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Alles für die Tonne

18. Oktober 2016 in Chronik, 1 Lesermeinung
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Wann haben Sie zuletzt etwas Essbares weggeschmissen? Täglich entledigen wir uns überschüssiger oder verdorbener Lebensmittel. Dabei gibt es Tipps und Tricks, mit denen sich Verschwendung verringern lässt. Von idea-Redakteurin Julia Bernhard


Wetzlar (kath.net/idea) 8.000 Zentner Speisereste haben die Veranstalter des diesjährigen Oktoberfestes in München entsorgt. Der eine Besucher hat sein halbes Brathähnchen nicht geschafft – weg damit. Dem Niedersachsen hat die erste Weißwurst seines Lebens doch nicht geschmeckt – weg damit. Der Wirt hat einfach zu viele Brezeln aufgebacken. Morgen lassen die sich aber auch nicht mehr verkaufen – weg damit.

Elf Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle pro Jahr

Die traurige Bilanz der „Wiesn“ in Sachen Lebensmittelabfälle ist aber nicht besonders herausragend. Sie bestätigt einen Trend, der schon seit langem anhält: Laut einer Studie der Universität Stuttgart werden in Deutschland pro Jahr insgesamt elf Millionen Tonnen Essbares weggeworfen. Davon entfallen 1,9 Millionen Tonnen auf Großverbraucher wie Restaurants und Kantinen. Die Industrie entsorgt noch einmal so viel. Der Handel hinterlässt etwa 500.000 Tonnen Speiseabfälle. Die Gründe sind vielfältig: In der Lebensmittelindustrie wird Gemüse, nur weil es nicht der Norm entspricht, entsorgt, da es vermeintlich nicht verkauft werden kann: Die Möhre mit den zwei Enden und die Zucchini mit den dicken Knubbeln fliegen raus. Hin und wieder kommt es auch zu einer Überproduktion, die nicht verwertet werden kann und ihr Ende ebenfalls im Mülleimer findet. Der Handel schmeißt weg, was übrig geblieben ist oder das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht hat. Speisewirtschaften dürfen Essensreste aus hygienischen Gründen nicht für den nächsten Tag aufheben und müssen sie entsorgen.

Jeder Deutsche wirft jedes Jahr 235 Euro weg

Den größten Anteil der Lebensmittelabfälle aber produzieren die Privathaushalte: 6,7 Millionen Tonnen Speisereste landen jedes Jahr im Müll. Jeder Deutsche entsorgt somit 82 Kilo Esswaren im Wert von 235 Euro – das entspricht etwa zwei vollgepackten Einkaufswagen. In der Tonne landen aber nicht nur Essensreste, die das Kind nicht mehr geschafft hat. Oft vergisst der Konsument den ein oder anderen Joghurt im Kühlschrank, der dann plötzlich schlecht ist. Oder es ist ihm zu aufwendig, das hart gewordene Brot zu Frikadellen zu verarbeiten. Manch einer hat auch einfach keine Lust mehr auf die soeben gekauften Radieschen. Viele Lebensmittel, die im Müll landen, gehören dort noch gar nicht hin. Die Forschergruppe aus Stuttgart hat herausgefunden, dass 47 Prozent der Abfälle „vermeidbar“ sind.


Vom Wert eines Brotes

Der sorglose Umgang mit Lebensmitteln schadet der Umwelt. Denn jede Ernte kostet wertvolle Rohstoffe, die so verschwendet werden: Vom Acker bis auf den heimischen Teller hat der Landwirt eine Menge Saatgut eingesetzt, Wasser – für ein Brot werden 1.300 Liter benötigt –, aber auch Benzin sind geflossen. „Unser täglich Brot“ sollte uns also einiges wert sein. Ist es aber nicht. Gerade mal 1,19 Euro kostet ein Laib im Supermarkt. Die allermeisten Lebensmittel des täglichen Bedarfs gibt es dort „gut und günstig“. Lagen die Ausgaben für Nahrungs- und Genussmittel 1950 noch bei 50 Prozent des durchschnittlichen Haushaltseinkommens, betragen sie heute gerade einmal 9,5 Prozent.

Die Zeiten, in denen selbst ein hartes Stück Brot ein Segen war, in denen Gemüse eingelegt und wertvolles Obst eingekocht wurde, sind lange vorbei. Heute gibt es alles im Überfluss. Das Ergebnis: Wir kaufen zu viel und falsch ein. Was schmeckt, wird in den Einkaufswagen gelegt – ohne darüber nachzudenken, ob das Fassungsvermögen des Kühlschranks nicht längst erreicht ist.

Es gibt viele Alternativen

Der Handel hat als Erstes vor einigen Jahren reagiert, um der Lebensmittelverschwendung Einhalt zu gebieten. Einige Supermärkte – unter anderem Lidl – bieten abends in gesonderten Kisten reduzierte Milchprodukte an, die kurz vor dem Ablaufdatum stehen, oder Salatköpfe, die am nächsten Morgen zu welk zum Verkaufen wären. Auch viele kleinere regionale Projekte engagieren sich in diesem Bereich. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hat Initiatoren solcher Angebote dieses Jahr mit dem „Zu gut für die Tonne-Bundespreis“ ausgezeichnet. Zum Beispiel das Unternehmen „Im Angebot“ mit fünf Filialen in und um Leipzig. Die Händler kaufen Lebensmittel auf, die nur noch kurz haltbar sind oder beschädigte Verpackungen haben. In ihren kleinen Märkten kann man sie preiswert erwerben. Ebenfalls ausgezeichnet wurde die Firma „Ugly Fruits“ (Hässliche Früchte) aus Berlin. Sie beliefert Kitas und Schulen der Region mit Obst und Gemüse, das es aufgrund seiner Form oder seines Aussehens nicht in die Regale der Supermärkte geschafft hat. Viele Landwirte können hier das, was sie normalerweise wieder unterpflügen müssten, noch loswerden. Wer bei solchen Angeboten zugreift, spart nicht nur ein paar Cent, sondern rettet vieles, was durchaus noch essbar ist, vor der Tonne.

„Zu gut zum Wegschmeißen“

Im Zeitalter der Digitalisierung ist es für die Händler sogar noch leichter, Konsumenten auf entsprechende Angebote aufmerksam zu machen. Die Smartphone-Anwendung „Too good to go“ (Zu gut zum Wegschmeißen) wurde in Dänemark entwickelt und wird mittlerweile in ganz Europa genutzt. Restaurants und andere Gastronomiebetriebe können hier ihr Essen, das übrig geblieben ist, zum kleinen Preis anbieten. Online reserviert der Kunde sein Paket und holt es kurz vor Ladenschluss ab. Oft ist es eine Überraschung, was man bekommt. Viele Studenten organisieren sich so ihr Abendessen oder die Brötchen für den nächsten Morgen. „Too good to go“ funktioniert allerdings vorwiegend in Großstädten, wo das Angebot und die Nachfrage besonders hoch sind.

Die „BrotFairTeiler“

Auf die Verteilung von insbesondere ausrangiertem Brot hat sich beispielhaft die evangelische Thomaskirche in Köln spezialisiert. Jeden Dienstagvormittag findet im Foyer die Aktion „BrotFairTeiler“ statt. Christian Horsters ist einer von zehn Ehrenamtlichen, die morgens zwischen 4 und 7 Uhr bei den kooperierenden Bäckereien der Umgebung die Backwaren einsammeln. „Es gibt so unglaublich viel zu holen. Wir könnten das jeden Tag machen“, erzählt er. Die Menschen, die vorbeikommen, sind teilweise Hartz-IV-Empfänger oder Alleinerziehende, aber auch Gemeindemitglieder. Zwischen 70 und 100 Besucher nehmen jede Woche an der Aktion teil. „Die Hemmschwelle, zu uns zu kommen und sich etwas zu essen zu holen, ist geringer, als zur Tafel zu gehen“, weiß Horsters. Die Helfer freuen sich, wenn der ein oder andere noch auf eine Tasse Kaffee und eine Butterstulle bleibt. Auch die Kirche ist geöffnet, und es gibt die Möglichkeit, dort Kerzen anzuzünden.

Ein öffentlicher Kühlschrank, den jeder füllen kann

Die Idee des Tauschens und Verschenkens von Lebensmitteln – das sogenannte „Foodsharing“ – ist mittlerweile in einigen Kirchengemeinden angekommen. Am einfachsten geht das mit einem Kühlschrank, den jeder mit Lebensmitteln befüllen kann, die er nicht mehr braucht. Die katholische Gemeinde Christus König in Osnabrück hat 2015 eine solche Tauschstation gemeinsam mit Mitgliedern der Internetplattform „Foodsharing“ eingerichtet. An der Außenwand des Pfarrhauses steht der Kühlschrank, für jeden zugänglich. Tanja Sudhaus und ein kleines Team von „Foodsharern“ ist für die Befüllung und die Sauberkeit zuständig. Drei Mal die Woche kommen sie vorbei, kontrollieren die Lebensmittel und wischen den Kühlschrank aus. „Die Gemeinde ist ein toller Kooperationspartner. Es funktioniert sehr gut. Da ja beim Foodsharing kein Geld fließen soll, sind wir immer auf Partner angewiesen, denen der Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung auch ein wichtiges Anliegen ist und die bereit sind, den Strom für so einen Kühlschrank zu spenden“, erklärt Sudhaus.

Schnippelparties an vielen Unis

Eine weitere Möglichkeit, um Lebensmittel vor dem Müll zu retten und dabei auch noch Spaß zu haben, sind die „Schnippelparties“, die mittlerweile an vielen Universitäten veranstaltet werden, sich aber auch für Kirchengemeinden eignen. Zur Veranstaltung bringen die Teilnehmer selber Gemüse mit, das bei ihnen in der nächsten Zeit verrotten würde, oder organisieren sich von Supermärkten und Wochenmärkten übriggebliebenes Grünzeug. Dann wird geschnippelt, was das Zeug hält, um am Ende zusammen einen wunderbaren Eintopf genießen zu können.

Was man gegen das Wegwerfen tun kann

Wem das alles zu kompliziert ist, der kann schon viel bewegen, indem er sein eigenes Verhalten ändert. Wenn man die Portion im Restaurant nicht geschafft hat, kann man sich den Rest mitgeben lassen. Kaum ein Kellner wird etwas dagegen haben. Vor dem Einkaufen sollte jeder Konsument genau überlegen, was er braucht. Am besten geht man mit vollem Magen in den Supermarkt, denn dann kommt man gar nicht erst in Versuchung, aus Hunger heraus den ein oder anderen Fehlkauf zu tätigen. Zu Hause kann man Reste kreativ verwerten. Eine Pizza lässt sich zum Beispiel wunderbar mit allem möglichen Übriggebliebenen belegen. Außerdem sollte man auf die richtige Lagerung von Lebensmitteln achten, damit man lang etwas von ihnen hat. Und wenn man mal wirklich partout nicht weiß, was man mit der alten Zucchini machen soll: Einkochen wie zu Omas Zeiten ist wirklich einfach. Und die Ergebnisse sind meist köstlich und beweisen: Nicht alles ist immer gleich für die Tonne.


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Lesermeinungen

 HFischer 18. Oktober 2016 

Einkauf mit Maß

Jede Familie kann im eigenen Haushalt anfangen und nur das kaufen, was in nächster Zeit wirklich verbraucht wird. Wie oft wird viel zu viel an Wurst und Käse eingekauft, was dann natürlich nach kurzer Zeit verdirbt. Dasselbe gilt für Supermärkte: wenn mehr nach Bedarf bestellt wird, muss auch weniger weggeworfen werden. Dies würde auch die Preise reduzieren.


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