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Warum es für Christen wesentlich ist, zu lieben

17. August 2017 in Jugend, 3 Lesermeinungen
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Ein Beitrag von Philipp Armbruster im Rahmen des kath.net-Jugendschreibwettbewerbs


Wien (kath.net)
„Mensch, werde wesentlich!“, diese Aufforderung Angelus Silesius' ist heute nur noch schwer verständlich. In einer Welt, die nur noch an das Chaos glaubt, hat auch der Mensch nur ein Wesen, welches durch zufällige Evolutionsprozesse entstanden ist. Entsprechend unverbindlich sind daher die natürlichen Vorgaben für das Leben des Einzelnen, der nicht einmal mehr an sein biologisches Geschlecht gebunden sein soll (während es der christlichen Auffassung zufolge ein Wesensmerkmal des Menschen darstellt, der als Mann und Frau geschaffen wurde: Gen 1,27), und erst recht nicht an einen bestimmten Zweck oder ein bestimmtes Ziel seines Lebens: Vielmehr hat die eigene Existenz nur jenen Sinn, den der Einzelne ihr zugesteht. Konsequenterweise müsste Angelus Silesius' Ausspruch in der Weise gedeutet werden, dass der Mensch seinem Leben überhaupt erst Wesentliches verleihen muss, indem er ihm einen Sinn, ein Ziel, eine Richtung gibt.

Dagegen geht unser christlicher Glaube von einem vorgegebenen Wesen des Menschen aus, welches ihm mit seiner Existenz zugleich verliehen wurde und nicht verhandelbar ist: Die Schöpfung als Gottes Abbild (Gen 1,27) ist ein Faktum, welches nicht nur den Christen in seinem Selbstverständnis und in seiner Lebensgestaltung entscheidend beeinflussen sollte. Denn diese Bestimmtheit des menschlichen Wesens begründet erstens die unverlierbare Menschenwürde als Ebenbild Gottes und zweitens den Auftrag zur vollen Ausgestaltung dieser Ebenbildlichkeit, wie sie der Herr im Alten Bund formal bestimmt: „Seid heilig, denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig.“ (Lev 19,2). Den Inhalt dieses Gebots hat Gott durch die Offenbarung seines Wesens in Christi Menschwerdung, Tod und Auferstehung als die Liebe selbst (1 Joh 4,16) in unendlicher Hingabe offengelegt und uns ausdrücklich aufgetragen: „Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid.“ (Joh 13,34-35).


Hieran zeigt sich deutlich, dass das Streben der Gläubigen nach Heiligkeit und Liebe untereinander kein Selbstzweck ist. Vielmehr ist die Erfüllung der eigenen Pflicht zur Abbildung des Wesens Gottes zugleich die Wahrnehmung der eigenen Verantwortung für das Heil der Welt, die uns Christus in seinen Worten „Ihr seid das Salz der Erde.“, und „Ihr seid das Licht der Welt“ (Mt 5,13-14) ausdrücklich zugeschrieben hat. Allerdings kommt diese Aufgabe nicht nur den bereits Heiligen zu, sondern mehr noch den Ringenden, die in ihrem ehrlichen und nach einem Scheitern doch immer wieder neuen Bemühen, diesem Liebesgebot zu entsprechen und heilig zu werden, bereits ihre Hoffnung auf die unendliche Liebe und Barmherzigkeit ihres Schöpfers zum Ausdruck bringen. In ihrem scheinbar sinnlosen Streben und Kämpfen um ihre Ebenbildlichkeit inmitten einer Welt, in der viele Menschen offenbar versuchen, ihre eigene Ähnlichkeit mit dem Schöpfer so gut als möglich zu verschleiern, zeigt sich, dass dieses Ringen dem Menschen in der Tiefe seines
Wesens doch entspricht: Ein Mensch findet nämlich letztlich in dem Versuch, sich selbst, d.h. seinem Wesen als Abbild Gottes gegenüber, treu zu leben, eine Ruhe, welche demjenigen, der sich als Abbild seiner eigenen Wünsche und Vorstellungen neu erfinden möchte, verwehrt bleiben muss.

Gott hat dieser Ruhe, die – inmitten des alltäglichen Ringens um das Ziel der soweit als menschenmöglich vollkommenen Abbildung Gottes – in der Seele wohnt und von der Gewissheit stammt, auf dem einzig wahren Weg zu sein, eine geradezu unwiderstehliche Ausstrahlung gegeben; gerade in unserer Zeit der unruhigen Seelen wird wieder verstärkt deutlich, dass wir, wie Augustinus schreibt, zu Gott hin geschaffen sind, und unser Herz unruhig ist, bis es ruht in ihm (Confessiones I,1). Diese ersehnte Ruhe, welche ein Mensch nur in Gott finden kann, bildet dementsprechend ein erstes, unerlässliches Zeugnis des Christen. Sie wird oft als seine Wahrhaftigkeit, seine Authentizität wahrgenommen und ist überzeugender als eine ausschließlich in der Vernunft begründete Freundlichkeit gegenüber. Ein authentischer Christ dagegen handelt nicht aus bloß philosophischen Gründen gut an seinem Nächsten, sondern aus der christlichen Liebe, die mehr ist als oberflächliche Freundlichkeit; sie ist Hingabe und Erniedrigung für den Nächsten, wie Christus selbst uns gezeigt hat: „Er war Gott gleich,/ hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein,/ sondern er entäußerte sich/ und wurde wie ein Sklave/.../ er erniedrigte sich/ und war gehorsam bis zum Tod,/ bis zum Tod am Kreuz.“ (Phil 2,6-8).

Diese Hingabe alltäglich durch das Aufnehmen des eigenen Kreuzes selbst zu praktizieren, erfordert das feine Gespür der wahren Liebe: Wann dient ein Almosen dem Nächsten zum Heil und wo zum Verderben? Wann ist ein Zeugnis des Wortes verlangt und wann eines der Tat? Wann dient es und wann schadet es der Sache des Herrn, wenn ich mich offen als Christ zeige? Je nach Situation kann die Liebe tatsächlich gebieten, einmal dies und ein andermal jenes zu tun oder zu lassen; wichtig ist dabei stets das eigene Hinterfragen, um sich selbst nicht leichtfertig von einem notwendigen Opfer zu dispensieren: Unterschlage ich ein Almosen zugunsten des eigenen Portemonnaies? Rede ich, weil mir Handeln zu schwer scheint? Verberge ich mich aus Menschenfurcht?

Wenngleich uns Christus durch sein Blut auch zur Freiheit, die Sünde zu meiden, befreit hat (Gal 5,1), erweist er doch den wahrhaft Reumütigen bei einer derartigen Leichtfertigkeit stets aufs Neue sein Erbarmen. Von dieser Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit getragen, kann ein Christ stets aufs Neue darum kämpfen, Gottes Wesen in sich zu entfalten, da er gerade im Scheitern erkennt, dass er durch ihn, der ihm Kraft gibt, alles vermag (Phil 4,13). In dieser durch den Glauben sicheren Hoffnung weiß ein Christ, dass seine eigene Heiligkeit im Letzten nicht nur das Werk seines eigenen Strebens nach der Vervollkommnung des Ebenbildes Gottes in ihm ist, und in noch weit höherem Maße erkennt er, dass die Heiligung der Welt nicht das Ergebnis seines eigenen Bemühens zu sein braucht; vielmehr steht ihm der Herr mit seiner überreichen helfenden Gnade bei,
um seinen oft so schwachen Willen zu stärken und seine unvollkommenen Taten zu vollenden.

Wenn er daher in Wahrheit liebt, braucht er sich vor Strafe nicht zu fürchten (1 Joh 4,18), denn die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes (Röm 13,10). Daher sagt Augustinus demjenigen, der in Wahrheit gegenüber seiner Wesensberufung zur Ebenbildlichkeit lebt, und den Herrn und seinen Nächsten hingebungsvoll liebt, zurecht: Dilige et quod vis fac! Liebe und tu, was du willst!

Philipp Armbruster ist 19 Jahre und studiert Theologie


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Lesermeinungen

 Aloe 18. August 2017 

Dieser Beitrag ist wirklich Geschenk, für das ich sehr danke.


1
 
 moso 17. August 2017 
 

Sehr gut !

Philipp Armbruster hat Christus und seine Lehre sehr gut erfasst und die Konsequenzen daraus in Bezug zum Menschen als Ebenbild Gottes hervorragend dargestellt. Ganz herzlichen Dank !

Auch hier gilt das, was ich zu dem Beitrag "Gott – eine Häresie der Vernunft?" geschrieben habe !


1
 
 Guenter Foit 17. August 2017 
 

Werter Herr Armbruster ! Mit Ihrem Aufsatz haben Sie uns reich beschenkt, - eine Freude, ihn zu lesen. Gottes Segen auf Ihrem Weg.


1
 

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