Vom Konzentrationslager zu den Leprakranken nach Indien

in Weltkirche


Polnischer Missionar für Friedensnobelpreis vorgeschlagen


Rom (kath.net/ZENIT.org) Im Kongresspalast von Warschau wurde am 30. Januar die Kandidatur des polnischen Missionars Marian Zelazek für den Friedensnobelpreis angekündigt. Der Vorschlag kam aus den Reihen der Laien und wurde vonvielen indischen und europäischen Politikern, Wissenschaftlern und Menschen aus Kultur und Bildung begeistert aufgenommen. Unter anderem sprachen sich auch die polnischen Friedensnobelpreisträger Czeslaw Milosz und Wieslawa Szymborska dafür aus.

Pater Marian war über die Nachricht seiner Kandidatur wohl etwas überrascht. Seine Befürworter wollen aber damit auch allen anderen Missionaren Anerkennung zollen, die sich im Kampf gegen Lepra und im Dialog der Religionen und Kulturen engagieren.

Pater Marian Zelazek gehört dem Orden des Göttlichen Wortes an. Er wurde am 30. Januar 1918 geboren und fasste bereits im Schulalter den Entschluss, Priester zu werden. Er trat kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in das Priesterseminar ein.

Fünf Jahre hat er im Konzentrationslager Dachau zugebracht. Trotz der brutalen Behandlung überlebte er diesen Alptraum nicht zuletzt durch seine mutige Entschlossenheit, Priester zu werden. Er wurde dadurch nicht etwa verbittert, sondern es gereichte ihm viel mehr zur Vertiefung seines Glaubens und zu hoher Achtung vor der Menschenwürde. Er glaubte, dass man die Welt nur durch das Gute verändern kann. Nach dem Krieg vervollständigte er seine Studien in Rom und wurde 1948 zum Priester geweiht. Später begab er sich als Missionar nach Indien.

Die ersten 25 Jahre in Indien widmete er sich der Erziehung der autochthonen Adivasi. Seit 1975 ist er in Orissa und in Puri tätig, einer der heiligen Städte des Hinduismus. Am Stadtrand richtete er eine Leprastation ein, die sein Lebenswerk darstellte und der seine ganze Hingabe galt.

Diese Station wurde immer größer. Derzeit zählt sie 600 ständige Bewohner, die dort meistenteils in ärztlicher Behandlung sind. Diese Aufnahmezentrum bietet den Patienten ein Dach überm Kopf, Nahrung und Kleidung und steht auch den Familienmitgliedern offen. Wer will kann dort auch mithelfen.

Den Kindern gilt die besondere Fürsorge. Es gibt dort auch eine Schule für die Kinder von Leprakranken. Zu den Lehrern gehören auch ehemalige Leprapatienten, die geheilt wurden. Die Schule verfügt über eigene Schlafsäle und Spielplätze, da Pater Zelazek nicht wollte, dass die Kinder ständig unter Kranken leben. Auch sollten sie sich anderen Kindern gegenüber nicht benachteiligt fühlen.

Pater Zelazek sucht auf der ganzen Welt nach Adoptiveltern, die aus der Ferne die Erziehung der Kinder finanzieren.

Auch über ein eigenes Krankenhaus und eine Zahnklinik verfügt die Station sowie über eine Textilfabrik, eine Schneiderei und ein Kleidergeschäft. Gemüse und Obst werden selbst angebaut und Hühner werden auch gehalten zur Produktion der aller notwendigsten Nahrungsmittel. Was übrig bleibt, wird auf dem Markt verkauft.

Pater Zelazek ist aber nicht etwa nur in dieser Station tätig. Er hat auch die Bewohner des benachbarten Dorfes mobilisiert zum Deichbau als Schutz vor Überschwemmungen.

Der Missionar hat sich stets strikt der Proselytenmacherei enthalten. Er hat es vorgezogen, ein lebendiger Zeuge der Werte des Evangeliums zu sein. Eine Kirche hat er ebenfalls mitten in der Stadt gebaut, die ihm allerdings den Vorwurf der Proselytenmacherei seitens der Fundamentalisten eingebracht hat. Zur Kirche gehören auch eine Bücherei und ein interreligiöses Dialogszentrum.


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