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Kirchlicher Moralismus ist ein Bumerang

22. Februar 2017 in Kommentar, 12 Lesermeinungen
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„Die katholische Kirche hat immer weniger die Auferstehung von den Toten verkündet und dafür Abstimmungsempfehlungen abgegeben, zum Beispiel über Verkaufszeiten von Tiefkühlpizzas an Tankstellen.“ Gastkommentar von Generalvikar Martin Grichting


Chur (kath.net/Blick.ch) Wieder steht die katholische Kirche wegen Missbrauchsskandalen am Pranger. Das kommt nicht nur daher, dass ihre Ordensgemeinschaften lange im Erziehungswesen engagiert waren und Täter dies ausnutzen konnten. Staatliche Bildungseinrichtungen, Sportverbände und Behindertenorganisationen hatten auch Leichen im Keller. Die katholische Kirche wird aber zu Recht härter kritisiert, weil sie in letzter Zeit allzu sehr als Moralinstanz aufgetreten ist und an andere hohe moralische Massstäbe angelegt hat. Sie hat immer weniger die Auferstehung von den Toten verkündet und dafür Abstimmungsempfehlungen abgegeben, zum Beispiel über Verkaufszeiten von Tiefkühlpizzas an Tankstellen. Und sie hat es als ihre Aufgabe angesehen, alle zum achtsamen linksgrünen Leben zu führen. Das war hochgradiger Moralismus. Und je höher man fliegt, desto brutaler ist dann der Absturz.


Auf das Leid der Missbrauchsopfer und den Image-Schaden muss die katholische Kirche deshalb nicht nur mit Aufarbeitung und der Bestrafung der Täter reagieren, so sehr das geboten ist. Die Frage ist auch, wie sie in Zukunft auftreten will. Sicher ist es für sie in einer postchristlichen Gesellschaft verlockend, nicht mehr primär religiöse Botschaften zu verbreiten, sondern als zivilreligiöser Moralinspender zu fungieren. Aber ihr eigentlicher Auftrag ist es, Glaubenswahrheiten zu verkünden über Gott und die Bestimmung des Menschen: Nach christlichem Glauben ist der Mensch kein durchgeknalltes Tier, das im Unterschied zu anderen Tieren zwar denken und deshalb die Welt beherrschen kann, dann aber wie die anderen Tiere verlöscht. Nein, der Mensch ist ein Kind Gottes mit einer ewigen, über diese Welt hinausgehenden Bestimmung. Das ist der Kern der christlichen Botschaft. Nur wenn das zuerst gilt und angenommen wird, kann die Kirche dann ‒ im Sinne der Moral ‒ für ein kohärentes Leben gemäss dieser Bestimmung werben. Denn Moral ist immer ein "Zweites", nicht Selbstzweck einer Religionsgemeinschaft.

Wenn eine Religionsgemeinschaft Moralismus betreibt, indem sie im Namen Gottes politische Botschaften unter die Leute bringt oder diese nach den Kriterien der politischen Korrektheit in Gute und Böse einteilt, verfehlt sie also nicht nur ihre Aufgabe. Sie wirft einen Bumerang. Und sie braucht sich nicht zu wundern, wenn der in Form von Skandalberichten über das kirchliche Bodenpersonal zurückkommt.

Die Kirche, das Schiff Petri, wird durch Tausende von Nieten zusammengehalten. Wenn sie das selbst vergisst, wird sie früher oder später von anderen daran erinnert.

Dr. Martin Grichting (Foto) ist der Generalvikar des Bistums Chur.

Dieser Beitrag erschien zuerst in „Blick.ch“

Foto des Churer Generalvikars Martin Grichting


Foto Generalvikar Grichting (c) Bistum Chur


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Lesermeinungen

 girsberg74 23. Februar 2017 
 

Vielleicht ist ein zweiter Durchgang hilfreich?

@FJansen „Nicht ganz überzeugend“

Ihre Argumentation wirft verschiedene Dimensionen durcheinander, nämlich:

1. Martin Grichting spricht in der Hauptsache über das eigentliche Geschäftsmodell der Kirche im Gegensatz zur Aufnahme von politischen Parolen; ein Systemfehler, der an Kirche und ihrer Glaubwürdigkeit zweifeln lässt.

2. Die Missbrauchsskandale gehören einer persönlichen Dimension an, die sich in Gelingen oder Nichtgelingen niederschlägt. Das geht ebenso (wie bei 1) an die Glaubwürdigkeit, ist aber kein Systemfehler wie bei „1“.

Ich meine, dass Martin Grichting hinreichend unterscheidet und damit überzeugend argumentiert. Der Systemfehler ist der grundlegende Fehler, ungeachtet anderer Fehler und einer Verzettelung von Energie.


4
 
 myschkin 22. Februar 2017 
 

Haha, die Frohe Botschaft!

Ich habe über diesen Zwischenruf des Herrn Generalvikar sehr gelacht, auch wenn der Zusammenhang ein ernster ist. Warum ich gelacht habe? Weil der gute Mann mit wenig Worten aufgezeigt hat, was im christlichen Glauben Relevanz hat. Das Christentum ist eine Religion der Befreiung, die durch Gottes Wirken auf Erden in Christo den guten und richtigen Weg weist. Wie schön, dass der Menschenfreund Grichting hier einfache und klare Worte gefunden hat. Er ist ein guter Hirte!


8
 
 Bewoelkt 22. Februar 2017 

Moralinsäure PH-Wert 0

Die oberste Instanz der Moralinsäure ist nicht die römisch-katholische Kirche, sondern die Partei "Die Grünen". Claudia Roth und Renate Künast schwingen nach Gutdünken die Nazikeule oder ähnliche moralapostolischen Werkzeuge, um die Welt oder zumindest Deutschland von ihren Wertevorstellungen (Gender-Mainstreaming, Homoehe, Islamisierung, etc.) zu "überzeugen". Wenn die deutsche katholische Kirche in diesen Sermon einstimmt, ist sie am Ende, da sie immer weniger christlich und immer mehr links-grün wird.


8
 
 FJansen 22. Februar 2017 
 

Nicht ganz überzeugend

Der Artikel klingt ganz gut, vermischt aber zu viele unterschiedliche Sachverhalte. Die Argumentation ist nicht stimmig, denn die negativen Auswirkungen der Missbrauchsskandale stehen nun mal eindeutig im Kontext der anspruchsvollen Sexualmoral und nicht im Zusammenhang mit den politischen, "zivilreligiösern" Botschaften, die mittlerweile auch zur kirchlichen Moral gehören.
Außerdem stellt sich mir die Frage, ob Moral im religiösen Kontext stets nur ein Nachgeordnetes, "Zweites" sein kann oder soll. Da bin ich mir nicht so sicher.


3
 
 Waldi 22. Februar 2017 
 

Solche mahnenden Worte...

kommen nur selten - zu selten, angesichts des desolaten Zustandes der kath. Kirche und ihrer klerikalen Verwerfung.


10
 
  22. Februar 2017 
 

Richtig gut gesagt

die Aufgabe der Kirche ist den Glauben zu verkünden und nicht linke Pseudopolitik zu betreiben.


16
 
 Bernhard Joseph 22. Februar 2017 
 

Verweltlichung des Glaubens

Leider lässt sich schon seit längerem eine deutliche Verweltlichung des Glaubens in der katholischen Kirche erkennen. So scheinen nicht wenige in der Kirche verdeckte Zweifel zu haben, dass es das Himmelreich gibt. Viel eher wendet man sich einem Messianismus des Diesseitigen zu, der dann natürlich irgendwann in ein politisches Programm umschlägt. So verdeckt dieses verweltliche Denken die eigentliche Glaubenssubstanz des Christentums. Die Tragik unseres Seins als Gefallenes wird nicht mehr im Glauben an die "Auferstehung von den Toten" aufgehoben und so wirkliche Hoffnung eröffnet, sondern verabsolutiert. Dann aber bleiben wir marginale Erdengeschöpfe in einem unendlichen Universum, die dazu bestimmt sind, aus dem Sein ins Nichts zu fallen. Hoffnung bleibt so unerfüllt und wendet sich ins bloß Zeitliche. Wo Glaube den Nihilismus zur Substanz hat, bleibt Moral letztendlich leer. Erst der Glaube an das Reich, das nicht von dieser Welt ist, gibt uns Kraft und Zuversicht.


21
 
  22. Februar 2017 
 

Niete sein

Der Generalvikar hat einen guten Humor oder haben sich im schweizerischen Sprachgebrauch die vorigen Sprachstufen besser erhalten als im Hochdeutschen

Niete ist allgemein eher in abwertendem Zusammenhang geläufig.
Als Lehnwort aus dem Niederländischen (niet - Nichts) bedeutet es Versager oder Los ohne Gewinn.
Niete in der Bedeutung eines Verbindungsbolzens ist ein Erbwort aus dem Mittelhochdeutschen (Niet)

Als Glied der Kirche möchte ich gerne Niete sein, weiß aber darum eine Niete zu sein, habe aber in keinem Fall eine Niete gezogen.


13
 
 lakota 22. Februar 2017 
 

Wahre Worte

treffend ausgesprochen! Zuerst die christliche Botschaft verkünden, dann kann man sich immer noch zu Politik und Verkaufszeiten für Tiefkühlpizzas äußern. Danke Herr Generalvikar für diese klaren Worte!


22
 
 Herbstlicht 22. Februar 2017 
 

sehr gut!

Danke für diesen Beitrag von Herrn Generalvikar, Dr. Grichting.
Nicht uns politische Korrektheit vorleben, sondern uns -den Gläubigen wie den Suchenden- Christi Lehre verkünden.
Dies ist die wirkliche Aufgabe der Kardinäle, Bischöfe und Priester.


27
 
 girsberg74 22. Februar 2017 
 

Ein Wort aus Chur, sehr zum Nachdenken empfohlen

Wie wahr, was Martin Grichting sagt!

Danke!


25
 
 Chris2 22. Februar 2017 
 

Sehr treffend

Glaube und Moral statt Politik, Wahlkampf und Moralismus. Und das mit den "Nieten" ist ein sehr anschauliches Bild. Denn die "Niete" hat zu Unrecht ein negatives Image: Sie hält gantische Schiffe oder Bauwerke jahrzehntelang tapfer und unerkannt zusammen. Wenn sie versagt (vor allem, "in Serie"), kann sie aber auch Katastrophen mit vielen Opfern auslösen...


27
 

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