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Soziologe: „Christentum erlebt größte Expansion der Geschichte“

27. März 2018 in Weltkirche, 2 Lesermeinungen
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Eigentlich hatte 3sat-Moderator Gert Scobel vor, über die Krise der christlichen Kirchen zu diskutieren. Seine Mitdiskutanten, besonders Soziologe Hans Joas, wollten ihm aber nicht folgen. Gastbeitrag von Michael Müller/proMedienmagazin


Wetzlar (kath.net/proMedienmagazin) Eigentlich hatte der 3sat-Moderator Gert Scobel vor, über die Krise der christlichen Kirchen zu diskutieren. Seine Mitdiskutanten, insbesondere der Soziologe Hans Joas, wollten ihm aber beim Sendungstitel „Die kirchliche Leere“ nicht folgen.

Während viele Menschen in Deutschland den Eindruck haben, das Christentum sei am Verschwinden, erlebt diese Religion im weltweiten Vergleich eine ihrer größten Expansionen der Geschichte. Das hat der Soziologe Hans Joas von der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität in Berlin am Donnerstagabend in der 3sat-Diskussionsrunde des Moderators Gert Scobel gesagt. Der Sendungstitel lautet „Die kirchliche Leere“. Über die vermeintliche Krise der christlichen Kirchen diskutierten auch die Religionswissenschaftlerin der Universität Bremen, Gritt Klinkhammer, und der Religionswissenschaftler der Universität Köln, Michael Blume.

Die 3sat-Videobeiträge während der Diskussion zeichneten ein Bild des Schreckens mit abgerissenen Kirchengebäuden wegen mangelnden Interesses der Bevölkerung und Priesterschwund. Dogmen und Missbrauchsskandale gibt der öffentlich-rechtliche Sender als Gründe für die Krise der christlichen Kirchen an. Der Soziologe Joas widerspricht deutlich. Seiner Erfahrung nach seien die Kirchen nicht leer, wie es der Sendungstitel suggeriert.


Gottesdienste schlagen Tagesschau

Er rechnet vor: Selbst wenn heute nur zehn Prozent der Katholiken sonntags in den Gottesdienst gehen – es gibt ungefähr 25 Millionen Katholiken in Deutschland –, sind das 2,5 Millionen Menschen, die jeden Sonntag die gleiche Veranstaltung besuchen. „Zeigen Sie mir in Deutschland eine Veranstaltung, die diese Zahlen erreicht“, sagt Joas. Als der Moderator Scobel mit der ARD-Sendung Tagesschau kontern will, wird er darauf hingewiesen, dass dafür niemand sein Haus verlassen müsse.

Für den Berliner Soziologen werde von den Medien ein „überscharfer Kontrast“ zwischen der Zeit in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg und der Gegenwart gezeichnet. Die Säkularisierung habe aber bereits im 18. Jahrhundert begonnen. Demnach habe schon Friedrich II. erwartet, dass das Christentum in Preußen innerhalb der nächsten 50 Jahre verschwunden sein würde. Joas sieht in der Geschichte Deutschlands prinzipiell eine „Unterschätzung der inneren Revitalisierung des Christentums“.
3sat-Moderator Gert Scobel lud am Donnerstagabend um 21 Uhr zur Diskussion um „Die kirchliche Leere“ ein

Ausdrucksform der Religion wird immer individualisierter

Die Religionswissenschaftlerin Klinkhammer, deren Spezialgebiet evangelikale Bewegungen sind, hält fest: „Religion wird auch in der Zukunft nicht überflüssig werden. Aber ihre Ausdrucksform wird immer individualisierter. Deswegen werden es Großinstitutionen wie die Kirchen schwerer haben.“ Dazu passt die Aussage einer anderen Religionswissenschaftlerin, Ina Wunn, in einem Einspielbeitrag: „Ganz offensichtlich hat sich die Amtskirche überlebt. Die versteht auch niemand mehr. Also eine Kirche, die ein verlängerter Arm des Staates ist, die will heute keiner mehr, der glaubt keiner mehr.“

Klinkhammer sieht eine Zunahme des charismatischen Christentums. Andererseits gewinne ein Christentum Mitglieder hinzu, das sich sehr stark der Heilung und der verbesserten Lebenslage der Menschen zuwende. Der 3sat-Einspielbeitrag spricht bei Freikirchen, die in Lateinamerika auf dem Vormarsch seien, von „klaren fundamentalistischen Positionen“ gegen Ehescheidungen, Homosexualität und Abtreibung. Auch in Afrika seien „radikale Sekten wie die Pfingstkirchler auf dem Vormarsch“. Den amerikanischen Evangelikalen wird ein „Wohlstandevangelium“ vorgeworfen.

„Weltweit wächst das Christentum stark. Das hat auch demografische Gründe“, sagt Joas. Es gebe stark wachsende Bevölkerungen christlich geprägter Länder außerhalb Europas. Aber auch Konfessionsübertritte in Afrika und Ostasien seien für die wachsenden Zahlen verantwortlich. Das Beispiel Südkorea findet Joas „ungeheuer interessant“. Dort gehe ein „rapider ökonomischer und technischer Modernisierungsprozess mit einer Verstärkung der eigenen christlichen Religion, aber auch mit einer Christianisierung“ einher.
Säkularisierung im Islam

Der Politik- und Religionswissenschaftler Blume, der das Buch „Islam in der Krise“ geschrieben hat, kann wiederum Säkularisierungstendenzen des Christentums in der westlichen Welt auch für den Islam bestätigen – und mit Zahlen untermauern: „Die Säkularisierung bei den Muslimen in Deutschland hat nur keiner gemerkt. Wir sehen überhaupt nicht, dass nur noch die Hälfte der Muslime betet. Nur 20 Prozent gehören einem Moschee-Verband an.“

Blume beobachtet einen massiven Einbruch der Geburtenraten in der Türkei, in Indonesien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten. „Mit der Auflösung von Religiosität geht auch eine Auflösung der Gemeinschaftlichkeit einher“, sagt Blume: „Wenn Religiosität wegfällt, löst sich die Gesellschaft auch ein Stück weit in Individualität auf.“

Symbolbild: Christen in China beten im Gottesdienst



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Lesermeinungen

 myschkin 27. März 2018 
 

Das ist zentral

Sie schreiben: "Wahrer Glaube aber gibt es nur im WIR, im Wir der Kirche. Deshalb ist es entscheidend, Dass die Kirche dieses Wir des Glaubens verkündet." Das haben Sie auf den Punkt gebracht. Genau so erlebe ich das auch. Ich bete mit größerer Innigkeit, wenn ich mich vom Glauben meiner Mitbeter getragen weiß. Oft denke ich, wir helfen uns im Gottesdienst allesamt wechselseitig.


8
 
 Stefan Fleischer 27. März 2018 

Wenn Religiosität wegfällt

„Wenn Religiosität wegfällt, löst sich die Gesellschaft auch ein Stück weit in Individualität auf.“
Das erleben wir ja auch innerhalb unserer Kirche. Je mehr die Religiosität, die tiefe, persönliche Beziehung zu Gott, wegfällt, desto mehr löst sich die Kirche in einzelnen Individuen, bzw. Gruppierungen auf. Die Einheit einer Kirche besteht in Glaube, Hoffnung und Liebe. Die „Lebensrealitäten“ sind eher ein Grund zu Spaltungen als zur Einheit. Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung sind die Folgen von Glaube, Hoffnung und Liebe, nicht umgekehrt. Wahrer Glaube aber gibt es nur im WIR, im Wir der Kirche. Deshalb ist es entscheidend, Dass die Kirche dieses Wir des Glaubens verkündet. Alles andere wird dann dazu gegeben werden.


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