen in einem System zu haben sind, umso niedriger wird die Moral innerhalb der Gesellschaft um so zu handeln, dass man ein Maximum herausbekommt. Er zeigt weiter, dass je älter die Menschen sind und damit noch vor dem massiven Aufbau des Wohlfahrtsstaates erzogen, umso höher sind ihre moralischen Schranken, sich hier zu bedienen. Je höher die Arbeitslosigkeit, umso niedriger auch die moralischen Barrieren.

6) Sinkende Geburtenraten: eine Studie des „National Bureau of Economic Research“ der USA zeigt, dass nahezu alle Staaten mit stark ausgebauten, staatlichen Pensionssystemen, Geburtenraten unterhalb der Erhaltungsrate haben (2,1 Kinder pro Frau)
Eine Studie aus dem Jahr 2007 über 50 Staaten zeigt, dass hohe Sozialabgaben und Beiträge zu den Pensionssystemen einen signifikant, negative Einfluss auf die Geburtenrate haben.

Früher mussten sich die Kinder um ihre Eltern, in deren Alter, kümmern. Diese Eltern wiederum hatten sich ja auch um sie gekümmert und sie großgezogen, als sie jung waren. Allerdings wurde diese traditionelle Verbindung und familiäre Abhängigkeit, durch die modernen Umlage-Pensionssysteme weitgehend gebrochen. Das führte zu einem weiteren Rückgang ethischer Werte, mit Blick auf den Zusammenhalt innerhalb der Familien und die gegenseitige, familiäre Verantwortung

Je älter die Bevölkerung wird, umso geringer ist allerdings auch die private- und die öffentliche Sparquote – eine stagnierende, wirtschaftliche Entwicklung macht die Bezahlung der staatlichen Pensionssysteme immer schwieriger und teurer. Das führt wieder zu höherer Besteuerung, die das verfügbare Haushaltseinkommen weiter senkt und damit auch den Kinderwunsch immer weiter reduziert.

Aber es kann doch nur der Staat die soziale Absicherung garantieren?

Ist das wahr? Das würde doch bedeuten, dass es vor dem Sozial = Wohlfahrtsstaat des 20.Jh keine Sozialfürsorge gab – sich also niemand um die Armen und Bedürftigen, um die weniger Glücklichen, gekümmert hat?

Warum gab es dann bereits im 19. vor allem in England die sogenannten „Friendly Societies“ – oder noch früher, ebenfalls in England, im 18.Jh, die auf James Dodson zurückgehenden „Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit“ oder die Genossenschaftlichen Vereine eines Robert Owen, wieder in England 1799 oder eines Friedrich Wilhelm Raiffeisen oder Hermann Schulze-Delitzsch, im Deutschland des 19.Jh.

Alles private Organisationen, die auf dem Versicherungsgedanken aufbauten und die Leistung vieler Mitglieder bündelten, um die Kosten der Fürsorge zu senken, effizienter zu machen und bedürftigen Mitgliedern zu helfen.

Die ersten „Friendly Societies“ des späten 18.Jh waren Hilfsvereine auf Gegenseitigkeit, die zuerst die Begräbniskosten eines Arbeiters oder seiner Familienmitglieder trugen. Im Laufe des 19.Jh. entwickelten sie sich radikal weiter und zahlten jeweils für den Arbeiter und seine ganze Familie: Berufsausfallsrenten nach Arbeitsunfällen, medizinische Versorgung, Lebensversicherungen und später entwickelten sie sich auch zu Spar- und Kreditvereinen, boten Feuerversicherungen oder Hypothekardarlehen an.

Im Jahr 1910, als in England der erste „National Insurance Act“ verabschiedet wurde, waren ¾ aller dortiger Arbeitskräfte, vom Ungelernten bis zum Hochqualifizierten, in derartigen Vereinen organisiert.

Diese Gesellschaften boten auch spezielle Ausbildungsprogramme zur Eigenverantwortung, Führungsaufgaben, oder Finanzplanung für die Familie, an.

Wichtig bleibt anzumerken, dass gerade die Werte des Christentums dazu führten, dass jeder, der es sich leisten konnte, andere Menschen sozial unterstützte. Der Dienst an den Armen und Bedürftigen, nach dem Gleichnis des barmherzigen Samariters und vieler ähnlicher Stellen in der Bibel, führte zu einer Vielzahl privater und kirchlicher Initiativen – heute kennen wir noch die Heilsarmee eines William Booth, die Caritas, die Knights of Columbus, die Malteser und viele andere!

Um 1890 gaben die meisten britischen Familien ca. 10% ihres Haushaltseinkommens an karitative Organisationen – damit war diese Ausgabenposition die zweithöchste, nach den Ausgaben für Nahrungsmittel.

Diese privaten Initiativen hatten außerdem den großen Vorteil, dass sie Innovationen und einen positive Wettstreit um die besten Ideen und die effizienteste Form der Versorgung lieferten – denn ineffiziente Anbieter wurden schnell vom Markt verdrängt und durch effizientere ersetzt. Hinter den meisten dieser Initiativen stand meistens nicht so sehr der materialistische Gedanken der besten Versorgung sondern diese sollte nur dazu dienen, den Menschen zu Gott zu führen, indem in “Gottes Auftrag” die Lebenssituation der Menschen verbessert wurde. Es ging also vorrangig um die Rettung der “Seelen”!

Aber mit dem Aufstieg des Sozialismus um die Wende zum 20.Jh begann sich all das zu verändern. Der christliche Gedanken trat sogar bei christlichen Institutionen in den Hintergrund und es ging vorrangig nur noch um das irdische Heil und Wohlergehen. Der Staat wurde immer mehr zum eigentlichen Träger sozialer Aktivität und Verantwortung.

Bis zum 1. Weltkrieg deckten diese privaten “Friendly Societies” das gesamte Spektrum der Sozialleistungen für ihre Mitglieder ab, die wir heute angeblich nur vom Sozialstaat erwarten können. Der modern Wohlfahrtsstaat hat dieses System dann zerstört, indem er die Gruppen zu regulieren begann, und gleichzeitig Steuern von allen Bürgern einhob, um ein nationales, staatliches Sozialversicherungssystem aufzubauen, das dann gratis soziale Leistungen anbot und somit zu einem Verdrängungswettbewerb (Crowding out) gegenüber den privaten Organisationen führte.

Die Menschen nahmen auch ihre private, soziale Verantwortung immer weniger wahr, da sie ja bereits immer höhere Steuern zahlten und damit der Meinung waren, ihren fairen Anteil zum Sozialsystem bereits beigetragen zu haben. Je höher die staatlichen Abgaben wurden, umso weniger privates Vermögen blieb dem Einzelnen auch für Spenden über.

Zusätzlich verließen sich immer mehr private Initiativen auf staatliche Subventionen für große Teile ihrer Services. Das führte zu anwachsenden, staatlichen Regulierungen und Überwachungen dieser Services und schlussendlich zu Vorschriften, die das christliche Element bei vielen Organisationen ganz verschwinden ließ (um nicht Anders- oder Nichtgläubige zu diskriminieren)

Von privatem Engagement zu staatlicher Kontrolle

Je mehr dieser staatliche Einfluß, besonders auch über die finanzielle Subvention mit Steuergeldern zunahm, umso mehr wurde die private Initiative und Entscheidungsmöglichkeit ausgeschaltet. Immer weitere gesetzliche Vorschriften führten zu einem Absterben privater Initiative, die immer weniger möglich war. Damit wuchs die staatliche Macht im Gleichschritt mit dem Verlust der freien und privaten Initiative.
Man spricht heute oft von einer Vermögensumverteilung von Reich zu Arm – die Wahrheit ist, dass es vor allem zu einer Machtumverteilung von der breiten Masse der Bevölkerung und ihrer privaten Initiative, hin zu einer immer größeren staatlichen Kontrolle und damit Macht einiger weniger Entscheidungsträger kommt.

Dieser ganze Themenbereich wurde besonders von dem französischen Sozialphilosophen Bertrand de Jouvenel, in seinem Buch “Die Ethik der Umverteilung“ (1951), herausgearbeitet. Er schreibt darin, dass unser Einkommen ja nicht nur unser Überleben sichert sondern uns auch als diejenigen definiert, die wir als Menschen sind, indem es uns ermöglicht, damit zu tun, was unseren Werten und Überzeugungen entspricht. Wie wir also unser Vermögen ausgeben, zeigt unsere Werte und gibt ein Beispiel für andere. Je mehr privates Vermögen den Menschen bleibt, umso mehr können sie in das investieren, was ihnen wichtig ist und damit eben auch in die Kunst, die sie schön finden, in karitative Initiativen, in Projekte der Gemeinschaft – ganz der katholischen Soziallehre entsprechend, kommt in diesen Gedanken das Subsidiaritätsprinzip und die Eigenverantwortung zum Ausdruck.

Wenn man allerdings einen Großteil seines Einkommens über Steuern und Abgaben abliefern muss, dann nimmt man dem Menschen ja auch seine Möglichkeit zu eigenverantwortlichem Handeln, zu dem Ausdruck seiner tiefsten Sehnsüchte, Wünsche, Werte, Überzeugungen, und vor allem auch seiner Hingabe für andere und damit seinem Dienst an der Gemeinschaft, der vielmehr kollektiviert wird und in der Anonymität des Staates untergeht. Genau dieses Leben in und für die Anderen, dieses freiwillige Geben und damit dienen, macht aber jede gute Gesellschaft aus und stärkt den Zusammenhalt und das gute Beispiel.

De Jouvenel schreibt weiter, dass die politischen Eliten mit dem Umverteilungs-Wohlfahrtsstaat ja auch einer unglaublichen Arroganz Ausdruck verleihen – sie halten den Bürger nämlich schlichtweg für zu dumm selber und eigenverantwortlich entscheiden zu können, was er mit seinem Geld tun und wie er seiner Verantwortung seinem Nächsten gegenüber nachkommen will. Also übernimmt der Staat die Verantwortung und die Entscheidung! De Jouvenel sieht hier die eigentliche Umverteilung – es gehe nämlich weniger um eine Umverteilung von den Reichen zu den Armen sondern um eine Umverteilung der Macht von den Bürgern, den einfachen Menschen, zu den politischen Eliten und Entscheidungsträgern.
Tatsächlich also ist der Wohlfahrtsstaat kontinentaleuropäischer Prägung mit dem christlichen Menschenbild nicht vereinbar. Er zerstört die Solidarität innerhalb der Gesellschaft und hebt das Subsidiaritätsprinzip auf. Er reduziert die individuelle Freiheit und Eigenverantwortung, er behindert die wirtschaftliche Entwicklung und zwingt die Menschen in staatliche Abhängigkeit. Nebenbei vernichtet er Volksvermögen und führt so zur Verarmung immer breiterer Bevölkerungsgruppen. Es wird Zeit, dass diese Mechanismen auch kirchlichen Repräsentanten klar werden und wir Bürger gemeinsam dagegen auftreten! Wir dürfen den Staat nicht weiter ausbauen sondern müssen ihn vielmehr auf sein notwendiges Maß zurückführen.

Christof T. Zeller-Zellenberg ist Mitarbeiter der kath.net-Redaktion. Er war 15 Jahre in der Deutschen Bank und dort Direktor für PWM REE. Er ist Ökonom, Investor und Vorsitzender des Europa Institut sowie Vortragender zu politischen Themen in aller Welt.


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Lesermeinungen

 Der Gärtner 18. April 2016 

Herkunft Sozialsystem, Splitter II

Dort heißt es:// Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat. //
Ich weiß nicht wie es in Österreich aussieht, aber in Deutschland dürfte dies wohl kaum änderbar sein.
Der Vorsitzende dieses Parlamentarischen Rates, der katholische ehemalige Oberbürgermeister von Köln hat mit Sicherheit um die Lehren und das Werk eines Mannes gewußt, den ich mal locker, ganz locker als Pop-Star unter den deutschen Seligen bezeichne. Die Geburtsstadt dieses Mannes liegt keine 20 Kilometer von mir entfernt. In der Minoritenkirche in Köln ist sein Grab. Laut Wiki sind alleine in D. 1088 Wege, Straßen und Plätze nach ihm benannt. Ich weiß auch von sehr Zahlreichen Schulen, die seinen Namen tragen. Stimmt doch meine komische Bezeichnung!
Folgendes Liedchen, über jede Zeile einmal gut nachgedacht(wollen wir das?), führt auch mit Garantie zu seinem Namen.
https://www.youtube.com/watch?v=QZEFGhjTsHw


2
 
 Der Gärtner 18. April 2016 

Herkunft Sozialsystem , Splitter I

Jedes Land und jedes Volk durchlebt seine eigene Geistes- und Sozialgeschichte. Deshalb entwickelt sich ein je eigenes System in jedem Land. Die Briten haben ihr System,die Niederländer, unsere gallischen Brüder und eben auch wir haben unser je eigenes System, welches IM Land geprägt wurde. Es hat noch nie gut funktioniert, einem Land ein fremdes System aufzupfropfen. Der Versuch hat oft viele Menschenleben gekostet. So, mal ganz verkürzt, hat es uns ein weiser alter Professor, Salesianer seines Zeichens, vor Jahren in Eichstätt erklärt. Daher kommt es wohl auch, dass über 90% der Wähler große Anderungen bisher immer abgelehnt haben.
Das im Artikel angepriesene System hat vor der Bundesrepublik, sonders von 1929 bis 1933 trotz moderater Steuern und Abgaben nicht gegriffen. Die Katastrophe durch die Dummenfänger danach kennen wir. Der Parlamentarische Rat hat nicht zuletzt deshalb den Artikel 20, Satz 1 in das Grundgesetz geschrieben. Da hatten wir einmal wieder was gelernt.


2
 
 Philip 18. April 2016 
 

@Bankster

Ihre Angaben zu Hungerlöhne bewegen sich auf rein theoretischer Ebene und sie werfen anderen Kommentatoren vor, diese würden in ihre eigenen Vorurteilswelt leben? Folgende Fragen konnten sie trotz ihres Sachverstandes und Unvoreingenommenheit noch nicht beantworten:

1.) Reichtum ist IMMER sozial: Warum ist der Reiche denn dann in die Hölle gefahren, wenn er doch gar nicht anders konnte, als gut zu handeln?

2.) Für das Versagen des Kommunismus gibt es viele Beispiele. Können sie auf die Frage des Gärtners nach einem fkt. Praxisbeispiel antworten?

3.) Wie kommt Keynes auf exakt 25%?

4.) Woran machen sie ihre Behauptung fest, dass das von ihnen vorgeschlagene System definitv funktioniert und sich 1:1 in die Realität umsetzen lässt?

5.) Warum müssen sich die Armen in ihrem System darauf verlassen, das die Reichen sich schon um sie kümmern werden? Warum müssen bei ihnen die Armen von der Gnade der Reichen, nicht der von Gott abhängig sein?


1
 
 Helena_WW 16. April 2016 
 

Die Hungerlöhne in der Wirtschaft gibt es tatsächlich informieren sie sich bitte besser Bankster

Das ist im Widerspruch zur sozialen Marktwirtschaft. Es sind im großen Stil Bereiche geschaffen worden, wo Lohndumping in Produktion/Dienstleistung betrieben wird, wenn dies dann etwas mit Aufstockung aus Sozialkasse, also vom Steuerzahlenden ausgeglichen wird, ist das für diese subventionierten Unternehmer sehr profitabel. Das ist eine Subvention dieser Unternehmen durch den Steuerzahler, die Gewinne und beträchtliche Mehrgewinne entgegen des Marktwirtschaftlichen gehen dann in oberen Etagen, an Aktionäre und Aufsichtsräte, schauen sie mal wer da so alles drinsitzt und Profiteure sind, @bankster. Die Arbeitnehmer bezahlen also mit ihren Steuern ein Lohndumping das gegen sich gerichtet ist, Unternehmer und zwar redlich wirtschaftende, meist mittelständische Unternehmen bezahlen mit ihren Steuern/Abgaben für staatl. subventionierte GroßUnternehmerKonkurrenz, die sie selbst ruiniert. SozialIndustrie profitiert von organisiert erzeugten pekären Zuständen. BonzenRaubtierkapitalismus


2
 
 Bankster 16. April 2016 

Hungerlöhne in unserer Wirtschaft

...haben Sie hier schon mal was von Kollektivverträgen, Sozialpartnern, Mindestlöhnen, Gewerkschaften und Betriebsräten, bzw. diversen sozialen Unterstützungen, bis hin zur Mindestsicherung gehört...?

Wer kann in Österreich/Deutschland also "Hungerlöhne" zahlen oder arme Arbeiter ausbeuten - maximal in der Schattenwirtschaft und dazu gibt es dann die Wirtschaftspolizei und Finanzpolizei!

Ich glaube einige Kommentatoren leben weniger in der Realität als in ihrer eigenen Vorurteilswelt und sollten vielleicht tatsächlich lieber den Heurigen als eine Wirtschaftsdiskussion besuchen.


1
 
 Helena_WW 15. April 2016 
 

An alle, Buch: Ludwig Erhard jetzt, Wohlstand für alle Generationen

Das bestellte Büchlein ist heute zu mir geliefert worden und ich werde es jetzt mal lesen. Das Buch ist aktuell verfasst, aus dem Jahr 2015 und besteht aus Aufsätzen von Fachleuten.


1
 
 Philip 15. April 2016 
 

@Richelius, @Adson

Vielen Dank für die Erklärung und auch die Einladung @Adson :). Ich habe schon einige europäische Hauptstädte besucht, Wien war bis jetzt noch nicht dabei. Auch einige meiner Kommilitonen haben mir einen Besuch schon nahegelegt, langsam sollte ich wohl auch dort ein Häkchen setzen :).


1
 
 Adson_von_Melk 15. April 2016 

Ich glaube, lieber @Richelius, wir sollten @Philip noch dahingehen informieren

dass es sich beim Heurigen um ein typisch (ost)österreichisches Freizeitvergnügen handelt.

Wiki:

"Das Recht der Weinhauer (österreichisch für Winzer), Eigenbauwein im eigenen Haus ohne besondere Lizenz auszuschenken, und entsprechend für Most- und Bierhersteller, geht in Österreich auf eine Zirkularverordnung des Kaisers Joseph II. von 1784 zurück."

Kommen Sie doch mal nach Wien, @Philip!
Wir spielen Ihnen dann auch Schrammelmusik vor:

https://de.wikipedia.org/wiki/Schrammelmusik


1
 
 Richelius 15. April 2016 
 

@Philip

Heuriger = Gasthaus, daß von einem Weinbauern betrieben wird und nicht durchgehend offen hat. Wenn man von einigen Nobelheurigen absieht, ist das Essen und der Wein in diesen Lokalen meist sehr billig. Wobei anzumerken ist, daß mit Essen meist bescheidene Speisen gemeint sind. Es gab (gibt?) auch Heurige, zu denen man sich das Essen selber mitnehmen mußte.


0
 
 Helena_WW 14. April 2016 
 

Eigenvorsorge der Bürger enteignet und voher höchstverteuert

Die redlich wirtschaftenden Bürger haben das was sie im eigenverantwortlichen Handeln als Gespartes zurücklegen auch noch höchstbesteuert in Deutschland oder Österreich oder Belgien.
Profiteure sind die in der EU Euro Politik, die betrügerisch, ausbeuterisch, missbräuchlich, verantwortungslos handeln im großorganisierten Stil, sie bereichernd und bemächtigend. Sie zerstören Soziale Marktwirtschaft, funktionierende Volkswirtschaften und achtsame vernünftige Sozialpolitik.


2
 
 Philip 14. April 2016 
 

@Der Gärtner, @Richelius, @Chris

@Der Gärtner: Vielen Dank für ihre Ausführungen. Die RadikaLinkskis gibt es an den Unis heute noch - auch dieser Schoss ist weiterhin fruchtbar -, aber nicht mehr so viele - den meisten Studenten ist Politik heute mehr oder weniger egal, abgesehen natürlich von speziellen Hochburgen und den jeweiligen einzelnen Extremerscheinungen. Die nerven für sich genommen aber auch genug :/. Ihr 1.) Anliegen ist natürlich berechtigt und ich warte mit ihnen gespannt auf die Nennung eines konkreten Beispiels, erwarte aber nicht allzuviel

@Richelius: Vielen Dank für die Erläuterungen, zum ihrem Beitrag bzgl. der Sozialität des Reichtums volle Zustimmung, auch zur Notwendigkeit des Geldes für soziale Teilhabe. Aber was ist denn ein Heurigenbesuch?

@Chris2: Selbstverständlich hat der an eine "Vorhersehung" glaubende, bekennende Atheist Churchill nur diese Dualität vor Augen gehabt. Als Katholiken können wir uns jedoch über den Mittelweg der katholischen Soziallehre freuen! Ist das nicht schön?


1
 
 Chris2 14. April 2016 
 

Sozialismus und seine Folgen

"Dem Kapitalismus wohnt ein Laster inne: Die ungleiche Verteilung der Güter. Dem Sozialismus hingegen wohnt eine Tugend inne: Die gleichmäßige Verteilung des Elends" (Churchill)


3
 
 Helena_WW 14. April 2016 
 

@Bankster: Eigenvorsorge der Bürger wird durch EZB - Niedrigzinspolitik torpediert

Es sind die Bürger, die im Sinne der sozialen Marktwirtschaft eigenverantwortlich wirtschaftlich handelnd als sog. Kleinsparer versucht haben, durch redliches wirtschaften von ihrem erwirtschaftenen über Jahre Rücklagen zu bilden, die somit enteignet werden. Diese Bürger werden zu "Reichen" deklariert denen man "solidarisch" wegnehmen kann. Profiteuere sind tatsächlich Superreiche, die sich mit rücksichtsloseter Miss- und Betrugswirtschaft als "Arme" deklarieren.


1
 
 Richelius 13. April 2016 
 

@ Bankster

Reichtum ist gewiß nicht immer sozial. Ob ich von meinem Geld Hungerlöhne zahle oder nicht, bleibt angesichts der hohen Arbeitslosenzahlen in den meisten Fällen mir überlassen. Ob ich mein Geld als Machtmittel einsetzte (z.B.: weil ich weiß, daß der andere zwar Recht, aber nicht das Geld für einen langen Gerichtsprozeß hat) bleibt ebenso mir überlassen. Und Spekulationen sind auch nicht immer sozial. (Darf ich Sie daran erinnern, daß an den Börsen immer wieder gegen Staaten gewettet wird, bzw. es Angriffe auf einzelne Währungen gibt.)


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 Richelius 13. April 2016 
 

@ Philip

Mit "Armut schändet" ist dreierleilei gemeint: Zum einen gibt es in der proth. Theologie eine Strömung (Zwingl oder Calvin ich weiß jetzt nicht genau welche), die den Reichtum als Zeichen für die Erwählung durch Gott sieht. Ein Bettler ist folglich jemand, der zumindest im Verdacht steht, von Gott verworfen zu sein.
Das andere ist der Um-(und Miß-)stand, daß wir in einer ausgesprochenen Konsumgesellschaft leben, in der übermäßiger Konsum geradezu notwendig ist. Dazu braucht man Geld. Ebenso braucht man Geld um am sozialen Leben teilzunehmen. Ein Heurigenbesuch und schon sind gut 10 Euro futsch, Kino dasselbe... selbst Freunde einladen, kostet Geld (und wenn es nur ein paar Euro für Getränke und Kabbereien sind.)
Drittens: Ich habe eine alte, abgetragene Jacke, die ich gerne trage. Wenn ich damit in ein Geschäft gehe, kommen öfters abwertende Blicke (bis zu: den Einkauf hier können sie sich nicht leisten). Das Ziehen der Platinkarte ändert dieses Benehmen dann schlagartig.


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 Der Gärtner 13. April 2016 

@Philip

Sehr richtig was Sie schreiben. Ich schreibe au folgendem Gründen einseitig:
1.
Die Verfechter obiger Theorie haben uns in vergangenen Jahrzehnten oft und gerne die USA vor Augen stellen wollen. Damit hat die FDP zeitweise auch gut punkten können. Irgendwann fiel aber auch in Deutschland den Menschen auf, dass da irgendwas nicht stimmen kann.
2.
Von der Gegenseite wurde ich Mitte der siebziger Jahre als Jugendlicher schon täglich in Diskussionen verstrickt. Man konnte nicht unbehelligt durch die Stadt gehen. Irgendwo waren immer junge Weltverbesserer von zahllosen linken Gruppierungen. Schon damals war mir klar, dass sich eine Wirtschaftstheorie nicht nur schön anhören muß (Weltparadies Marxismus), sondern sie muß muß muß auch funktionieren. Deshalb frage ich auch hier nach einem Beispiel. Das Scheitern der Gegenseite hat wohl hoffentlich jeder bemerkt. Die USA hat nach dem kalten Krieg leider nicht in die Ausgabendisziplin zurück gefunden.


2
 
 Philip 13. April 2016 
 

@Der Gärtner

Ihre Kritk an den USA ist zwar richtig, aber unvollständig: Auch das Pendant zum Kapitalismus ist in der Geschichte genauso krachend gescheitert: Wie schon unten erwähnt, Kommis und Kapis sitzen der wahnwitzigen Idee auf, ein theoretisch perfekt funktionierendes System 1:1 in der Praxis anwenden zu wollen und beachten dabei die Realität des Bösen nicht. Daher muss der Versuch der Umsetzung scheitern. Die katholische Kirche hat mit ihrer Soziallehre einen Mittelweg aufgezeigt, in dem die Gewissensbildung der Akteure und ihr moralisches Handeln betont werden. Sie ist allerdings von beiden Seiten unter schwerem Beschuss: Auf der einen Seite die Freiheitstheologen, die ein Erreichen des Heils auf dieser Welt versprechen, auf der anderen Seite die christlichen Kapitalisten, die im Markt ein Werkzeug Gottes sehen, durch das sich die Moral des Einzelnen bildet. Die kath. Kirche sagt meines Wissens aber, das Bibel, KKK und Lehramt die Orte der Gewissensbildung sind, keine Märkte.


0
 
 Der Gärtner 13. April 2016 

Wie ich weiter unten schon formuliert habe, fehlt mir ein aktuelles gelungenes Beispiel für obige Theorie.
Unser uns immer vorgehaltener großer Bruder ist ja wirtschaftlich gesehen eher ein failed state, wie in meinem Link unter auch zu sehen ist. Herrscher der Welt von Pekings Gnaden.


0
 
 Helena_WW 13. April 2016 
 

Steueroase GB

http://www.welt.de/wirtschaft/article154255232/Vergesst-Panama-hier-wird-wirklich-Geld-gewaschen.html


wenn man jetzt noch bei der Euro Krise einiges im Hinterkopf hat ...


1
 
 Bankster 13. April 2016 

@ Helena

Danke für diesen Gedankengang, denn er zeigt wieder, daß eben nicht die Marktwirtschaft und ihre privaten Akteure sondern der staatliche Einfluß das Problem ist - der Euro wurde, entgegen dem Rat vieler Banker, als rein politisches Projekt, vor allem von den Franzosen durchgepeitscht, die es zur Bedingung für die deutsche Wiedervereinigung gemacht haben, um ihre eigene wirtschaftliche Misere von Deutschland querfinanzieren zu lassen. Die USA haben damals massiv vor der Einführung des Euro gewarnt und alle Vertreter der österreichischen Schule, die Monetaristen und andere haben ebenfalls davor gewarnt. Heute legt sich die deutsche Bundesbank bei vielen Maßnahmen zur Euro-Stabilisierung, wie dem Quanititative Easing quer, wird aber regelmäßig überstimmt.

Die mangelnde Geldwertstabilität, die sich auch in permanenten Warnungen vor Deflation und Inflationsforderungen zeigt, ist ein politisches Problem - kein Markt-Problem!


2
 
 Adson_von_Melk 13. April 2016 

"Reichtum ist IMMER sozial" - Ihre Lieblingsaussage, @Bankster?

Ich verzichte jetzt mal auf den Hinweis auf die Gesellschafts-Formate der Medien und den Lebenswandel der dort dargestellten 'Reichen & Schönen'. Der liegt als Argument gegen Ihr "immer" allzu offensichtlich auf der Hand.

Statt dessen bitte ich Sie um Ihre Interpretation des Gleichnisses vom armen Lazarus und dem reichen Prasser: Warum ist letzterer zur Hölle gefahren, wenn er doch quasi per Naturgesetz gar keine andere Chance hatte als 'mit seinem gesamten Vermögen' sozial zu handeln?


1
 
 Philip 13. April 2016 
 

@Helena

"Sozialstaat ist kein Almosen, sondern wird von der Bevölkerung erwirtschaftet. Der damit verbundene Zugang breiter Bevölkerungsschichten zu Gesundheitswesen, Bildung und Wissenschaften ist innovativer Motor für eine gesunde, leistungsfähige, robuste Volkswirtschaft."

Zustimmung! Das gesteht sogar der Artikel ein:

"also wer zahlt in Wahrheit für all die bunten Ostereier, die wir vom „Staat“ bekommen – die Bürger des Staates, also wir selber!"


0
 
 Philip 13. April 2016 
 

@Richelius; @bankster

@Richelius: Natürlich stimme ich mit ihnen überein, was Gier und Skrupellosigkeit angeht. Allerdings verstehe ich nicht, was mit "Armut schändet" gemeint ist. Der Wohlfahrtsstaat verhindert die Notwendigkeit von Mistgabeln - ist das nicht schön?

Demokratie und besonders der Markt leben von Vorraussetzungen, die sie selbst nicht schaffen können (Caritas in veritate, §35). Sowohl Kommunisten wie auch Kapitalisten erschaffen theoretisch wunderbar funktionierende Systeme, die aber die Realität des Bösen nicht beachten und daher praktisch zum Scheitern verurteilt sind.

@Bankster: Doch, der Wohlfahrtsstaat schafft durchaus Freiräume, da Menschen sich nun viel mehr Menschen sich frei und ohne materiellen Druck FÜR oder GEGEN den Glauben entscheiden können. In ihrem System haben nur die Reichen diese Freiheit. Das Reichtum immer sozial sei, sind nur Sprüche aus dem VWL-Lehrbuch, die das Böse nicht in Rechnung stellen.

Wie kommt Keynes eigentlich auf 25%?


0
 
 Helena_WW 13. April 2016 
 

Soziale Marktwirtschaft hat Währungsstabilität als Voraussehtzung

nach dem man mit Euro - Geldpolitik Stabilitätskritierien widerrechtlich, vertragsbrücchig, ausgeschaltet hat und wer profitierte, zocke, missbrauchte ?

Dann kann man natürlich eine Situation herbeiführen, wo man sagt man müsse die Sparer "retten".


3
 
 Helena_WW 13. April 2016 
 

Leistungsträger für robuste Innovative Volkswirtschaft

sind der Mittelstand, diejenigen die MINT - Fächer beherrschen.


2
 
 Helena_WW 13. April 2016 
 

Hier wurde nichts für Sparer gerettet, das Grünblüter Märchen lassen wir mal


2
 
 Helena_WW 13. April 2016 
 

Vermögen sind eben nicht nur Geldwerte, Sondern die Gaben eines Menschen

der Sozialstaat dient dazu die Gaben eines Menschen, das Vermögen das er damit hat gedeihen zu lassen.


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 Bankster 13. April 2016 

Bankenrettung war Rettung der kleinen Sparer!

Auch wenn ich mit Nachdruck GEGEN die Bankenrettung war!!!! Aber dennoch war auch sie eine Rettung der kleinen Sparer, denn die Ausfallshaftung des Staates besteht nur auf dem Papier - kaum fällt eine größere Bank tatsächlich aus, ist der Staat pleite, wenn er die Konten bis EUR 100T garantieren müßte!

Ergo war die Neukapitalisierung von Banken ein Trick der Politik, um die Spareinlagen nicht sichern zu müssen und große Verluste bei Anlagen (Anleihen - die wiederum teilweise bei den Nationalbanken lagen) nicht realisieren zu müssen. Viele Reiche haben dennoch viel Geld verloren, denn der Aktienwert wurde pulverisiert und bei Anleihen gab es Haircuts!

Wären die Banken kollabiert, wäre die Gesamtwirtschaft mitgefallen und viele Menschen hätten viel verloren und nciht nur die Reichen!

Auch bei diesem Thema grassiert eben ein massives Unverständnis, in der öffentlichen Debatte!


1
 
 Bankster 13. April 2016 

Reichtum (Vermögen) ist IMMER sozial!

Es gibt gar keine Möglichkeit, als Reicher, sein Vermögen nicht für die Anderen einzusetzen und zwar sein gesamtes Vermögen - entweder durch Konsum oder durch Investition oder durch Sparen (das wird dann zum Kredit für andere) und selbst wenn man das Geld unter die Matratze legte, dann entzieht man es dem Umlauf und erhöht somit den Wert des anderen Umlaufvermögens, um den entzogenen Wert.

Der Vorwurf, die Reichen wären schlecht, denn ihr Vermögen wäre den Armen entzogen, ist einfach falsch und beruht auf einem Unverständnis von Vermögen, in einer modernen Geldwirtschaft, mit Fiat-Money und Mindestreserven!


2
 
 Helena_WW 13. April 2016 
 

Dem Autor fehlt es trotz des langen Textes an volkwirtschaftlichen Grundverständnis

Sozialstaat ist kein Almosen, sondern wird von der Bevölkerung erwirtschaftet. Der damit verbundene Zugang breiter Bevölkerungsschichten zu Gesundheitswesen, Bildung und Wissenschaften ist innovativer Motor für eine gesunde, leistungsfähige, robuste Volkswirtschaft.


4
 
 Richelius 13. April 2016 
 

Na ja

Grundsätzlich bin ich ein Gegner des (Wirtschafts-)liberalismus, der ja auch schon im 19. Jh. verurteilt wurde. Meiner Meiner Meinung nach darf es durchaus eine gewisse staatliche Grundabsicherung geben. (vgl. auch die Sozialmaßnahmen Kaiser Karls) Diese darf aber nicht soweit gehen, daß man nach dem Gießkannenprinzip allen Menschen das Geld einfach nachschmeißt. Noch verbrecherischer ist die leider heute schon oft geübte Praxis, daß man den (an sich nicht bedürftigen) Menschen zuerst soviel Geld wegnimmt, daß sie ohne die Sozialleistungen gar nicht mehr überleben können.(also bedürftig werden)
Ich bin der Ansicht, daß Pensions-, Kranken-, Arbeitslosen-, und Pflegeversicherung zu den staatlichen Aufgaben gehören sollten um zu verhindern, daß Armut tödlich enden kann. Außerdem kann ein bißchen Pech (zB mehrere Pflegefälle gleichzeitig) auch größere und wohlhabende Familien in Schwierigkeiten bringen.


2
 
 Der Gärtner 12. April 2016 

Staatsquote II

Das eigentliche Zauberwort ist nicht Staatsquote sondern "Ausgabendisziplin".
Wie hoch die Quote in einem abgestimmten System auch sein mag, die Regierung hat mit dem Geld auszukommen! Ich kann ja klagen, wenn der Staat mir 49% abknöpft, klar doch. Wenn der Staat aber Geld ausgibt, das erst meine Urenkel zurückzahlen müssen, ist das schlichtweg unmoralisch.Hier meine Klage, aus der auch zu sehen ist, dass es eben auf die Staatsquote nicht ankommt. Da nehme man das Schaubild von @Gandalf oder @Philip als Grndlage und vergleiche. In folgenden Link kann sich jeder sein Land aussuchen oder auch Länder vergleichen.

http://www.haushaltssteuerung.de/themen.html

Trotz niedriger Staatsquote ist Weltmeister die USA. Wie hoch müssen dort die Begehrlichkeiten sein. Über 43.000,-$ Schulden pro Sekunde. Wie paßt dies in Ihr Denksystem, Herr Zeller-Zellenberg? Bin sonst in vielen Dingen bei Ihnen, jedoch hier fürchte ich, hängen Sie einer schönen alten unbewährten Theorie nach.


0
 
 Der Gärtner 12. April 2016 

Staatsquote I

Beim vorigen Artikel des Autor konnte ich ja noch so ungefähr mitgehen. Beim vorliegenden Artikel gelingt mir dies überhaupt nicht. Herr Zeller-Zellenberg bleibt leider das praktische Beispiel schuldig. Nun könnte er doch aus ca. 200 Staaten, möglichst einen mit vergleichbarer Komplexität, als Beispiel nennen. Wenn jemals in der EU jemand bewiesen hat, dass er von Wirtschaftspolitik keine Ahnung hat, war dies mit Sicherheit Frau Thatcher. Sie hat Grundlage für die Deindustriealisierung ihres Landes geschaffen. Ideal war für mich Ludwig Erhard zu Beginn der Republik. Leider hat Adenauer dann einige Jahre später schon den ersten verhängnisvollen Fehler gemacht, der dann weitere Begehrlichkeiten weckte und viele Konsequenzen auch im Denken des Volkes hatte. Stichwort Rentenanpassung. War zur damaligen Zeit in den fünfziger Jahren nicht so einfach. Rücklagen oder Polster konnte da noch niemand haben.
Das ist eine Seite der Wahrheit.


0
 
 Helena_WW 12. April 2016 
 

"Wohlfahrt" mit Bankenrettungsgeschäfte ist ruinös für soziale Marktwirtschaft

nicht das Bürger Teilhaben am Sozialwesen durch ihr selbsterwirtschafteten Bruttosozialprodukt. Sozialversicherung, Sozialrente, Kindergeld, Familienförderung, Gesundheitsversorgung, kostenfreie Bildung u.ä. sind problemlos leistbar und das mit viel weniger Steuern. Wage zu behaupten das man das mit 25% Steuersatz erreichen könnte. Das ist erzielbar mit schlanker Verwaltung, Verwaltungswasserköpfe sind unproduktive großkalibrige Steuerfresser und ohne organisierten Sozialmissbrauch. Der Missbrauch ist das Problem nicht das Soziale an für sich.


2
 
 Philip 12. April 2016 
 

@bankster; @Gandalf

Ich wollte nur aufzeigen, dass es auch (und wahrscheinlich) andere Erklärungsgründe für den Erfolg dieser Societies gegeben haben könnte, die nicht unbedingt mit einer genuin christlichen Überzeugung zusammenhängen, weil ich eine Romantisierung dieser Zeit vorbeugen möchte.

Außerdem sehe ich in von ihnen gefordertern Modell keinerlei Möglichkeit, die Reichen zu ihrer Verantwortung zu ziehen - oder anders gesagt, es hängt von der Willkür der Besitzenden ab, ob eine neue Oper oder eine Armenspeisung gebaut werden. Und wenn der Besitzende sich für die Oper entscheidet, dann dürfen die Armen eben verrecken.

Außerdem erwähnt Herr Z.-Z. gerne die Soziallehre der Kirche bzw. seine Verwurzelung darin, ohne an den jeweiligen Stellen konkrete Belege vorzubringen.

Wie kommt Keynes eigentlich auf genau 25%?

@Gandalf: man kann 40% bzw. 35% noch als hoch bezeichen, aber es sind auf jeden Fall andere Werte als die von ihnen genannten: http://www.welt.de/wirtschaft/article154249694.


4
 
 Bankster 12. April 2016 

@ Philip

Gegründet wurden viele dieser Gesellschaften aus einem christlichen Beweggrund - aber beigetreten und Mitglieder geworden sind die Menschen natürlich weil sie eine Absicherung vor hohen Kosten und Verelendung haben wollten - wie auch heute jede private Versicherung deshalb eingegangen wird. Ich meine nicht, daß der Artikel hier etwas anderes auch nur insinuieren würde.

Und eben genau wegen falscher staatlicher Regulierung, nämlich den enorm hohen, protektionistischen Korn-Tarifen, kam es im England des 19. Jh. zu dieser Verelendung. Übrigens standen Cobden und Bright, heute als die Bannerträger des Manchester-Liberalismus verunglimpft, genau gegen diese dummen Regulierungen auf und kämpften damit gegen die Armut. Der böse Kapitalist Cobden gründete zusätzlich auch noch viele private, soziale Fürsorgeeinrichtungen und verarmte schlußendlich daran.

Teilweise dadurch bedingt und teilweise verschärfend wirkte die damalige Stadtflucht und führte zu großem Elend in den Städten.


1
 
 Helena_WW 12. April 2016 
 

Ludwig Erhard -ff-

"Das erfolgversprechendste Mittel zur Erreichung und
Sicherung jeden Wohlstandes ist der Wettbewerb. Er allein
führt dazu, den wirtschaftlichen Fortschritt allen Menschen
im besonderen in ihrer Funktion als Verbraucher, zugute
kommen zu lassen, und alle Vorteile, die nicht unmittelbar
aus höherer Leistung resultieren, zur Auflösung zu bringen.
Auf dem Wege über den Wettbewerb wird – im besten
Sinne des Wortes – eine Sozialisierung des Fortschritts und de
Gewinns bewirkt und dazu noch das persönliche Leistungsstreben wachgehalten. Immanenter Bestandteil der Überzeugung, auf solche Art den Wohlstand am besten mehren zu können, ist das Verlangen, allen arbeitenden Menschen nach Maßgabe der fortschreitenden Produktivität auch
einen ständig wachsenden Lohn zukommen zu lassen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wichtige Voraussetzunge
erfüllt werden..."


2
 
 petraandrzej 12. April 2016 
 

Verknüpfung theologischen und ökonomischen Sachverstands

Endlich mal jemand, der Klartext redet! So etwas Gutes habe ich als Volkswirtin in den letzten Jahrzehnten noch nicht Gelesen. Chapeau!


4
 
 Gandalf 12. April 2016 

steuerlast öst. und deutschland lt. oecd bei über 49,5

diepresse.com/home/wirtschaft/economist/4965613/Steuerlast_Osterreich-im-OECDVergleich-auf-Platz-2?from=rss&utm_source=twitterfeed&utm_medium=t


2
 
 Helena_WW 12. April 2016 
 

Ludwig Erhard Wohlstand für alle

"..Am Ausgangspunkt stand
der Wunsch, über eine breitgeschichtete Massenkaufkraft
die alte konservative soziale Struktur endgültig zu über-
winden. Diese überkommene Hierarchie war auf der einen Seite
durch eine dünne Oberschicht, welche sich jeden Konsum
leisten konnte, wie andererseits durch eine quantitativ sehr
breite Unterschicht mit unzureichender Kaufkraft gekenn-
zeichnet. Die Neugestaltung unserer Wirtschaftsordnung
mußte also die Voraussetzung dafür schaffen, daß dieser
einer fortschrittlichen Entwicklung entgegenstehende Zu-
stand und damit zugleich auch endlich das Ressentiment
zwischen „arm“ und „reich“ überwunden werden konnten.
Ich habe keinerlei Anlaß, weder die materielle noch die
sittliche Grundlage meiner Bemühungen mittlerweile zu
verleugnen. Sie bestimmt heute wie damals mein Denken
und Handeln. ..."
zum downloaden, wer möchte in Suchmaschine:
ludwig erhard wohlstand für alle pdf


1
 
 Philip 12. April 2016 
 

Teilweise Zustimmung & Anmerkungen

Herr Z.-Z. (im folgenden Autor) unterstellt, dass die Mitgliedschaft in den von ihm angeführten Societies durch eine christliche Erziehung frei entschieden wurde. Dass diese Entscheidung auch durch die Furcht vor materieller Verelendung gefällt worden sein könnte, wird in dem für sich allein schlüssigen Kommentar vollständig ignoriert ebenso wie das reale Vorherrschen dieser Verelendung gerade im vom Autor viel gelobten England des 19.Jhdts: Genau durch die Erfahrung/das Kennenlernen derselben haben dazu geführt, dass Marx und Engels ihrer Nachwelt das "wunderbare" System des Kommunismus vermacht haben.

Das vom Autor angeführte Zitat aus Spes salvi ist auf einer abstrakten Ebene natürlich richtig. Fragwürdig ist jedoch die Gleichsetzung des Abstrakten mit der Realität des Wohlfahrtsstaates, der eben nicht die Totalitarität dessen besitzt, worauf im Zitat Bezug genommen wird.


1
 
 Helena_WW 12. April 2016 
 

Weder Ludwig Erhard noch Kardinal Höffner waren Utopie

Man muss verstehen was Soziale Marktwirtschaft des Ludwig Erhard bedeuten und man muss auch verstehen was mit Kardinal Höffner : christliche Gesellschaftslehre gemeint ist.
Es hat bürgerlichen Wohlstand und damit erst Freiheit haben über Jahrzehnte erfolgreich sichergestellt.
Geschädigt wird es Raubtierkapitalismus in Reinform und
auch wenn der in Form von Linken Raubtierkapitalismus, dem Bonzentum des Sozialismus daherkommt.


3
 

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