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Christen wollen in die IS-befreiten irakischen Städte zurück

18. Jänner 2017 in Weltkirche, keine Lesermeinung
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Irak: Das Ausmaß des Schadens nach der Besatzung in Karakosch - IS benutzte Kirche als Schießstand


Wien/Karakosch (kath.net/KIN) „Ich begreife nicht, wie Menschen einander so sehr Schaden zufügen können“, seufzt Wachmann Louis Petrus. Heute ist Louis zum ersten Mal in seine Heimatstadt zurückgekehrt: die christliche Stadt Karakosch bei Mossul, aus der er am 6. August 2014 fliehen musste, als der IS die Stadt besetzte. „Sehen Sie sich mein Haus an: es ist beschädigt, die meisten meiner Möbel wurden gestohlen und mein Hausrat ist kaputt. Andere Bürger von Karakosch hatten mich darauf vorbereitet, was mich in der Stadt erwarten würde. Ich hatte Geschichten von der Zerstörung durch die Dschihadisten gehört und Bilder gesehen. Jetzt, wo ich die Stadt mit meinen eigenen Augen sehe, weiß ich gar nicht, was ich fühlen soll. Die IS-Terroristen haben viel von meinem Hab und Gut zerstört. Aber ich bin noch ganz gut davongekommen, wenn ich mir den Schaden an meinen Nachbarhäusern ansehe: viele Häuser wurden durch Feuer beschädigt oder vollständig niedergebrannt. Ich war gesegnet.“

Verborgene Schätze

Heute ist der 72-jährige katholische Geistliche Pater Sharbil Eeso in die befreite Stadt Karakosch gekommen. Am 17. August hatte er die Stadt zum dritten und letzten Mal verlassen. Im Seminar und im dazugehörigen Büro herrscht Chaos: Auf der Suche nach verborgenen Schätzen haben die Besatzer die Decken heruntergerissen. Statuen wurden zerstört, die Unterlagen auf den Kopf gestellt. „Wir dürfen diese Unordnung noch nicht aufräumen“, sagt er, während er den Staub von seiner gerade wiedergefunden priesterlichen Kopfbedeckung abschüttelt. „Zuerst muss der Schaden sorgefältig beurteilt und genauestens dokumentiert werden. Damit kann erst begonnen werden, wenn die Stadt sicher ist. Vorige Woche tauchte aus einem vom IS unter der Stadt errichteten Tunnelsystem ein Dschihadist auf. Die Armee feuerte sofort auf ihn und erschoss ihn: der Junge war vielleicht dreizehn Jahre alt.”

Sicherheit

Die Kirchen in Karakosch wurden von den Dschihadisten äußerst rege genutzt. Sie schrieben sogar ihre Schlachtpläne auf die Wände. Die syrisch-katholische Kirche St. Georg wurde in eine Bombenfabrik umgewandelt, die bis zum hastigen Rückzug des IS in vollem Betrieb war. Hunderte von Bomben und Granaten in allen Formen und Größen liegen dort herum und warten darauf, abgefeuert zu werden. Darüber hinaus hat die Kirche tödliche Rezepturen ‚erhalten‘, die – im richtigen Mengenverhältnis angewandt – die in der Kirche gebunkerten Chemikalien in katastrophale Sprengstoffe verwandeln können.


„Trotz der ganzen Schäden habe ich Hoffnung für die Zukunft“, sagt Vater Sharbil lachend. „Wenn unsere Sicherheit gewährleistet ist, können Christen auch weiterhin im Irak leben. Christen in Europa könnten ihr Bestes tun, um für unsere Sicherheit zu sorgen. Ich möchte nach Karakosch zurückkehren, wenn es wieder Strom und Wasser gibt. Allerdings bin ich der Meinung, dass Sicherheit die wichtigste Voraussetzung für eine Rückkehr ist.“

Auch Louis Petrus ist fest entschlossen, nach Karakosch zurückzukehren. „Ich will den Irak nicht verlassen, es sei denn alle Bewohner bleiben fern und gehen weg. Aber wenn zwei oder drei Familien nach Karakosch zurückgehen, dann gehe ich auch. Das ist mein Land. Sobald es in der Stadt sicher ist und wir die Erlaubnis erhalten, wieder dort zu leben, möchte ich mein Leben in Karakosch wieder aufbauen. Das ist mein Zuhause und ich werde dort bis zu meinem Tod bleiben.“

Grenzkorrekturen

Yacoob G. Yaco, assyrisches Mitglied im Parlament, fährt fast täglich in das befreite Gebiet, um sich über den Fortschritt an der Front und die Sicherheitslage zu informieren. Darüber hinaus ermutigt er die Mitglieder der assyrischen Freiwilligen-Armee NPU. Heute spricht er mit General Faris Abderlahad Yacub (54), der die Aufgaben der Freiwilligen-Armee der Ninive-Ebene koordiniert. Beide haben das Vertrauen in die kurdischen Peschmerga verloren, weil diese sie aufgegeben haben, als der IS ihre Städte und Dörfer überrannte. Aus diesem Grund sind sie davon überzeugt, dass eine Sicherheitstruppe und eine Oase der Christen in der Ninive-Ebene wichtig sind.

Als eines von fünf christlichen Mitgliedern im kurdischen Parlament, repräsentiert Yacoob die irakische Christengemeinde. „Es herrscht große Unruhe unter den irakischen Christen“, sagt er uns. „Die Kurden unterstützen den Irak in seinem Kampf gegen den IS und bei der Rückeroberung von Mossul und der umgebenden Städte und Dörfer. Die Bewohner sind dankbar dafür, aber viele der Christen haben den Verdacht, dass die irakische Regierung den Kurden im Gegenzug dafür Land gibt. Die Kurden graben tiefe Kanäle und bauen hohe Zäune, die laut ihrer Aussage den IS aufhalten sollen. Derweil streiten Kurden und die irakische Regierung ab, dass für die Unterstützung Land versprochen wird und sie versichern den Christen, dass es keine Geschäfte in Bezug auf das Land gegeben hat. Aber die Kanäle und Zäune werden nicht auf kurdischem Land gebaut, sondern in der Ninive-Ebene. Viele Christen fürchten, dass es diese Grenze keineswegs nur vorübergehend geben wird, sondern dass es sich um eine dauerhafte Grenzkorrektur handelt.“

Geheimgänge

„Wir wollen wirklich mit unseren Kindern nach Karakosch zurückkehren“, sagt der Bürgermeister von Karakosch, Nisan Karromi (59), der am 23. Oktober in die Stadt zurückkam, als die Schlacht um die Stadt noch nicht entschieden war. Heute besucht Nisan sein Büro und erkennt, dass die Dschihadisten keinen Respekt vor seinem Amt hatten: sein Namensschild liegt zerstört auf dem Boden und fast das gesamte Inventar seines Arbeitszimmers wurde verwüstet. Er rechnet damit, dass „es lange dauern wird, bis alle Schäden wieder repariert sein werden.“

„Einige der Stadtbewohner haben durch die Invasion des IS alles verloren, anderen wurden die Häuser angezündet und anderen ist es noch schlechter ergangen, auch wenn alle diese Stadt für mehr als zwei Jahre verlassen mussten. Wir müssen diese Stadt nicht nur wieder aufbauen, wir müssen die Menschen auch für die erlittenen Schäden entschädigen. Nun, da die irakische Regierung sich in einer Krise befindet, wird die internationale Gemeinschaft Hilfestellung geben müssen, damit der Irak wieder bewohnbar wird.“

„Bevor wir mit dem Aufsammeln der Teile anfangen, müssen die Schäden sorgfältig aufgezeichnet werden“, erklärt der Bürgermeister. „Ganz abgesehen davon, können wir nicht mit dem Wiederaufbau beginnen, denn der Sicherheitsdienst hat den Verdacht, dass sich immer noch IS-Kämpfer in den Gängen unter der Stadt befinden. Nicht jedes Haus ist auf diese Geheimgänge durchsucht worden. Vor kurzem wurden zwei asiatisch aussehende Dschihadisten in Karakosch gesehen, die jedoch verschwanden, bevor wir sie festnehmen konnten.”

In der Zwischenzeit besucht Manal Matti die von Ruß geschwärzte Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis. Sie ist wundert sich über die Schaufensterpuppen, die überall auf dem Kirchengelände zu finden sind. Allesamt von Kugeln durchlöchert. „Die Dschihadisten haben die Kirche als Schießstand und die Puppen als Zielscheibe benutzt“, sagt sie entsetzt. „Die Schaufensterpuppen sind völlig durchsiebt!“ Manal Matti hatte früher nur wenige Schritte von der Kathedrale entfernt einen Schönheitssalon. „Ich weiß nicht, ob die Bewohner von Karakosch jemals wieder in meinen Salon kommen werden.“

Seit 2014 hat KIRCHE IN NOT die Christen im Irak mit mehr als 20 Millionen Euro für Nothilfeprojekte, Schulausbildung, Nahrungsmittel und Lebensunterhalt für die Vertriebenen unterstützt.

Von Jaco Klamer für KIRCHE IN NOT

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KIRCHE IN NOT ist ein internationales katholisches Hilfswerk. Das Werk leistet weltweit geistliche und materielle Hilfe für Christen,
die wegen ihres Glaubens bedroht oder verfolgt werden. Weitere Infos und Spendenmöglichkeiten:

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Foto oben (c) Kirche in Not


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