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Zwei Päpste und ein ökumenischer Patriarch in Ägypten

27. April 2017 in Kommentar, keine Lesermeinung
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In gewisser Weise treffen sich der Islam und das Christentum in Kairo zu einer Friedenskonferenz. Von Armin Schwibach


Vatikan (kath.net/as) Am 28. und 29. April wird sich Papst Franziskus nach Ägypten begeben. Zwei Schwerpunkte kennzeichnen die Reise. Am ersten Tag wird der Papst zunächst mit dem Präsidenten des Landes, Abdel Fattah al-Sisi, und dann mit dem Großimam der für den Bereich des Islam bedeutendsten Al-Azhar-Universität, Ahmed Mohammed al-Tayyeb, zusammentreffen. Der Begegnung mit dem Großimam wird sich der ökumenische Patriarch von Konstantinopel Bartholomaios anschließen. Er hat eine dementsprechende Einladung angenommen. Der Papst und der Patriarch werden mit al-Tayyeb auf einer großen Konferenz über den Frieden sprechen. Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Papst und der Patriarch an einer für den Konflikt im Nahen Osten und die Flüchtlingskrise zentralen Stelle treffen. So begleitete Bartholomaios Franziskus im Mai 2014 in den Palästinensergebieten und in Israel. Denkwürdig wurde der gemeinsame Besuch auf der griechischen Insel Lesbos anlässlich der sich verschärfenden Flüchtlingskrise vor einem Jahr, im April 2016.

Den zweiten Schwerpunkt wird die Begegnung mit dem Oberhaupt der koptischen Kirche von Alexandrien Tawadros II bilden, Papst des Stuhles des heiligen Markus. Die orthodoxen Kopten sind eine Minderheit von ungefähr sieben Millionen Christen in einem zu über 85 Prozent muslimischen Land. Erst am Palmsonntag, vier Wochen vor dem Besuch des Papstes, wurde diese kleine Märtyrerkirche erneut zum Opfer des islamischen Terrors: zwei Sprengsätze explodierten während des Gottesdienstes in der Kirche von Tanta sowie in der patriarchalen Kathedrale von Alexandria. Unmittelbar nach den Anschlägen hatte Papst Franziskus erklärt, dass diese Vorfälle seine Reise nicht vereiteln werden. Sowohl die Absicht der Reise als auch deren Programm wurden aufrechterhalten. Die entschlossene Haltung des Papstes fand großer Anerkennung in der islamischen Welt.

Handelte es sich bei diesen Attentaten um einen Anschlag auf den gerade wieder auf einer politischen Ebene greifender werdenden Dialog zwischen Rom und dem Islam? Zweifellos. Hauptanliegen des Besuchs des Papstes ist es, den Horizont des kulturpolitischen Dialogs zu festigen. Der Großimam hatte nach der Ansprache Benedikts XVI. im Jahr 2006 in Regensburg und vor allem nach einer Forderung des Papstes zum Schutz der Christen im Jahr 2011 den Kontakt mit Rom eingefroren. Gerade in der Auseinandersetzung mit dem Großimam der bedeutendsten Lehrstätte des sunnitischen Islam soll es nach dem Willen von Papst Franziskus nun zur Stärkung des gemeinsamen Einsatzes gegen religiösen und gewaltbereiten Fanatismus kommen. Franziskus wird es nicht müde zu unterstreichen, dass Gewalt im Namen Gottes ein Frevel ist.


So hatte er am 3. November 2016 bei einer interreligiösen Begegnung im Vatikan erklärt: „Leider vergeht kein Tag, an dem man nicht von Gewalt, Konflikten, Entführungen, Terroranschlägen, Opfern und Zerstörung hört. Und es ist schrecklich, dass zur Rechtfertigung dieser Barbarei zuweilen der Name einer Religion oder Gottes selbst angerufen wird. Diese verwerflichen Haltungen, die den Namen Gottes schänden und die religiöse Suche des Menschen beflecken, müssen entschieden verurteilt werden“.

In diesem Sinn treffen sich der Islam und das Christentum in Kairo zu einer Friedenskonferenz. Dazu muss dann auch der Schutz der christlichen Minderheiten zählen. Eine derartige explizite Forderung seitens des Papstes steht noch aus, auch wenn immer wieder in diesem Sinn appelliert wird. Franziskus erklärte bei der fliegenden Pressekonferenz während seines Rückflugs von der Türkei am 30. November 2014: „Es wäre schön, wenn alle islamischen Führer – sei es auf dem Gebiet der Politik, der Religion oder der Wissenschaft – eine deutliche Sprache sprechen und diese Akte verurteilen würden, denn das wird dem Großteil des islamischen Volkes helfen, ‚nein’ zu sagen. Ja, wirklich: sie müssen es aus dem Mund ihrer Führer hören: von dem religiösen oder dem akademischen Führer, von vielen Intellektuellen und von der politischen Leitung. Wir alle brauchen eine weltweite Verurteilung, und die muss auch von den Muslimen kommen, die diese Identität haben, und die sagen müssen: ‚Das sind wir nicht. Das ist der Koran nicht’“.

In einem Brief an die Christen im Nahen Osten vom 21. Dezember 2014 sprach der Papst dann eine weitere Einladung aus: „Ihr könnt Euren muslimischen Mitbürgern helfen, mit Unterscheidungsvermögen ein authentischeres Bild des Islam zu zeigen, wie viele von ihnen es möchten, die immer wieder sagen, dass der Islam eine Religion des Friedens ist, dass er sich mit der Achtung der Menschenrechte vereinbaren lässt und das Zusammenleben aller fördern kann. Das wird ihnen und der ganzen Gesellschaft von Nutzen sein“.

Ja, „der wahre Islam und eine angemessene Interpretation des Korans stehen jeder Gewalt entgegen“, meinte der Papst bereits in seinem Apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ (Nr. 253). Gerade gegenüber dieser Rede von einem Islam als „Religion des Friedens“ jedoch erheben sich Stimmen angesehener Experten, die in einer derartigen Position eine Verkürzung und auch ein historisch unbegründbares Urteil sowie eine kontrafaktische Sicht der Wirklichkeit erkennen. Gewiss, mit dieser Haltung soll der Vorstellung eines „Religionskrieges“ oder „Zusammenstoßes der Kulturen“ Einhalt geboten werden. Es stellt sich aber gerade in einer Zeit, in der verstärkt islamischer Radikalismus mit seinen tragischen Folgen zutage tritt, die entscheidende Frage, ob eine Unterscheidung zwischen einem authentischen und „gemäßigten“ Islam und einem Islam, der auch vor Gewalt nicht zurückscheut, möglich ist.

So stellte der 86-jährige Jesuit Henri Boulad, der sein Leben in Ägypten im Dienst der Letzten verbracht hat, in einem Beitrag in der vatikanischen Zeitung „L’Osservatore Romano“ vom 12./13. April 2017 die entscheidende Frage: „Von welchem Islam reden wir?“. Boulad verwies auf die komplexe und auch widersprüchliche Entwicklung des Islam, angefangen bei Mohamed. Dieser spreche in seinen Schriften in Mekka von Liebe, davon, dass Juden und Christen Freunde seien, es keinen Zwang in der Religion gebe und Gott uns näher sei. Der erste Teil im Leben des Mohammed also vermittle eine geistliche Botschaft der Aussöhnung und Offenheit. Als Mohammed aber Mekka verlasse, so Boulad, um Medina zu gründen, finde ein Wandel statt: „Vom geistlichen Führer wird er zum Oberhaupt eines Staates, zu einem politischen und militärischen Führer“. Heute, so der Jesuit, „sind Dreiviertel des Korans Verse aus Medina, und diese sind ein Aufruf zum Krieg, zur Gewalt und zum Kampf gegen die Christen“. Ebenso stellten sich zahlreiche innerislamische Konflikte ein.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht zu viel zu sagen, dass das, was die arabische und muslimische Welt in den letzten Jahren erlebt, Teil eines innerislamischen „Dreißigjährigen Krieges“ ist, der sich dann gleichzeitig zu einem Terrorkrieg gegen die Christen und gegen die abendländische Kultur ausformt. Dazu gesellt sich die unzureichende Analyse und teilweise ideologisch geprägte Präsentation der Geschehnisse seitens westlicher Medien, die zum Beispiel den tragischen Krieg Saudi-Arabiens gegen den Jemen völlig ausblenden, obwohl dieser an Unmenschlichkeit und Grausamkeit kaum zu überbieten ist und vor allem auf dem Rücken unschuldiger Zivilisten und Kindern ausgetragen wird.

Immer wenn von interreligiösem Dialog und im Besonderen von „Dialog“ mit dem Islam die Rede ist, muss eindeutig bekräftigt werden, dass dieser Dialog weder „religiös“ noch „theologisch“ sein kann. Denn: die Wahrheit steht für den Christen nicht zur Verhandlung, wie dies Papst Franziskus immer wieder unterstreicht. Ein Stück vom Glauben abschneiden zu wollen, den Glauben zur Verhandlung zu stellen, so der Papst, ist der Anfang des Wegs der Apostasie, der Untreue gegenüber dem Herrn.

Gerade in diesem Zusammenhang ist auch an die Herausforderung zu erinnern, vor die Papst Benedikt XVI. im Jahr 2008 jeden „interreligiösen Dialog“ stellte. Ein „interreligiöser Dialog“ im engeren Sinne des Wortes ist für Benedikt XVI. nicht möglich, während der interkulturelle Dialog, der die kulturellen Folgen der zugrunde liegenden Glaubensentscheidung vertieft, umso notwendiger sei: „Während über die Glaubensentscheidung ein wirklicher Dialog nicht möglich ist“, so der Papst, „ohne dabei den eigenen Glauben auszuklammern, müssen in der öffentlichen Konfrontation die kulturellen Folgen der grundsätzlichen Glaubensentscheidung behandelt werden“. In diesem Bereich sind der Dialog und eine gegenseitige Korrektur sowie eine gegenseitige Bereicherung möglich und notwendig. Das ist der zu beschreitende Weg.

(Wochenkommentar auf "Radio Horeb" vom 22. April 2017)


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