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EM 2016: Fußball und Orlando

14. Juni 2016 in Kommentar, keine Lesermeinung
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Die EM 2016 packt – fast – jeden. Und trotzdem bleibt in diesen Tagen ein fader Beigeschmack. Aber woher kommt der im Einzelnen? Gastkommentar von Felix Honekamp


Berlin (kath.net/Papsttreuer Blog) Jetzt schreibt der bekennende „Wenn nicht gerade WM oder EM ist“-Fußballverächter einen Beitrag über die EM 2016 in Frankreich? Hat der die Klickzahlen so nötig? Wie ein im PR-Umfeld tätiger Facebook-Freund kürzlich so passend und sarkastisch schrieb: „Liebe Mitarbeiter in den PR- und Marketingabteilungen! Wenn sich Euer Unternehmen vom Wettbewerb abheben soll, macht doch mal irgendwas mit Fußball, zum Beispiel zur Europameisterschaft. Wie wäre es mit einem Sondernewsletter oder einem Gewinnspiel?“ Wer also was auf sich hält, schreibt über die EM, gerade heute nach einem spannenden 2:0-Sieg gegen die Ukraine. Vom Flair eines „Schweini“ wollen doch alle profitieren, oder? Aber keine Sorge, es wird hier im Kern nicht um Fußball gehen – sondern um ein paar Beobachtungen im Umfeld.

Geht es um die Zuschauer und Berichterstatter der EM, kann man grob drei Typen unterscheiden: Erstens – natürlich – die, die das sportliche Event an sich packt. Fußball-Fans bis -Fanatiker, friedlich am sportlichen Wettkampf interessiert, die sich an Folgetagen von Deutschland-Spielen frei nehmen, fachsimpeln über die Aufstellung, Schiedsrichterleistung und Stärken wie Schwächen einzelner Spieler. Für die ist sowas wie die EM gemacht, und selbst Ahnungslose wie ich beteiligen sich ab und an daran – man will ja nicht für die Wochen einer EM oder WM in den Pausenzonen vereinsamen. Zweitens die Katastrophensucher: Wird es wohl einen Anschlag geben? Kann man in einem ins Stadion geschmuggelte Bengalo auch einen Flammenwerfer oder eine Panzerfaust verstecken? Sind die Sicherheitsvorkehrungen ausreichend – müsste man noch mehr tun oder beeinträchtigt das, was bislang getan wird, schon die erste Gruppe beim Fußballgenuss? Zur Frage der Sicherheit hat Kolumnist Heinrich Schmitz einen feinen Beitrag geschrieben, den ich gerne empfehle. Kurz gesagt ist aber wohl eine einfache Schlussfolgerung möglich: Vollständige Sicherheit wird es nicht geben, wer einen Anschlag verüben will, wird das mit genügend krimineller Energie auch schaffen. Wer absolute Sicherheit will, der muss Stadien im Speziellen, besser noch die Öffentlichkeit im Allgemeinen meiden … und kann auch zu Hause nicht hundertprozentig sicher sein. Diese zweite Gruppe sind wohl unvermeidliche Produkte unserer Zeit – und ihre generelle Sorge, wenn sie sich nicht mit Voyeurismus paart, ist ja auch nicht unberechtigt.


Dann gibt es aber noch eine dritte Gruppe, die mir besonders sauer aufstößt: Das sind die, die den Trubel und Jubel bei Wettkämpfen, in denen Nationen gegeneinander antreten, ganz generell ablehnen. Nicht etwa Fußball-Verächter wie ich; für die habe ich noch am ehesten Verständnis. Ich finde es zwar vergleichsweise langweilig, wenn Menschen dauernd damit kokettieren, dass sie keinen Fußball schauen wollen; mich beschleicht auch das Gefühl, dass sie sich selbst manchmal unfrei machen, indem sie aus dem „Ich schau heute Abend ‚arte‘, sonst läuft ja nichts …“-Teufelskreis nicht mehr heraus kommen. Aber ansonsten sind diese Mitmenschen doch harmlos. Viel ärgerlicher sind die, die sich aufgefordert fühlen, aus einer EM – jenseits der Terrorgefahr – ein politisches Thema zu machen. Die Grüne Jugend, die sich mal wieder gegen den Patriotismus wendet, den sie in ihrem linken Wahn als eine Vorstufe des Nationalsozialismus betrachten, ist da noch das kleinere Übel. Dass Linksradikalte ein „Kopfgeld“ auf Deutschland-Flaggen, -Schals und andere Devotionalien ausgeschrieben haben, wird medial fast schon unter „Normales“ abgehakt; dass es sich dabei um Sachbeschädigungen und Diebstahl handelt scheint den meisten egal zu sein, die auch schon bei Brandanschlägen auf missliebige konservative Politiker eher darauf verweisen, dass die sich nun „als Opfer darstellen“ könnten.

Schlimmer aber erscheint mir die „Singt er oder singt er nicht?“-Fraktion: Singen Nationalspieler die Hymne mit? Kennen sie sie überhaupt? Ist es eine politische Botschaft, wenn sie nicht singen? Und ist der Name „Die Mannschaft“ nicht schon eine anti-patriotische Äußerung? In den einschlägigen Foren und Facebookgruppen geht das soweit, dass manche bekunden, sie würden die EM boykottieren, weil das doch eigentlich keine deutsche Mannschaft sei: Özil, Boateng und Co. – nicht aus dem Schwarzwald, und darum soll „unsere“ Elf keine „deutsche Nationalmannschaft“ sein? Ich gebe ja zu: Es hat schon was, wenn die Kamera beim Durchgehen der Spieler während der Hymne bei Manuel Neuer einen kleinen Satz nach oben machen muss, und er – den Blick auf die Flagge – die Hymne singt. Ich fände es auch schön, wenn die anderen Spieler mitsängen; bei Jerome Boateng meine ich gestern Abend auch Lippenbewegungen wahrgenommen zu haben (was aber erst mal nur beweist, wie konditioniert ich schon selbstauf das Thema bin). Aber ist das wirklich ein Problem, wenn sie es nicht tun? Und kann es sein, dass so mancher eher seine fremdenfeindlichen Ressentiments bestätigt sieht, wenn ein Mesut Özil – der schließlich eben noch nach Mekka gepilgert ist? – die Hymne nicht mitsingt?

In diesen generellen Stimmungsmix aus Freude über das sportliche Event, Angst vor dem Terror und Meckerei über die eine oder andere Rahmenbedingung mischen sich zwei Bilder, an die man sich ebenfalls nicht gewöhnen mag: Das eine sind Hooligans, die mit offenbar immer hemmungsloserer Aggressivität auf Andere losgehen, dabei nicht „nur“ (als ob das nicht schlimm genug wäre) Gesundheit und Eigentum anderer Fans und Passanten gefährden, sondern offensichtlich auch keine Hemmungen haben, deren Leben auf’s Spiel zu setzen. Und das andere sind die Bilder aus Orlando, wo ein offenbar islamistischer Attentäter in einer Homosexuellen-Bar 50 Menschen umgebracht hat. Man kann sich schon fragen, ob denn unter solchen Bedingungen Fußball-Partystimmung aufkommen kann? Zumal die politischen Implikationen weit über die Einzelereignisse hinausgehen: Wenn Hooligans es schaffen, Waffen und Pyrotechnik ins Stadion zu schleusen, dann stellt sich in der Tat die Frage, wie schwer es sein kann, einen Anschlag zu verüben? Eine Frage, die sich nicht nur besorgte Zuschauer sondern womöglich auch potenzielle Attentäter stellen. Wenn andererseits das islamistisch initiierte Massaker an Homosexuellen in Orlando als „Amoklauf“ betitelt wird, verbunden nur mit den Fragen, ob denn nicht die Waffengesetze in den USA endlich verschärft gehörten und inwieweit dieser Anschlag (was er eigentlich ist) dem potenziellen republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump in die Hände spielen könnte, stellt man fest, dass der (islamistische) Terror offenbar ausgeklammert werden soll – von Mitgefühl für Opfer und Hinterbliebene ganz zu schweigen.

Da schließt sich dann der Kreis, in dem ich mich jedenfalls hin und hergerissen fühle: Nein, hundertprozentige Sicherheit wird es nicht geben, und den Spaß am westlichen Lebensstil zu verbieten oder sich seiner zu enthalten, stellt ein Zurückweichen vor Terroristen dar. Ja, die Sicherheit wird auch von anderer Seite bedroht, und als Gesamtgesellschaft muss die Frage erlaubt sein, was eigentlich dazu führt, dass Gewaltexzesse, wie die jetzt in Frankreich, eigentlich möglich sind. Aber auf der einen Seite medial so zu tun, als sei die potenzielle Gewalt bei der EM – neben der Frage eines eingebildeten oder echten Nationalismus dieses Wettbewerbs – das allesbeherrschende Thema, andererseits die Feinde der Freiheit und die Feinde der Freude an solchen Spielen nicht ins Fadenkreuz nehmen zu wollen, macht irgendwie skeptisch und fördert die Einstellung, hier handele es sich doch nur um die sprichwörtlichen „panem et circenses“, die von den echten Problemen ablenken wollen.

Nein, ich bin kein Verschwörungstheoretiker, der glaubt, in diesen Wochen der EM würden jetzt weltpolitische Entscheidungen in Europa getroffen, die aufgrund der Spiele niemand mitbekäme. Aber ein bisschen mehr Realismus hinsichtlich der Bedeutung des Fußballs, der Nationalitäten und des Verhaltens der Spieler wäre genau so wichtig wie eine Auseinandersetzung mit der Frage, wie mit der bestehenden Terrorgefahr umgegangen werden kann. Jedenfalls bei Gelegenheits-Fußball-Guckern wie mir stellt sich ansonsten nur schwer Freude ein, selbst bei tollen Toren und Aktionen unserer Mannschaft. Mit Wehmut schaut man auf das „deutsche Sommermärchen“ und fragt sich, was seither eigentlich alles schiefgegangen ist?

Mindestens 50 Tote bei Anschlag auf Nachtclub in Orlando - Täter identifiziert (engl.) - kath.net bittet um Gebet für Opfer und Angehörige!



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