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‘Wir haben nicht genug, um die Kinder zu ernähren’

18. Juni 2017 in Weltkirche, keine Lesermeinung
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Schwierige Situationen im Sudan, Interview mit Erzbischof Adgum Mangoria – Kirche in Not.


Karthum/München (kath.net/ KiN)
Im Sudan ist Christsein lebensgefährlich. In dem Land im Nordosten Afrikas ist per Verfassung zwar Religionsfreiheit garantiert. Immer wieder kommt es jedoch zu Übergriffen auf Christen, die eine Minderheit von etwa drei Prozent der Bevölkerung stellen. Sie leben und arbeiten am Rande der Illegalität. Der Islam ist Staatsreligion. In jüngster Zeit kam es wiederholt zum Abriss von Kirchen, angeordnet von der Regierung. Politisch hat sich nach Jahrzehnten des Bürgerkriegs und der Abspaltung des Südsudans zwar die Lage etwas stabilisiert. Im Südsudan tobt der Kampf jedoch weiter. Deshalb halten sich im Sudan viele Flüchtlinge auf, die Versorgungssituation ist schlecht. Mitarbeiter des päpstlichen Hilfswerks „Kirche in Not“ haben das Land kürzlich besucht. Mit dabei war auch der Chefredakteur der katholischen Tageszeitung „Die Tagespost“, Oliver Maksan. Er hat mit dem Erzbischof der Hauptstadt Khartum, Michael Didi Adgum Mangoria, über die Lage der Christen gesprochen.

Oliver Maksan: Herr Erzbischof, Sie sind erst seit November 2016 im Amt. Was sehen Sie als größte pastorale Herausforderung an?

Erzbischof Michael Didi Adgum Mangoria: Mir geht es vor allem um die Bildung und Formung der Gläubigen im Allgemeinen. Besonders aber liegt mir die geistliche Schulung der Ordensleute, Seminaristen und Priester am Herzen. Deshalb müssen wir unsere Einrichtungen besser nutzen. Diese haben personell sehr unter der Trennung des Landes 2011 gelitten, als uns viele Mitarbeiter in Richtung Südsudan verlassen haben.

Inwiefern hat die Spaltung des Landes 2011 das kirchliche Leben beeinflusst?

Massiv. Denn der größere Teil des Klerus und unserer pastoralen Mitarbeiter waren aus dem Süden. Hier im Norden gibt es ja kaum einheimische Christen. Und auch heute ist es so, dass der übergroße Teil meines Klerus nicht aus dem Norden stammt. Von 51 Priestern und Diakonen sind nur fünf Nordsudanesen. Der Rest stammt aus dem Südsudan.


Das hat auch rechtliche Folgen: Die Südsudanesen haben nach der Abspaltung automatisch ihre Staatsbürgerschaft für den Norden verloren. Sie sind hier also oft nur geduldet. Theoretisch könnten sie auch des Landes verwiesen werden. Aber die Behörden haben verstanden, wie wichtig der Klerus für uns als Kirche ist. Wir haben derzeit keine Probleme diesbezüglich, Gott sei Dank.

Wie sieht es mit dem Priesternachwuchs aus?

Wir haben leider nur wenige Seminaristen. Es hat aber sicher damit zu tun, dass sich die Mentalitäten der jungen Leute gewandelt haben. Vielleicht fehlt es aber auch am Bewusstsein dafür, wie entscheidend der Priester für die Kirche ist. Wir sind schließlich eine sakramental verfasste Kirche. Es kann also ohne Priester keine Kirche geben. Wir werden also die Menschen dafür besser sensibilisieren müssen. Vor allem die Familien. Sie müssen die Sorge um Priester als eigenes Anliegen begreifen lernen.

Wie tief ist der katholische Glaube im Sudan verwurzelt? Schließlich kam er erst im 19. Jahrhundert an.

Wir stehen hier erst am Beginn der Evangelisierung. Bislang haben wir vor allem auf die Zahlen geblickt. Als Erfolg galt es, wenn sich sehr viele Menschen taufen ließen. Wir haben aber so viele Heiden getauft, ohne dass es eine Bekehrung gab. Viele Menschen missverstehen auch die heilige Taufe. Sie bringen ihre Kinder zur Taufe, weil sie krank sind und sie sich von der Taufe Heilung versprechen. Das ist aber nicht die Haltung, auf die es ankommt. Der Glaube ist also nicht wirklich tief verwurzelt. Außerdem sind unsere lokalen Traditionen sehr stark.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Nehmen Sie die Frage der Polygamie. Die Leute wollen um jeden Preis Nachkommen und Erben. Sie haben deshalb oft mehrere Frauen. Und wenn sie nur eine Frau haben, die kirchlich geschlossene Ehe aber kinderlos bleibt, nehmen sie sich eine neue. Das ist natürlich nicht vereinbar mit dem christlichen Eheverständnis.

Wie reagieren Sie darauf?

Hier müssen wir wirklich tief ansetzen und die Kultur evangelisieren. Es ist ja auch nicht so, dass es überhaupt kein Verständnis für die Ehelehre der Kirche gibt, wenn man sie den Menschen nahezubringen sucht. Aber wir müssen sie noch stärker ins Bewusstsein rufen. Das ist eine katechetische Herausforderung ersten Ranges, der ich mich mit meinen Priestern stellen will.

Wir müssen auch unsere Katecheten besser ausbilden. Vor allem aber liegt es an uns Bischöfen und Priestern, den Glauben zu predigen und zu bezeugen. Aber wie gesagt, darf man die Probleme vor allem bei der Vermittlung der Ehelehre nicht kleinreden. Da kämpfen wir gegen tiefsitzende kulturelle Überzeugungen.

Wir haben jetzt über Probleme gesprochen. Was ermutigt Sie, wenn Sie auf Ihre Ortskirche blicken?

Mich beglückt, dass die Menschen sich daran freuen und stolz sind, Christen zu sein. Sie tragen auch christliche Symbole mit Stolz und Überzeugung. Und außerdem nehmen die Menschen stark am kirchlichen Leben teil. Wie gesagt, es fehlt uns an Tiefe. Aber die Menschen sind guten Willens und haben ein offenes Herz für das Christentum.

Wie kann Hilfe für die Christen im Sudan aussehen, zum Beispiel durch „Kirche in Not“?

„Kirche in Not“ ist ein wichtiger Partner, dem wir für seine Unterstützung sehr dankbar sind. Wir verfügen über keine eigenen Einkünfte, sondern sind zu fast 100 Prozent auf Hilfe aus der Weltkirche angewiesen. Wenn wir also ein größeres Projekt beginnen wollen, dann brauchen wir die Unterstützung auch von „Kirche in Not“, die wir für unsere Schulen und andere Projekte ja auch seit Jahren erhalten. Wir spüren die Solidarität der Weltkirche. Dafür sind wir dankbar. Der Heilige Vater selbst verfolgt die Lage in beiden Ländern, besonders im Südsudan.

Wegen der Kriegssituation im Südsudan fliehen auch viele christliche Südsudanesen in den Norden.

Ja. Das ist eine gewaltige Herausforderung für uns als Kirche. Wir sprechen von mehreren hunderttausend Menschen, die aus dem Süden in den Norden geflüchtet sind. Auch gibt es viele, die sich nach der Unabhängigkeit des Südens von unseren Nachbarländern aus auf den Weg in ihre Heimat machen wollten, wegen des Krieges dann aber im Norden bleiben mussten. Sie dürfen hier offiziell nicht arbeiten, weil sie keine Papiere haben.

Das hat schlimme Folgen. Wir als Kirche versuchen zu helfen, wo wir können. Vor allem versuchen wir, den Kindern in unseren Schulen eine Bildungschance zu geben. Aber es sind sehr viele. Und unsere Mittel sind begrenzt. Wir haben noch nicht einmal genug, um die Kinder zu ernähren. Die Not ist groß. Allein können wir das nicht bewältigen.

Um der katholischen Minderheit im Sudan weiterhin helfen zu können, bittet „Kirche in Not“ um Spenden – online unter: www.spendenhut.de oder an folgendes Konto:

Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank München
IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02
BIC: GENODEF1M05
Verwendungszweck: Sudan

Foto: Mann in einem Flüchtlingslager im Südsudan © Kirche in Not


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