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Eine Schale Getreide verändert die Welt - Leseprobe 2

8. Juli 2017 in Buchtipp, keine Lesermeinung
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Hilfslieferung nach Bosnien - Leseprobe 2 aus dem Buch "Eine Schale Getreide verändert die Welt" von Magnus MacFarlane-Barrow


Linz (kath.net)
Jede Tour hatte für einen 25-jährigen Fischzüchter, der nie zuvor in seinem Leben daran gedacht hatte, Fernfahrer zu werden, eine steile Lernkurve bedeutet. Ich entdeckte eine ganze von Fernfahrern bewohnte Welt mit ei ner ganz eigenen Kultur, die mir nicht immer freundlich entgegenkam und auch nicht immer leicht zu verstehen war. Schon die Sprache war ein Problem.

Es gab neue Ausdrücke zu lernen, beispielsweise „Tachograf“ (Fahrtenschreiber, also das Gerät, das die Fahrstunden und die Geschwindigkeit des Fahrers aufzeichnet), oder „Spedition“ (die Leute, die die nötigen Zollpapiere vorbereiten). Erschwert wurde das Ganze durch den Umstand, dass wir nur Englisch sprachen – und das auch noch mit schottischem Akzent.

Eine meiner ersten Touren unternahm ich mit Robert Cassidy, einem guten Freund aus Glasgow, dessen Akzent noch heftiger war als mein eigener Argyll-Zungenschlag. Wir fuhren einen 7,5-Tonner voller gespendeter Kartoffeln nach Zagreb. Es war mitten im Winter und bitter kalt. Wir schliefen hinten im Truck zwischen den Paletten voller Kartoffeln, und eines Morgens wurden wir in der Nähe der österreichisch-slowenischen Grenze wach und mussten feststellen, dass das Wasser in unseren großen Trinkflaschen komplett gefroren war.

Ein Thermometer an der Tankstelle zeigte uns an, dass es sechs Grad unter null hatte. Einer der neuen Spezialausdrücke, die wir uns aneignen mussten, war „Plomb“ (Plombe). Damit wird das kleine Bleisiegel bezeichnet, das die Zollbeamten beim Grenzübergang hinten an den LKWs anbringen; man kann so, wenn man das Land wieder verlässt, nachweisen, dass man durchgefahren ist, ohne den Anhänger geöffnet und Waren zu- oder abgeladen zu haben. Damals wussten wir allerdings noch nicht, was dieser Ausdruck bedeutet, weshalb ein Zollbeamter uns mit zunehmender Irritation wieder und wieder durch die Fensteröffnung seines Kabäuschens das Wort zubellte. „Plomb?“ – Er wollte einfach wissen, ob unser Fahrzeug versiegelt war.


Nachdem Robert auf diese Frage mehrmals nur mit einem Blick blanksten Unverständnisses reagiert hatte, antwortete er schließlich in seinem schönsten Glasgow-Akzent: „Nae plums, just tatties. Loads of tatties.“ (Keine Pflaumen, nur Kartoffeln. Haufenweise Kartoffeln.) Worauf nun natürlich der Zollbeamte mit befremdet-amüsiertem Blick reagierte. Er wusste nicht einmal, in welcher Sprache er uns antworten sollte.

Damals waren einige Brücken an der großen Fernstraße entlang der Adria, über die wir die Straße nach Zentral-Bosnien-Herzegowina hinein erreichten, von Granaten zerstört.

Man musste daher, wenn man diese Route benutzte, mit einer kleinen Fähre nach Pag übersetzen (einer langgestreckten schmalen Insel, die sich parallel zur Küste erstreckt), die ganze Insel entlangfahren und dann weiter im Süden die Fähre zurück aufs Festland nehmen. Einmal standen mein Schwager und damaliger Beifahrer Ken und ich in einer Schlange mit Hunderten von LKWs, die auf die kleine Aushilfsfähre warteten – auf einer Straße, die garantiert nicht für große, schwere Fahrzeuge gebaut worden war. Da brach plötzlich ein fürchterlicher Sturm los. Die Fähren stellten ihren Betrieb ein, und wie alle Fahrer um uns herum waren wir jetzt in unserer Fahrerkabine gefangen.

Draußen heulte ein eisiger Wind um unseren Truck – er rüttelte das Fahrzeug so heftig hin und her, dass wir dachten, wir würden gleich umkippen. Auf der engen Straße war an Wenden nicht zu denken. Uns blieb also nichts anderes übrig als zu warten, bis der Sturm sich legte. Wir hatten in unserer Kabine an Proviant lediglich eine große Schachtel Schokoladenriegel der Marke Twix, die wir in den nächsten 48 Stunden penibel einteilten. Hin und wieder, dem Ruf der Natur folgend, kämpften wir mit der Tür, um hinauszuklettern; draußen rutschte man dann auf einem zugefrorenen Fernfahrerurinstrom aus, der sich vom Gipfel des Bergs zu dem kleinen Landungssteg am Ende der kurvigen Straße zog. Damals nahm ich mir vor, in Zukunft abwechslungsreicheren, gesünderen Proviant für Notfälle einzupacken – oder zumindest eine größere Auswahl an Schokoladenriegeln. Auf diesen ersten Touren begriff ich auch allmählich, dass die Hilfsgüter, die wir transportierten, nicht immer das Wichtigste waren, was wir notleidenden Menschen bringen konnten.

Mein Vater und ich lieferten einmal Hilfsmittel an eine kleine Einrichtung für behinderte Kinder in der Nähe des Hafens von Zadar. Damals unternahmen die serbischen Streitkräfte einen Angriff auf diesen Teil der kroatischen Küste, und wir konnten das Grollen der Granaten in der Ferne hören, als wir vor dem schäbigen kleinen Gebäude ankamen. Wir trafen auf Reihen von Kindern, die in Gitterbettchen lagen, zerlumpte Pyjamas trugen und von einer Belegschaft versorgt wurden, die sich nun in höchstem Alarmzustand befand.

Sie waren nicht nur deshalb gestresst, weil sie nicht einmal mehr das Notwendigste hatten, um die Kinder angemessen versorgen zu können, sondern auch, weil der Krieg immer näher kam und sie genau wussten, dass es unmöglich war, mit diesen Kindern sofort und schnell aufzubrechen. Als wir unsere Kisten voller Hilfsmittel hinten aus unserem Truck ausgeladen hatten, verschwand die Freude der Schwestern schnell, als eine Granate nun sehr viel näher am Dorf detonierte. Und gleich danach noch eine.

Sie forderten uns mit allem Nachdruck auf, uns mit dem Ausladen möglichst zu beeilen und gleich wieder in Richtung Norden zurückzufahren. Sobald ich die letzte Kiste ausgeladen hatte, verabschiedete ich mich hastig, sprang auf den Fahrersitz und ließ den Motor an, bereit, jeden Moment abzufahren. Ein paar Sekunden verstrichen, und in mir stieg Ärger hoch, weil mein Dad noch auf sich warten ließ. Als ich in den Rückspiegel schaute, sah ich, dass er die am ärgsten verängstigte Krankenschwester umarmte: Er tröstete sie und versprach, für sie zu beten.

Dann erst nahm er seinen Sitz ein, und wir brausten davon. Dreißig Jahre später sprach Papst Franziskus von der „Sünde der Effizienz“, und ich musste sofort an diesen Zwischenfall denken. Der Papst erinnerte uns, die wir mit Menschen arbeiten, die in Armut leben, daran, dass es bei wahrer Nächstenliebe nicht nur um materielle Güter oder um „Projekte“ und um deren Effektivität geht. Genauso wichtig ist es, den Menschen in die Augen zu schauen, Zeit mit ihnen zu verbringen und in ihnen unsere Brüder oder Schwestern zu erkennen.

Aber irgendwie glaube ich heute immer noch nicht, dass es wirklich nötig war, dass Dads Umarmung dermaßen lang dauerte!

kath.net Buchtipp
Eine Schale Getreide verändert die Welt
Von Magnus MacFarlane-Barrow
2017 Tyrolia Verlag
364 Seiten
ISBN: 978-3-7022-3589-5
Preis: Euro 22,95

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