Kirche muss wieder auf Marke ‚Jesus Christus’ setzen

17. Juni 2005 in Aktuelles


Die "Jesus AG" sei viel bekannter als Coca Cola, sie müsse ihr Alleinstellungsmerkmal auf dem Markt betonen, rät Unternehmensberater P. Hermann-Josef Zoche.


Linz (www.kath.net,pb) Hermann-Josef Zoche weiß, wo der Haken bei der Kirche liegt. Das Produkt sei gut, die Nachfrage sinke, stellte der deutsche Augustiner-Pater und Unternehmensberater in einem Pressegespräch fest, bei dem er sein Buch „Die Jesus AG“ präsentierte. Das Problem heute sei, „dass die eigenen Produktanbieter ein erheblicher Risikofaktor geworden sind“, meinte Zoche.

„Sie halten selbst nichts von dem Produkt, sie untergraben die Firmenethik und –philosophie, sie stellen die Autorität der Vorgesetzten in Frage, treten mit selbstgemachten Dumpingpreisen auf und bieten das Produkt unter Preis an, oder sie verlassen die Firma unter dem Applaus derer, die das Produkt eigentlich ‚brauchen’“.

Was würde ein Unternehmensberater einer solchen Firma raten? Die Kirche müsse ihre „Unique Selling Proposition“, ihr Alleinstellungsmerkmal auf dem Markt, betonen, meint Zoche. Sie müsse sich von Konkurrenten abheben und das Einzigartige ihrer Botschaft in die Mitte stellen. Sie müsse auf ihre Marke „Jesus Christus“ setzen, denn anderes habe sie nicht zu „verkaufen“.

Die Jesus AG besitze ein „starkes Kundenbindungsprogramm und bestgeschulte Mitarbeiter“, erklärte der Augustiner-Pater. „Kein Wunder, dass die Jesus AG einen höheren Bekanntheitsgrad hat als Coca Cola oder Microsoft.“

Die derzeitige Markenschwäche des Christentums sei jedoch ihre „Entchristlichung“. Die Schlussfolgerung des Unternehmensberaters: „Flexibel auf den Markt zu reagieren könnte heißen, dass die Kirche sich gerade von allen Nebenprodukten trennt und sich auf ihr Kerngeschäft besinnt.“

Die Kirche heute habe „ein ähnliches Problem wie Mercedes, Audi oder VW“, erklärte Pater Zoche im Interview mit den Oberösterreichischen Nachrichten. „Die kämpft auch mit Billigkonkurrenz aus dem Fernen Osten. Die Frage ist, wann die Kunden einsehen, dass sie von diesen Sinnanbietern belogen werden.“

Den neuen Papst hält der 46-jährige Zoche „auf alle Fälle“ für den richtigen CEO (Chief Executive Officer) für die „Firma Kirche“. „Ich kenne ihn persönlich“, meinte er in dem Interview. „Er kann gut zuhören und ist viel besser als der Ruf, der ihm vorauseilte.“

Die Kirche solle heute „kommunizieren, dass es auch ein schönes Leben vor dem Tod gibt“, wünscht der Pater. Auch die Sprache muss sich ändern, ist er überzeugt. „Wer kann schon mit salbungsvollem Geschwafel und dem Wort ‚Der Herr’ etwas anfangen. Es soll so gepredigt werden, wie der Schnabel gewachsen ist.“

Ob es jemals einen weiblichen CEO in Rom geben wird, bezweifelt Zoche: „Das glaube ich nicht. Aber es gibt in der Zentrale und im Lager Posten und im Außendienst. Dass Frauen im Hospiz und in vielen anderen Bereichen der Kirche tolle Arbeit leisten, ist gut und soll so bleiben. Diese Diversifizierung soll bleiben.“

Zum sich abzeichnenden Priestermangel und den Konsequenzen meinte der Augustiner-Pater: „Dann kann man sich ins Auto setzen und paar Kilometer zur nächsten Kirche fahren. Man fährt auch für ein paar Zigaretten zur nächsten Tankstelle. Das Vertriebsnetz aus dem Mittelalter kann man lockern.“ Ein Gottesdienst bei vollem Haus sei besser als drei in halbleeren Kirchen, meinte er, denn: „Da bekäme ja der Pfarrer spirituelle Potenzstörungen.“


© 2005 www.kath.net