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Nigeria: „Eine Form der ethnischen Säuberung“

20. Juli 2018 in Interview, keine Lesermeinung
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Father Habila Daboh, Regens des Priesterseminars von Kaduna/Nordnigeria, spricht von einer neuen Dimension des Terrors und wirft der Regierung vor, nicht genug gegen den Terrorismus zu tun. Interview von Volker Niggewöhner/Kirche in Not


Kaduna (kath.net/Kirche in Not) In Nigeria nehmen die Übergriffe durch islamistische Fulani-Hirten zu. Im Interview mit „Kirche in Not“ spricht Father Habila Daboh, der Regens des Priesterseminars von Kaduna in Nordnigeria, von einer neuen Dimension des Terrors und wirft der Regierung vor, nicht genug gegen den Terrorismus zu tun. Die internationale Staatengemeinschaft müsse aufwachen, damit es nicht zu einer humanitären Katastrophe oder gar zum Völkermord komme. Das Gespräch führte Volker Niggewöhner, Mitarbeiter von „Kirche in Not“ Deutschland.

Kirche in Not: Father Daboh, Ende Juni wurden im nordöstlichen Bundesstaat Plateau Christen erneut Opfer gewalttätiger Übergriffe. Was ist geschehen?

Father Habila Daboh: Der erste Angriff ereignete sich während eines christlichen Begräbnisses, als plötzlich einige bewaffnete Hirten vom Stamm der muslimischen Fulani hinzukamen und wahllos das Feuer auf die Trauergäste eröffneten. Auch in zwei anderen Dörfern kam es zu tödlichen Attacken auf Menschen, die sich gerade ihren Alltagsgeschäften widmeten. Es gab viele Tote.

Kirche in Not: Was wissen Sie über die Opferzahlen?

Daboh: Die Menschen vor Ort sprechen von bis zu 300 Toten. Die offiziellen Zahlen werden niedriger veranschlagt, weil die Behörden das wahre Ausmaß verschleiern wollen.

Kirche in Not: Sind diese fast zeitgleichen Angriffe der Fulani eine neue Dimension des Terrors gegen Christen?

Daboh: So sieht es aus. Es gab nicht das geringste Anzeichen, nicht die geringste Warnung. Die Angreifer sind einfach gekommen und haben die Menschen bei ihren alltäglichen Arbeiten oder Besorgungen getötet.

Kirche in Not: Die islamische Terrorsekte „Boko Haram“ macht schon seit einigen Jahren von sich reden. Wer sind die Fulani?

Daboh: Die Fulani sind ein Hirtenvolk, das noch immer als Nomaden lebt. Das heißt, sie ziehen mit ihrem Vieh, meistens sind es Rinder, auf der Suche nach Nahrung umher. Dabei kommt es dann oft zu Konflikten, denn die Fulani besetzen gewaltsam Bauernhöfe, ihr Vieh frisst die Ernte auf – und häufig zerstören sie auch die Gebäude und töten die Bewohner.


Kirche in Not:In unseren Medien wird oft davon gesprochen, dass es sich um Landkonflikte zwischen Nomaden und Bauern handle. Steckt mehr dahinter?

Daboh: Ja. Im Mai wurden beispielweise im Bundesstaat Benue im Südwesten von Nigeria mehrere Besucher einer Frühmesse in einer katholischen Kirche durch Fulani getötet. Es ist wohl kaum anzunehmen, dass sie in der Kirche nach Futter für ihre Tiere gesucht haben. Viele dieser Angriffe ereignen sich in Regionen, die mehrheitlich christlich sind. Es scheint ein Plan dahinter zu stecken. Christen werden von den Fulani getötet, um das Land für sich zu beanspruchen. Es ist eine Form der ethnischen Säuberung.

Kirche in Not: Könnte es Hintermänner aus dem Ausland geben?

Daboh: Das halte ich für durchaus möglich. Bei „Boko Haram“ war es ähnlich. Auch hier wurde immer gemutmaßt, dass sie vom „Islamischen Staat“ unterstützt werden. Wiederholt sich das jetzt mit den Fulani? Die Vermutung liegt nahe, denn diese einfachen Hirten sind mit hochentwickelten Waffen ausgerüstet. Woher haben sie die? Aus dem Ausland oder aus Nigeria? Ich weiß es nicht, halte es aber für sehr wahrscheinlich, dass sie Hintermänner haben.

Kirche in Not: Der nigerianische Bischof William Amove Avenya aus Gboko sprach gegenüber „Kirche in Not“ von der Gefahr eines Völkermords, so wie er 1994 in Ruanda geschehen ist. Sehen Sie auch diese Gefahr?

Daboh: Auch ich sehe die Gefahr eines Völkermords in Nigeria, wenn nicht energisch entgegengesteuert wird. In Ruanda ist die Gewalt stufenweise eskaliert, bis es zum Genozid kam. Das kann leicht auch in Nigeria passieren.

Kirche in Not: Der muslimische Staatspräsident Muhammadu Buhari hat bei seinem Amtsantritt 2015 versprochen, den islamischen Terrorismus zu bekämpfen. Sehen Sie Fortschritte?

Daboh: Es hat einige Anstrengungen gegeben, aber sie sind bei Weitem nicht genug. Es scheint, dass Präsident Buhari die Bekämpfung der Korruption weitaus energischer anpackt. So hat er z. B. bei seinem „Anti-Korruptionsfeldzug“ eine Liste mit vermeintlich bestechlichen Personen veröffentlichen lassen. Was hindert ihn daran, eine Liste derjenigen zu veröffentlichen, die die Hintermänner der Fulani-Mörder offenlegt? Der Präsident misst mit zweierlei Maß. Ein Beispiel: Als eine Bewegung aufkam, die sich friedlich für die erneute Unabhängigkeit der Biafra-Region im Südosten Nigerias einsetzt, hat Präsident Buhari diese Gruppierung massiv bekämpft und ihre Mitglieder zu Terroristen erklärt, obwohl sie keine Gewalt ausgeübt hatten. Die Fulani dagegen haben schon tausende Menschen getötet, und dennoch weigert sich der Präsident, sie als Terroristen zu bezeichnen. Warum schaut er weg? Warum baut er nicht ein Sicherheitskonzept auf, wozu ihm auch die internationale Staatengemeinschaft geraten hat?

Kirche in Not: Die westliche Staatengemeinschaft betont die Bedeutung der Menschenrechte. Lässt sie ihren Worten in Nigeria auch Taten folgen?

Daboh: Menschenrechte darf man nicht nur im Mund führen. In Nigeria gibt es viele Menschenrechtsverletzungen. Wenn Menschen angegriffen werden und nicht in Sicherheit leben können, ist das auch eine Menschenrechtsverletzung. Es reicht nicht, hier in Nigeria Organisationen zu haben, die den Kampf gegen Korruption überwachen. Die internationale Staatengemeinschaft sollte mit Nachdruck darauf hinweisen, dass Menschenrechte in Nigeria missachtet werden.

Kirche in Not: Sie haben „Kirche in Not“ berichtet, dass auch bereits katholische Priester von Fulani-Banden getötet wurden. Steckt ein System dahinter?

Daboh: Das ist möglich. Lassen Sie mich aber noch etwas Anderes betonen. Auch Muslime werden vermehrt Opfer dieser Attacken. So war es auch schon bei „Boko Haram“. Auch diese Gruppe begann mit Angriffen auf Christen, Kirchen und kirchliche Einrichtungen, hat dann aber später auch Muslime und sogar Moscheen angegriffen. Dieser Aspekt ist sehr wichtig, um die Situation hier zu verstehen.

Kirche in Not: Nigeria ist ein Land der christlichen Glaubensfreude, mit vielen geistlichen Berufungen. Werden sich die Christen des Landes durch den Terror einschüchtern lassen?

Daboh: Furcht ist eine ganz normale Reaktion. Sie hat aber keinen Einfluss auf das Verhalten der Gläubigen – im Gegenteil. Als Regens eines Priesterseminars kann ich Ihnen versichern, dass der Terror sogar einen positiven Effekt hat. Ich kenne viele junge Männer, die Priester werden wollen – auch um die Terroristen zu bekehren. Viele Muslime konvertieren zum Christentum, weil sie erkennen, dass keine Religion Blut vergießen sollte.

Kirche in Not: Was können wir in Deutschland tun?

Daboh: Bitte hören Sie nicht auf, für Nigeria zu beten. Aber nutzen Sie auch Ihren Einfluss, der Welt mitzuteilen, dass in Nigeria gerade etwas Schreckliches passiert. Die internationale Gemeinschaft sollte jetzt handeln, bevor es zu spät ist. Wenn es in Nigeria zu einem Bürgerkrieg kommt, ist eine humanitäre Katastrophe vorprogrammiert.

Die verfolgten Christen Nigerias gehören zu den Schwerpunkten der Hilfe von „Kirche in Not“ auf dem afrikanischen Kontinent. Das Hilfswerk fördert unter anderem den Aufbau zerstörter Kirchen, die Priesterausbildung, den Unterhalt der Klöster und die pastorale Arbeit der Kirche. Im Norden Nigerias, in der die Gläubigen bis heute unter den Folgen des islamistischen Terrors von „Boko Haram“ leiden, unterstützt „Kirche in Not“ auch Hilfsprogramme für Witwen und Waisen.

Um weiterhin helfen zu können, bittet das Hilfswerk um Spenden:

Kirche in Not Deutschland

Kirche in Not Österreich

Kirche in Not Schweiz

Christen demonstrieren gegen die Gewaltattacken der Fulani


Foto (c) Kirche in Not


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