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Flüchtling aus Eritrea wird katholischer Priester

5. November 2017 in Deutschland, 5 Lesermeinungen
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Bistum Limburg: Am 4. November 2017 wurde Medhanie Uqbamichael in St. Hedwig in Frankfurt geweiht


Frankfurt (kath.net/pbl) Medhanie Uqbamichael Yohannes (Foto) erfüllt nicht gerade die klassischen biographischen Klischees eines katholischen Priesteramtskandidaten. Der 35-Jährige, der am 4. November in St. Hedwig in Frankfurt zum Priester geweiht wurde, flüchtete aus Eritrea, war im Sudan im Gefängnis und trieb in einem überfüllten Flüchtlingsboot acht Stunden auf dem Mittelmeer, bis er von der italienischen Küstenwache gerettet wurde. Gott sei Dank liegt diese Zeit nun hinter ihm, erzählt der junge Mann, der derzeit im Priesterseminar Sankt Georgen lebt, in gebrochenem Deutsch. Nicht nur für ihn ist es ein besonderer Tag, auch für die eritreisch-katholische Gemeinde in Frankfurt und dem Bistum Limburg ist es ein Freudentag. Zum ersten Mal wird ein eritreischer Flüchtling zum katholischen Priester geweiht.

Medhanie Uqbamichael wurde im Mai 1982 in Guba, einem kleinem Dorf im Landesinneren Eritreas, geboren. Den christlichen Glauben bekommt er in die Wiege gelegt. „Der Glaube kommt von meiner Familie. Niemand aus meiner Familie konnte lesen oder schreiben, aber sie war stark im Glauben“, sagt er. Über ein Jahrzehnt lebt er in einem Priesterseminar, studiert Theologie an einer kirchlichen Hochschule und beendet 2013 sein Studium. Eine Perspektive hat Medhanie trotzdem nicht, und eine Arbeit findet er nach dem Studium auch nicht. Er wird von der Staatspolizei bedroht. 2014 flüchtet er wie viele andere junge Leute aus Eritrea.


Flucht dauert mehrere Monate

Eine monatelange Odyssee beginnt. „Das war für mich eine schlimme und dunkle Zeit“, erzählt Medhanie über seine Flucht. Wer in Eritrea flüchtet und von Soldaten erwischt wird, landet entweder im Gefängnis oder wird ermordet, erzählt Medhanie. „Ich hatte Glück.“ Medhanie gelingt die Flucht in den Sudan. Doch in dem bitterarmen Land kann er nicht bleiben. „Niemand hatte für uns etwas übrig. Es gab nichts zu essen und zu trinken.“ Weil er mit Schleusern in Kontakt steht, landet er für einige Monate im Gefängnis. Wieder auf freiem Fuß kommt er in ein Flüchtlingscamp des Roten Kreuzes. Später schlägt er sich nach Libyen durch. Von dort wagt er die Überfahrt. Auf dem Mittelmeer treiben er und 600 anderen Flüchtlingen in einem kleinen Boot acht Stunden, bis sie gerettet werden. Die italienische Küstenwache bringt sie nach Lampedusa. Von Italien geht es schließlich im Mai 2015 nach Deutschland direkt in die hessische Erstaufnahmeeinrichtung nach Gießen. Später findet er in Frankfurt-Niederrad eine Wohnung.

An das Leben in Deutschland hat sich Medhanie zunächst nur schwer gewöhnen können. Er macht einen Integrationskurs. Dass er über die eritreisch-katholische Gemeinde Anschluss gefunden hat, helfe sehr. Auch einer seiner Brüder und eine Cousine leben in Frankfurt. „In unserem Heimatland ist es ganz anders als in Deutschland. Das Leben hier ist schnell. In Eritrea lesen wir aus Büchern. In Deutschland ist alles im Internet“, nennt er ein Beispiel. Auch habe die Familie in Eritrea einen ganz anderen Stellenwert. Mehrere Generationen lebten üblicherweise unter einem Dach. In Deutschland führe er jetzt ein eigenes Leben. Was nach der Priesterweihe kommt, steht für Medhanie schon fest. „Mein Ziel ist es, nach der Priesterweihe mit der Gemeinde zu arbeiten. Ich möchte aber auch einen weiteren Sprachkurs machen.“ In Sankt Georgen wolle er später vielleicht auch seine Doktorarbeit schreiben.

Sprachkurs und Führerscheinprüfung zur Vorbereitung

Am 26. August 2017 wurde er zum Diakon geweiht. Es ist ein feierlicher Gottesdienst mit afrikanischen Tänzen und Trommelspiel. Sein Heimatbischof aus der Diözese Keren kommt nach Deutschland. Davor liegt eine intensive Zeit der Vorbereitung. Im April 2017 zieht Medhanie Uqbamichael nach Limburg in das Missionshaus der Pallottiner. Dort bereitet er sich mit fünf Männern aus Indien für seine spätere Arbeit in einer Pfarrei vor. Er macht einen Sprachkurs, besucht die Fahrschule, lernt die lateinische Liturgie kennen. „Für meine indischen Mitbrüder ist das einfach gewesen, für mich war das aber wirklich schwer“, erzählt Medhanie. In seinem Heimatland würden katholische Gottesdienste nach dem orientalischen Ge‘ez-Ritus gefeiert. „Unsere Gottesdienste können manchmal drei, manchmal auch vier Stunden dauern“, sagt Medhanie und lächelt. Trommeln gehört ebenso zum Gottesdienst wie viel Gesang. Ein Chor gestaltet die Messen musikalisch.

„Priestersein ist für mich eine Berufung. Gott liebt mich“, sagt Medhanie mit fester Überzeugung. Als Wahlspruch für seine Priesterweihe hat er sich ein Bibelwort aus dem Buch der Könige herausgesucht: „Verleih daher deinem Knecht ein hörendes Herz, damit er dein Volk zu reagieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht“ (1 Kön 3,9). Medhanie will Menschen Orientierung geben und ein offenes Ohr für ihre Sorgen haben. Doch auch andere Bibelworte seien für ihn wichtig. Medhanie blättert in der Bibel zu Psalm 133 weiter. Da geht es um das Miteinander unter den Menschen, erzählt er langsam. „Ich möchte mit allen Menschen zusammenarbeiten. Auch mit Nichtgläubigen“, sagt er. „Ich will alle Menschen einladen, zum Glauben zu kommen.“

Bei der Priesterweihe in St. Hedwig in Frankfurt-Griesheim war Bischof Kidane Yebio aus dem Bistum Keren/Eritrea der Zelebrant. Für das Bistum Limburg nahm Weihbischof Dr. Thomas Löhr an dem Gottesdienst teil. Der Gottesdienst wurde im orientalischen Ge’ez-Ritus gefeiert.

Foto (c) Bistum Limburg


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Lesermeinungen

 la gioia 8. November 2017 
 

@Christine.mm Fortsetzung
Machen wir es kurz: Entgegen meiner latenten Skepsis, dass hier bewusst Deutschland anvisiert wurde, wegen der guten Absicherung gerade im Priesterstand (auch benachbarte Länder könnten Priester brauchen),hoffe ich für den jungen Mann und die Gläubigen, dass er diesen Schritt aus einer wahren Berufung und nicht aus einer falschen Motivation heraus getan hat.
Übrigens: Den ersten Satz Ihres ersten Beitrages verstehe ich immer noch nicht.
Aber lassen wir es dabei, ich habe heute nämlich nicht die Zeit, hier Ping-Pong-Kommentare zu schreiben.


1
 
 fuoco nuovo 7. November 2017 
 

@Christine.mm
Gutmenschen wie Sie kommen nicht automatisch in den Himmel. Und Besserwisser auch nicht.


1
 
 christine.klara.mm 7. November 2017 
 

@la gioia

cit.: ....aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht ganz los, das @fuoco nuovo zum Ausdruck bringt.
Diese meint spöttelnd oder irritiert oder abweisend der üblichen Ablehnung von Flüchtlingen folgend, aber sicherlich nicht erleichtert : cit.: in der deutschen Kirche ist er rundum versorgt...

Ein Priester der Byzantinisch Katholischen Kirche ist nach dem Ritus der Göttlichlichen Liturgie des Heiligen Chrysostomus geweiht. Und ein Priester der Römisch Katholischen Kirche ist nach dem Römischen Ritus geweiht. Und wenn in Eritrea der dortige Katholische Ritus ein Orientalischer Ritus ist, dann wird dieser Priesteramtskandidat eben nach diesem Ritus geweiht. Es gibt ja laut diesem Artikel eine Eritreisch-Katholische Gemeinde. Daß er auch den lateinischen römischen Ritus erlernt. Warum sollte er diesen schon gekonnt haben?
Es gibt zum Beispiel auch den Ambrosianischen Ritus (Mailand, Italien)
Und diesen Ritus kennt mit Sicherheit niemand von uns die wir hier eifrig unsere Gedanken öffnen.


3
 
 christine.mm 7. November 2017 
 

@@ la goia und fuoco nuovo

Ich würde einen völlig selbstlosen Umzug in die von ihnen so bevorzugte Unversorgtheit anempfehlen als Zeichen dafür daß dieser Neupriester im Gegensatz zu ihnen einer äußerst "unvollkommene" Christusnachfolge betreibt.
Nichts für ungut. Aber einem anderen, den man nicht einmal kennt, der einem nichts genommen hat, nicht das Beste, auch für ein sicheres Leben, zu wünschen.... Eine traurige Offenbarung. Ein Glück, daß der Engel Josef antrieb Maria und das Kind in Sicherheit zu bringen. Ein Segen, daß Noah auf Geheiß Gottes die rettende Arche baute, ein Glück, daß Jonas schließlich doch Gottes Auftrag annahm und so zur Rettung der Reuigen beitrug.
Gott will uns nicht in Existenzlosigkeit sehen. ER läßt uns die Armen, damit wir unseren Reichtum so besitzen, als besäßen wir ihn nicht und damit helfen.
Alles wegzugeben ist Unsinn, dann fallen wir anderen zur Last.Wir sollen den Nächsten lieben wie uns selbst. Und Gott über alles.Ehrlicher Besitz ist ein Geschenk Gottes für reich und arm.


4
 
 myschkin 6. November 2017 
 

Unsere Kirche

ist, wie man an dieser Priesterweihe sehen kann, nach wie vor ein Weltereignis zur Ehre des allerhöchsten dreifaltigen Gottes. Welch eine Freude und Ermutigung!


4
 

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