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Deine Heimat ist im Himmel

19. Oktober 2018 in Kommentar, 3 Lesermeinungen
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Heute schon dran gedacht? Gesprächsnotizen zum Sterben. Benedicta von Petra Knapp-Biermeier.


Linz (kath.net) Rote Sneakers, olivgrüner Hoodie, blaugraue Baseballkappe, Dreitagesbart. Er sitzt nur zwei Meter neben mir, mit Frau, Tochter und einer Bekannten. Die Frauen reden erst murmelnd, mit bedeckter Stimme. Dann schüttelt er den Kopf und sagt laut: „Nein, das hast du nicht im Griff. Das kann von einer Sekunde auf die andere gehen!“ Er spricht vom Sterben.

Dieser Tod. Unverfroren, eiskalt, ausweglos begegne ich ihm hier, im Schnellrestaurant, wo ich mit meinen Kindern an diesem wunderbaren sonnigen Herbstnachmittag ein paar kleine Erfolge feiere. Vor ein paar Stunden hatte ich E. am Telefon. „Ich frage mich immer, wie es die schaffen, die Gott nicht kennen“, murmelt sie.

Es rauscht in der Leitung. Sie ist Witwe, seit einem Dutzend Monaten etwa, und sie erzählt mir von einer schwerkranken Freundin, die jetzt, in dieser Zeit der Not, zu Gott findet, seine Nähe sucht. Gott, der Rettungsanker? Unbedingt. Hilfe in letzter Not? Immer. Trost in letzter Minute? Auf jeden Fall.

Das Wunderbare und für uns so schwer Begreifbare ist, dass es die Dimension Zeit im Reich Gottes nicht gibt, denke ich jetzt. Ob also jemand drei Monate vor seinem Tod seinen Schöpfer kennen und lieben lernt oder ob er siebenundfünfzig Jahre lang im Glauben durch Berge und Täler schreitet, das ist auf einer bestimmten Ebene irrelevant – nämlich auf jener, ob ich am Ende des Lebens heimkehre zum Vater, ob ich also die Liebe wähle oder den Tod.

Darum kann manchmal eine Krankheit ein Segen sein, philosophieren wir jetzt dahin, am Telefon. Wobei mir meine Worte mehr wie kindliches Geplapper vorkommen, während ihre Worte Gewicht haben. Sie hat das durchlebt. Die Begleitung ihres schwer kranken, geliebten Mannes, ein Jahr und noch etwas mehr waren das.


Ein schwerer Weg, aber einer, auf dem immer mehr Licht gekommen ist, während die Krankheit sich ihren Weg durch die Zellen bahnte, überflutete Gott die Seele behutsam mit Licht, mit noch mehr Liebe, bis sie weich wurde und durchlässig, um Ja zu sagen. Die von den Ärzten prognostizierte Lebenszeit war dann auch viel zu kurz für diesen Prozess, und so lebte er und lebte, länger und besser als gedacht.

Und viele Tage in dieser Zeit waren gut, sagt sie immer wieder. Viele waren schwer, viele waren gut. Ja, Gottes Licht ist unerträglich für uns, und so wurde Saulus zunächst mal blind, als Gott zu ihm sprach. Kein Mensch kann das Licht schauen, denn es ist nicht gedimmt und nicht smooth und kein warmer Kerzenschein.

Es durchdringt dich wie ein Schwert, und wie gut ist es dann, wenn du vorbereitet bist, reden wir und reden. Be prepared. Wir feiern demnächst das große Fest aller Heiligen und gedenken jener, die uns voraus gegangen sind. Aber was ist mit denen, die ihren Schöpfer nicht kennen? Die Frage nagt an mir, denn eben kommt mir dieser Nachbar in den Sinn, der eine lebenszerschmetternde Diagnose hin geknallt bekommen hat.

An Gott glaubt er vielleicht, ein bisschen, so genau weiß ich das nicht. Was ist jetzt seine Perspektive? Den Tod im Auge, ohne Gott, das ist grausam. Das ist vernichtend. Da bleibt nichts. Ich bin ratlos, was ich sagen soll, wenn ich ihn mal zu Gesicht bekomme. Und ich vertraue seine Not jener an, zu der die Menschen damals rannten, als der Wein ausging. „Sie haben keinen Wein mehr!“, sagte sie zu ihrem Sohn. „Der hat keine Perspektive mehr!“, sage ich zur Mutter Jesu und denke daran, wie viele Siege in der Geschichte auf das Wirken jener zurückzuführen sind, die der Schlange den Kopf zertreten hat.

Und ich selber? „Weißt du, ich bin schon viele Male gestorben bin?“, nehme ich die Tage drauf einen inneren Dialog auf. Denn es gibt Dinge, die lassen sich nicht so leicht vor anderen aussprechen. „Wie meinst du das?“ - „Ab und zu packt mich eine grauenhafte Angst, diese und jene Krankheit zu bekommen oder plötzlich zu sterben, und dann kämpfe ich tagelang innerlich, um diesen Angstdämon niederzubeugen.“

„Und wie machst du das?“ Es ist still. „Es ist immer anders“, sagt mein Ich nachdenklich. „Der Dämon verkleidet sich. Selten ist er direkt. Meist ist er subtil. Früher war er plump, aber diese Strategie zieht jetzt nicht mehr. Ich habe das Gefühl, dass Gott mich immer mehr schult, jegliche Strategien des Feindes zu durchschauen. Die Abwehr ist dann ein eigenes Kapitel.“

„Manchmal kämpfe ich im Gebet. Manchmal hauche ich nur 'Jesus', eine halbe Stunde lang. Manchmal bete ich mit Freunden, und einer spricht ein Befreiungsgebet, weil er die geistliche Atmosphäre wahrnimmt, und dann sind dieses Einreden, Gedanken, Belastungen weg, wie weggeblasen. Es ist unglaublich, wie einen bloße Gedanken niederdrücken können.“

Und noch was kommt in diesem Dialog auf. „Denken wir als Christen nicht eigentlich permanent ans Sterben? Wie entlastend ist das denn! Denn mir bricht nicht die komplette Welt zusammen, sondern nur ein Teil dieser Welt. Wobei, natürlich, ich schiebe das schon gerne weg. Ich will definitiv nicht sterben.“ Dies und das denke ich noch laut, aber das Leben pulsiert und drängt weiter.

Am Telefon sind wir dann noch ganz froh geworden, E. und ich, obwohl der Alltag aus harten Momenten besteht. „Wie gut dass dieses Leben nicht alles ist!“, sage ich und E. seufzt. „Was ist das für ein Trost, dass dein Mann nicht als Tropfen in ein dubioses Meer eingeht, sondern dich real erwartet, himmlisch aufgepeppt, gekleidet in Licht, personal, ganz er selbst und ganz heil in Gott.“

Ja, was für eine Freude, die kann man nicht machen, die schenkt einem Gott, sagt sie. Und wir erzählen uns noch lange von den Wundern, die Gott wirkt, von übernatürlicher Freude, von übernatürlichem Eingreifen, von übernatürlicher Kraft. Es ist einfach wahr, und im Erzählen wird es wieder ganz real: Gott ist da. Gott will wirken. Er ist inmitten unserer Schwäche und er will dich da rausholen. Jetzt schon, hier schon, in dieser gebrochenen, geplagten Welt, gibt es für dich ein Stück Ewigkeit!

Ja, unser irdisches Leben hat ein Ablaufdatum. Ja, es gibt diesen definitiven Schalter mit „off“. Aber genau hier setzt unsere Hoffnung an: Mach dich jetzt schon vertraut mit den Prioritäten der Ewigkeit! Sammle jetzt schon Schätze, die auch den Tod überdauern! Öffne jetzt schon dein Herz für deinen Schöpfer! Schenk ihm jetzt schon deine Zeit, übergib ihm deine Sorgen, deinen kranken Körper, deine müde Seele, dein alles. Sag Ja zu Ihm. Denn deine Heimat ist im Himmel.


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Lesermeinungen

 lesa 20. Oktober 2018 

Glaube und Vertrauen statt Leere und Verzweiflung

Sehr herzlichen Dank für Ihren wunderbaren Artikel, so packend lebensnah und voll Hoffnung!
@Eliah: Danke für das kostbare Zeugnis …! @Herbstlicht: Danke auch Ihnen!
Eine Gruppe Studenten berichtete in einem Seminar zur Krankensalb. von Erfahrungen in der Krankenhausseelsorge mit dem Schock von Menschen, die mit einem plötzlichen Todesfall eines lieben Menschen konfrontiert waren. Von dem Abgrund und der Verzweiflung. Auch davon, dass es in dieser Situation manchmal gelingt, Menschen zurück zum Glauben zu führen.
Wie sehr schützt der Glaube vor Verzweiflung.
Jetzt kommt wieder Allerheiligen, Allerseelen.
Glückliche Kinder, denen man von den Heiligen erzählt und die erleben, dass in der Familie für die Verstorbenen gebetet wird und deren Fragen beantwortet werden durch den Glauben von Erwachsenen, die die Lehre der Kirche noch kennen und nicht etwa Esoterisches bla bla geliefert bekommen.
Wie schade ist es, wenn man diese kostbare Zeit vergeudet mit heidnischem Halloween.


3
 
 Herbstlicht 19. Oktober 2018 
 

@Eliah

Danke für Ihr kurzes, aber einprägsames Glaubenszeugnis!
Es ist ja häufig so, dass wir erst durch ein dunkles Tal gehen oder buchstäblich am Boden liegen müssen, um zu erkennen, was wirklich zählt im Leben.
Das Licht, das unser Inneres erhellt, ist nicht das künstliche Licht dieser Welt, sondern kommt von Jenem, der gesagt hat:
"Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben." (Joh 8,12)

Ich habe eine ähnlich lebensverändernde Erfahrung gemacht wie Sie und kann mir heute nicht mehr vorstellen, wie ich ohne Glauben in dieser Welt leben könnte.
Gottes Segen für Sie, Eliah!


4
 
 Eliah 19. Oktober 2018 
 

Zwei Schubser

Auch in den vielen Jahren, in denen ich fern des Glaubens und fern der Kirche existiert habe, kam ich mir angesichts der Lappalien, für die viele Menschen sich nimmermüde abrackern, immer wieder vor wie ein Besucher von einem anderen Planeten. Einmal lag ich nach einem Unfall schon im Sterben und wurde nur knapp davor gerettet. Durch ärztliche Kunst - glaubte ich damals jedenfalls. In Wahrheit durfte ich weiterleben, weil ich zwar Gott aufgegeben hatte, aber er mich nicht. Später durfte ich ein paar Monate in einer Krebsklinik verbringen. Es war eine Zeit, die ich nicht missen möchte. Sie war nämlich der zweite mehr oder weniger sanfte Schubser, der mich schließlich auf den rechten Weg zurückbrachte. Seitdem ich auf diesem Weg wieder wandeln darf, frage auch ich mich oft, wie Menschen, die Gott nicht kennen, es hier nur aushalten. Manchmal merke ich: Sie halten es gar nicht aus. Sie vegetieren nur irgendwie dem schwarzen Loch am "Ende des Lebens" entgegen.


7
 

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