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Überlass Gott die Baustellen deines Lebens!

20. Jänner 2017 in Kommentar, 2 Lesermeinungen
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Konflikte, Krisen und Kinderraufereien: Mein Alltag war auf der MEHR-Konferenz dabei. Und Gott hatte kein Problem damit, sich auch hier zu zeigen. BeneDicta am Freitag von Petra Knapp-Biermeier.


Linz (www.kath.net) Der heiße Kakao wärmt meine Finger. Es ist kurz nach Mitternacht, und ich sitze in einer Hotellobby in Augsburg. Ich bin so richtig glücklich. Vor einer Stunde bin ich ins Auto gestiegen, eigentlich gleich um die Ecke, beim Messezentrum. Aber dann gab es Schneefall, einen komplett verstopften Parkplatz und einen geschenkten Moment: 45 entspannte Minuten genieße ich im Auto, mit Sitzheizung, Schneeflocken und Smalltalk. Es ist der erste lange ruhige Augenblick seit zwei Tagen, auf meiner Pilgerreise, in Augsburg auf der MEHR-Konferenz.
Am Donnerstag sind wir angereist, im dichten Schneetreiben, mit Kindern, Schigewand, Siku-Fahrzeugen und Donald-Duck-Büchern. Mit gemischten Gefühlen, gestehe ich, denn meinen Alltag habe ich diesmal einfach mitgenommen, Laptop, Kinder, Konflikte, Ausgebranntsein und eine leise Hoffnung, dass da wieder was Neues in mein Leben hereinbricht.

Es läuft anders als gedacht und geplant: Die beiden Jüngeren verweigern mit Nachdruck die Kinderbetreuung, sodass wir nach einer dreiviertel Stunde Schlangestehen bei der Anmeldung kehrtmachen. Ich bin wütend, überfordert, gestresst und frage mich, was wir hier eigentlich tun. Und ja, wir haben keine Hemmungen, inmitten der Menschenmassen so richtig zu streiten.
Aber ich habe Zeitdruck, weil ich Berichte schreibe, und so schnappe ich kurzerhand meinen Sechsjährigen, und ziehe mit ihm los, ich mit Laptop, er nimmt mein Handy, mit dem Auftrag, Fotos und Videos zu machen. Ich sitze am Boden und tippe im Halbdunkel. Da kehrt Ruhe ein, ich fühle mich sicher, mit den Fingern auf den Tasten.

Wir eilen zurück ins Pressezentrum, dann der nächste Vortrag. Mittagessen, lange Schlangen, wir sitzen irgendwo und essen Sandwiches, warten, und ja, da beobachte ich etwas, mit dem ich nicht gerechnet habe: Meine Jungs genießen es hier, finden sich zurecht, und schaffen es spielend, immer wieder zu uns zurückzufinden. Ich entspanne mich und freunde mich mit dem Gedanken an, noch 48 Stunden in diesem Menschenmeer zu verbringen.

Gott hat mich am Beginn dieses Jahres 2017 rausgerissen aus meinen vier Wänden, und ich habe diesmal die Entscheidung getroffen, nicht in meiner persönlichen Komfortzone zu bleiben, also alleine geistlich aufzutanken, inklusive Ausschlafen und entspannt Essen und so: Nein, ich krache auf der MEHR 2017 voll hinein mit allem, was zu meinem Leben gehört.


Was passiert? Eineinhalb Tage lang streiten mein Mann und ich in jeder möglichen Pause, und bei der Heiligen Messe am Fest der Erscheinung des Herrn sind es meine Jungs, die vor dem Mischpult eine Rauferei anfangen, nach über einer Stunde Messfeier. Ich spüre so viele Blicke auf mir, als ich ihnen nachjage, und ich fühle mich unfähig, nicht zugehörig.
Aber ich bleibe. So bin ich gerade, Gott, vor dir. Und ich schleudere ihm einige wütende Fragen entgegen, warum mein Leben nicht so funktioniert, wie ich es gerne hätte. „So groß ist der Herr…“ und „Wir lieben deinen Namen“ singe ich und spüre nichts, rein gar nichts. Ich anerkenne mit meinen Worten, mit meinem Willen, dass Er der Herr ist. Und dann renne ich wieder.

Ich bin nicht allein. Da sind viele Frauen und Männer, die viele Stunden „draußen“ verbringen und keine glänzende Auszeit auf einer tollen Konferenz erleben, sondern Vierjährigen beim Rollerfahren zuschauen oder sich in der Schlange für Luftballons anstellen oder beim Essen oder am Klo. Mütter und Väter, die überforderte Kinder beruhigen, sie herumtragen, wickeln oder draußen im Schnee herumtollen.

Gott ist groß und wunderbar! Das singe ich immer wieder zwischendurch, beim Lobpreis, aber da spüre ich diese Kluft zwischen meinem Alltag und der Sphäre Gottes. Irgendwie kriege ich nichts ab von dieser Lobpreiswolke. Ich stehe vor Gott so da, wie ich bin: Arm. Unfähig.
Nichts im Griff habend. Und ich warte noch immer, dass endlich mal was passiert, als wir Samstagnachmittag zur Abwechslung den 12-Quadratmeter-Raum für die Kleinsten aufsuchen.

Daneben startet der Beichtbetrieb, habe ich gerade noch gesehen, und eher aus Neugier schaue ich kurz hinein und reserviere mir einen Platz. Tatsächlich, ich habe kurz Luft: Meine Schwägerin schaut auf die Kids, und ich lehne mich zurück, in Ruhe, vor mir noch an die zehn Menschen, die beichten wollen. So. Jetzt bin ich endlich an einem Punkt, wo sich möglicherweise was ändern könnte.
Und ja, diese Beichte ist eine der schlichtesten, ungewöhnlichsten meines Lebens, denn der Priester hat mich zum Lachen gebracht. Er hat mich mit ein paar schlichten Sätzen angeleitet, gewisse Baustellen in meinem Leben einfach mal anzuerkennen, vorübergehend. Also Bereiche in meinem Leben, die definitiv noch nicht heil sind, anzunehmen als „Baustelle“. Und auch so zu behandeln, den Anspruch runterzuschrauben und nicht zu verlangen, dass übermorgen alles perfekt sein soll. Den Leistungsdruck rauszunehmen.

Was für ein Geschenk! Was für eine Erleichterung. Das war ein echter Wendepunkt, diese Beichte, diese 20 Minuten. Wenige Stunden zuvor hatte auch mein Mann für sich beten lassen, und befreit und mit neuem Mut gingen wir in die letzten 24 Stunden der MEHR hinein.

Am Abend fahre ich dann nochmals alleine hin, mit ein paar anderen. Es schneit. Ich erlebe ein starkes Gebet, ein sehr starkes Gebet. Ich bin nach wie vor irritiert von so vielen Menschen rundum, ein Blick nach vorne oder hinten lässt mich viel zu viel wahrnehmen, zu viele Gesichter, zu viele Hände unten, oben, tanzende, hüpfende Leute, Menschen mit geschlossenen Augen, lachende Gesichter.

Aber ich ignoriere alles, was mich ablenken könnte und bekenne: Gott ist gut! Er ist es wert, dass ich abends nochmals rausgehe zum Lobpreis anstatt in den Whirlpool. Er ist es wert, dass ich hier stehe und mich einreihe in 10.000 andere, er ist es wert, alles mal hinzulegen, auch meine Gefühle, meine Müdigkeit, meine Abgelenktheit und mich zu fokussieren auf IHN.

Gegen 23 Uhr gehen wir. Es schneit in wunderbaren, dicken weißen Flocken, und es ist einfach ein himmlischer Abend. Dann ist dieser Stau, diese 45 geschenkten Minuten auf dem Parkplatz, und ich sage laut zu L., dass ich jetzt unglaublich gerne einen heißen Kakao trinken würde. Und lachend ergänze ich, dass ich weiß, dass ich heute sicher keinen mehr kriegen werde, weil ja die Hotelküche längst zu ist.
Um Mitternacht sind wir dann alle in der Hotellobby, und da sehe ich ihn: Den Kaffeeautomaten, der auch Kakao hergibt. Rund um die Uhr. Heiß und süß. Gratis. Und ohne Begrenzung. Das ist für dich! Sagt mir Gott in diesem Moment. Ich habe gehört, was du dir wünschst. Und so sitze ich jetzt hier, auf der ledernen Couch, und genieße und bin dankbar.

Da ist es wieder, diese Erfahrung: Gott spricht so konkret in meinem Leben. Meine Gebete spüren sich für mich meistens trocken, irgendwie einsilbig an, und ich bin keine Frau der vielen Worte. Aber Gott hört sie! Und er nimmt sie ernst. Und dann spricht er.
Schickt mir mein Kind, das mir meinen Laptop schleppt, Fotos macht und mich begleitet bei meiner Arbeit. Schickt mir L., die meine Kids beaufsichtigt, damit ich beichten kann. Schickt mir Freunde, die unsere Älteste zur Kinderbetreuung mitnehmen. Schenkt mir abends Zeit, in Ruhe zu essen, weil ich nicht mal richtig frühstücken kann in diesen Tagen. Schickt mir Kinder, die auf der Heimreise dann ausführlich diskutieren werden, ob es im Himmel Lego gibt. Oder Fußball. Die sich plötzlich die Waffenrüstung Gottes anziehen wollen.

Ja, es ist viel passiert in diesen Tagen, ganz nebenbei, im Detail, unbemerkt. In mein ungeduldiges Warten und Ausharren hinein hat Gott neue Samen gelegt. Ich bin gespannt, was als Nächstes passiert. Derweil lebe ich wieder mit meinen ungelösten Problemen. In die ich jetzt aber mit einer neuen Vehemenz Gott hineinlasse, seinen Sieg ausrufe und in Jesu Namen kraftvoll bete.
Gott ist so gut. Überlass ihm die Baustellen deines Lebens! Er hat jedes Detail deines Lebens im Griff. Lass ihn ran. Erhebe deine Hände zu ihm und mach es wie Paulus, der sich auch von seinen Schmerzen im Gefängnis nicht davon abhalten ließ, Gott zu loben. Das ist explosiv, das ist kettensprengend, das ist verändernd. Dein kleines Lob, deine 30 Sekunden Anerkennung, wer der Herr des Universums ist und wer nicht, wird dein Leben revolutionieren. Go for it!


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Lesermeinungen

 Rosario 20. Jänner 2017 

Herrlich ehrlich geschrieben

Ja, das ist das, was ich besonders empfunden habe in diesem so schön blumig geschriebenen Bericht.
So herrlich bis auf die Knochen ehrlich geschrieben, nichts beschönigt.
Und da fand auch ich mich als Mensch wieder.
Danke auch aus meiner Sicht für die schriftstellerische Leistung, spricht an, reißt mit, bleibt spannend.
Danke.


3
 
 Hortensie 20. Jänner 2017 

Danke Frau Knapp!

Ja genau Frau Knapp, so erlebe ich Gott auch. Er wartet bis ich liebend, (und das kommt auch vom Ihm) meine Situation annehmen kann, und dann lässt er mich das Schöne und Gute sehen, das ich vorher gar nicht wahrnehmen konnte, weil ich ja besser wusste was ich jetzt gerade brauchen würde ;-) Er ist zuverlässig, das darf ich immer wieder erfahren, und er interessiert sich tatsächlich für unseren Kleinkram ;-)


6
 

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