'Von den eigenen Leuten werden heilige Stätten profaniert'

22. Februar 2006 in Deutschland


Aufregung um eine Weinverkostung in der katholischen Andreas-Kirche in Klein-Winternheim im Bistum Mainz - Unterstützung durch Lokalpfarrer und Theologieprofessor - Katholiken kritisieren die Veranstaltung


Mainz (www.kath.net)
Aufregung um eine Anfang Februar durchgeführte Weinverkostung in einer Kirche im Bistum Mainz. "Selbst die berauschendsten Weinlagenamen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier ein sakraler Raum schändlich missbraucht wurde, wo doch nach Lehre der römisch-katholischen Kirche (vom II. vatikanischen Konzil bestätigt) Christus im Tabernakel zwar dem Auge verborgen, aber zeichen- und wesenhaft wahrhaftig gegenwärtig ist." Dies meinte Willi Schreiber, Vorsitzender der Aktiongemeinschaft katholischer Priester und Laien im Bistum Mainz, in einem Brief an die "Mainzer Allgemeine Zeitung" (MAZ) über eine Anfang Februar durchgeführte Weinverkostung in der katholischen Andreas-Kirche in Klein- Winternheim. Das angesprochene Ereignis, dessen Reinerlös der Sanierung der Kirche zugute kam, wurde vom Lokalpfarrer Thorsten Geiß gutgeheißen. Er bezeichnete die Weinverkostung in der MAZ als eine "meditative, spirituelle" Benefizaktion und meinte, dass dadurch "die Würde des Raumes" gewahrt werde.

Mitverantwortlich an der Aktion war auch Ludger Schenke, Theologieprofessor der Uni Mainz, der bei der Veranstaltung biblische Aussagen über das Thema Wein zum Besten gab. Angela Kleinschmitt, die Leiterin des Organisationsteams, meinte, dass man die Frage, ob dies der richtige Ort für eine solche Weinprobe sei, im Pfarrgemeinderat lange erörtert hatte und "mit Ja entschieden" habe.

Willi Schreiber kritisiert in seinem Schreiben vor allem den Veranstaltungsort: "Es imponiert uns doch, wenn wir in Fernsehfilmen sehen können, wie in einer Moschee hunderte von gläubigen Männern auf den Knien liegen und beim Namen Allahs sich verneigen und mit der Stirn den Boden berühren. Bei uns dagegen werden von den eigenen Leuten heilige Stätten profaniert." Der gutmütige Papst Johannes XXIII. habe öfters gepredigt: "Der Mensch ist nie größer als dann, wenn er demütig vor Gott kniet". Dazu müsse man "durchaus kein Sauertopf sein", meinte er.

Auch die Beteilung eines Theologieprofessors an besagter Benefizaktion wird von Schreiber nicht gutgeheißen. "Sehr betroffen macht mich jedoch die Mitwirkung des katholischen Theologie-Professors Dr. Ludger Schenke. Was ist das für ein theologischer "Muster-Lehrer", der sich zur Auslegung der göttlichen Offenbarung solcher Effekthascherei bedient? Haben nun im Bistum Mainz kirchliche Hochschul-Professoren spekulative "Narrenfreiheit" gegenüber der Realpräsenz Christi in katholischen Kirchen? "

Auch David Nikolaus Becker, Priester des Bistums Mainz, zeigt sich über die Veranstaltung erzürnt und meint in einem Leserbrief: "Die Weinprobe in der katholischen Kirche von Klein-Winternheim halte ich für einen erschreckenden Fehlgriff. Wird demnächst auch der Wettbewerb im Kunstradfahren, das in Klein-Winternheim mit Recht gepflegt und hoch geschätzt wird, in der Kirche ausgetragen? Die Wirkung derartiger liturgischer Beliebigkeiten hat Romano Guardini bereits in seinem Aufsehen erregenden Brief an den liturgischen Kongress in Mainz (1964) so vorausgesehen: "...dass dann auch die Unseren nicht mehr wissen, wo etwas hingehört und wo etwas nicht hingehört."


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