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Aus dem Rahmen fallen

27. Jänner 2017 in Kommentar, 3 Lesermeinungen
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Von Pippi Langstrumpf bis zu Michel aus Lönneberga - BeneDicta am Freitag mit Gudrun Trausmuth


Wien (kath.net)
Das Folgende passt zwar gut in den Fasching, hat aber eigentlich nicht damit viel zu tun, außer dass Pippi Langstrumpf auch eine beliebte Verkleidung ist. Tatsache ist aber, dass der Prototyp Pippi Langstrumpf immer Hochkonjunktur hat, aktuell fällt mir gerade wieder ein besonderer Hype in der Auseinandersetzung mit dem sommersprossigen starken Mädchen auf; hinweisen möchte ich etwa auf Christoph Quarchs Essay „Pippi Langstrumpf – warum ein vorpubertäres Mädchen die besten Chancen hat zum Idol des Jahres 2017 zu werden!“

Pippi, ob man sie bewundert oder empört ist über die freche Göre, ist ja auch auf jeden Fall bemerkenswert: Wie die so viele Kinderhelden der Weltliteratur ist sie immerhin Halbwaise (und der meist abwesende und ihr natürlich völlig ergebene und unterlegene Vater schillert irgendwo zwischen Kapitän und Seeräuber) und allein schon dadurch geeignet, jede Menge Empathie zu rekurrieren.

Na ja, und dann das „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“ – das möchten wir doch alle, von uns selbst, als Anfang und Mittelpunkt ausgehend, unsere kleine bunte willkürliche Welt definieren – herrlich! Ein Kind, das sich einfach prächtig als Vorbild für Erwachsene von heute eignet: Villa Kunterbunt, mit Freunden die wildesten Dinge machen, Leuten und Autorität, die uns nerven, eins auswischen, alle nach Strich und Faden vera… . äh, veräppeln. Und unbekümmert und stark sein, sehr stark! - „Ich.. mir… mir“ kommt in Pippis Lied in auffallender Dichte vor: sie ist der Star, der Mittelpunkt der sie anbetenden Annika und Tommy. Eine herrliche Projektion! Astrid Lindgrens kleine Tochter hat das rothaarige Mädchen als Erste geliebt und nach ihr Generationen von Kindern.


Doch die Attitüde, die 1945, zur Zeit der Erstveröffentlichung von „Pippi Langstrumpf“ ein Defizit an Freiheit, Kühnheit, Selbstbestimmung möglicherweise berechtigt thematisierte, ist längst gesellschaftlich etabliert, politisch korrekt und schlicht Mainstream. - Bindungslos, „stark“, frech, selbstbezogen, unfähig sich einzuordnen… da laufen viele (junge und alte) Pippis durch die Gegend, rote Haare mit abstehenden Zöpfen braucht man als äußeres Identifikationsmerkmal da gar nicht mehr, eher vielleicht sekundäre Signale wie veganes Essen mit Chiasamen (oder ist schon wieder etwas Anderes Dogma an der Front der Superfoodfans?) … Die Dinge haben sich längst umgedreht, nur nehmen wir es nicht wahr: was einmal provokative Befreiung war, ist heute oft selbstverständlich gewordene Haltung.

Zu Recht beklagt der Wiener Mathematiker Rudolf Taschner ist seinem neuen Buch „Woran glauben“ das flächendeckende Fehlen von Eleganz und Manieren. Die gewohnheitsmäßige gesellschaftlich akzeptierte Dreistheit (ich spreche hier nicht mehr von einer kindlich-naiven, sondern jener der Erwachsenen) – ist ein schwacher Abklatsch der Originalität, die der „historischen“ Pippi Langstrumpf noch eigen war; und die „Stärke“ geht mit einer seltsamen Einseitigkeit und Lähmung einher: Dreist sein und sich zu Wort melden, ist ja nur immer in eine bestimmte Richtung ok, je nach Thema gibt es ganz klar markierte Begriffe, was im Sinne der institutionalisierten Revolution „ok“ ist, und was man auf keinen Fall sagen oder tun darf, was „gar nicht geht“. Und wehe, jemand erlaubt sich den Tabubruch! Da ist dann ganz schnell „Schluss mit lustig“.

Das Prinzip kann man in privaten Gesprächen genauso wie im öffentlichen Diskurs beobachten. Im Sinne der starr gewordenen Konventionen einer fast 50jährigen Choreographie, tanzen die Akteure ausschließlich nach streng vorgegebenen Figuren (versteht man das vielleicht unter „Links-Walzer“?!). Fest reguliert, haben bei bestimmten Themen ganz bestimmte Stichwörter zu kommen. Und viel zu viele machen – teils auch völlig naiv und unbedarft - mit, weil sie immer noch glauben, dass die permanent geimpfte veröffentlichte Meinung tatsächlich gut sei, andere machen mit, weil das eben die „angesagte Meinung“ ist, glatt und geschmeidig, nicht peinlich störend….

Diese kontinuierliche Bewegung nach links passiert dabei weithin moderat, bedeckt vom Mantel der Regulationsbedürftigkeit und des kleineren Übels: „Verhütung – natürlich!“, „Abtreibung- nicht gut, aber in gewissen Fällen…“, „Homo-Ehe, warum denn bitte nicht?“, „Invitro-Fertilisation – aber ja, ein Kind um jeden Preis!“, „assistierter Suizid – er/sie soll ja nicht leiden müssen ….“ Wie befreiend ist es da, wenn manchmal einer auftritt, der aus dem Rahmen fällt, der wirklich noch anders ist – mag er auch vielleicht so was wie rote Haare haben und zumindest diesbezüglich die Pippi Langstrumpf-Spur aufnehmen…. Er mag poltern, schwierig und cholerisch sein und die mediale Entrüstung der ganzen Welt auf sich ziehen, aber wenn heute jemand sagt, ab jetzt gehen keine Steuergelder mehr zu Planned Parenthood, dem größten Abtreibungsanbieter der USA, dann ist das einfach eine positive Revolution, eine mutige, starke Bewegung in die richtige Richtung!

Um noch einmal an den Anfang zurückzukommen: Mir war und ist ja Michel aus Lönneberga, der strohblonde und herzensgute Lausbub, den Lindgren 1963 in die Welt schickte, wesentlich sympathischer als Pippi Langstrumpf. Warum? Nun, weil er zwar auch „aus dem Rahmen fällt“, unkonventionell und anstrengend ist, seine Streiche aber in die richtige Richtung zielen, egal, ob er aus den Vorräten seiner Familie ein Weihnachtsfestessen für das Armenhaus organisiert, die Tiere seiner Eltern versehentlich mit vergorenen Kirschen alkoholisiert, oder ob er den todkranken Knecht Alfred im Schneesturm mit dem Pferdeschlitten zum Arzt bringt – Michel ist einfach ein Pfundskerl. Ja, und dann gibt es auch diese rhythmisierende, institutionalisierte Nachdenkzeit, im Schuppen, während Michel seine Galerie an Holzmännchen erweitert ….. – ich würde ihm gerne im Schuppen Gesellschaft leisten. Denn wir sind doch denen, die „im Schuppen“ sitzen müssen, die öffentlich abgestraft und verfolgt werden für Handlungen, die nicht im Sinne des Mainstreams, aber richtig sind, zumindest das Eine schuldig: Solidarität.


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Lesermeinungen

 lakota 30. Jänner 2017 
 

Einfach klasse!

@Philippus - ja, ich auch!


1
 
 studiosus 27. Jänner 2017 

nur eines:

einfach sooooooooooooooo geniaaaaaaaaaaaaal!!!!


5
 
 Philippus 27. Jänner 2017 
 

Bravo!

Davon wünschte ich mir mehr.


8
 

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