Der besondere Dienst der correctio fraterna

4. September 2011 in Aktuelles


Benedikt XVI. zum Angelus: das gemeinsame Gebet ist Ort der Gegenwart des Herrn und daher unverzichtbar. Die ‚Symphonie’ im Leben der christlichen Gemeinde. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Das Thema der brüderlichen Liebe in der Gemeinschaft der Gläubigen, deren Quelle die Heilige Dreifaltigkeit ist, stand im Mittelpunkt der Ansprache Papst Benedikts XVI. vor dem traditionellen Gebet des Angelus. Die liturgischen Texte des 23. Sonntags im Jahreskreis interpretierend betonte der Papst die Wichtigkeit des „Dienstes“ der „correctio fraterna“ als Ausdruck der Mitverantwortlichkeit auf dem Weg des christlichen Lebens der Gemeinde.

Die „brüderliche Zurechtweisung“ erfordere sehr viel Demut und Einfachheit des Herzens. In ihr müsse sich die Gemeinde ebenso üben wie im Gebet, damit dieses aus einer wahrhaft in Christus geeinten Gemeinde zu Gott aufsteige. Die brüderliche Liebe bringe einen Sinn für gegenseitige Verantwortung mit sich. Wenn daher der Bruder eine Schuld begehe, so müsse ihm in Liebe begegnet und zu ihm vor allem persönlich gesprochen werden. Daher sei die „correctio fraterna“ keine Reaktion auf eine erlittene Beleidigung, sondern eine Tat der Liebe zum Bruder.

Wenn der Bruder nicht bereit sei, zu hören, zeige Jesus im Evangelium (Mt 18, 15-20) ein schrittweises Vorgehen an: „Hört er aber nicht auf dich, dann nimm einen oder zwei Männer mit, denn jede Sache muss durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen entschieden werden. Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der Gemeinde“. Wenn er aber auch auf die Gemeinde nicht höre, so müsse man ihn verspüren lassen, dass er sich selbst von der Gemeinschaft der Kirche getrennt habe. All dies zeige, dass es eine Mitverantwortlichkeit auf dem Weg des christlichen Lebens gebe: „Jeder ist im Bewusstsein seiner Grenzen und Fehler dazu berufen, die brüderliche Zurechtweisung anzunehmen und den anderen mit diesem besonderen Dienst zu helfen“.

Eine weitere Frucht der Liebe in der Gemeinde bestehe im einträchtigen Gebet. Das persönliche Gebet sei unverzichtbar, doch der Herr versichere die Gemeinde seiner Gegenwart, die vereint sei, damit sie die Wirklichkeit des Dreieinigen Gottes widerspiegle, der vollkommene Gemeinschaft der Liebe sei. Den Kirchenvater Origenes zitierend bezeichnete der Papst diese Einheit in Eintracht als die „Symphonie“ des gemeinsamen Gebets, in der es sich zu üben gelte.

Nach dem Gebet des Angelus verwies Benedikt XVI. darauf, dass am heutigen Sonntag in Ancona der 25. Nationale Eucharistische Kongress begonnen hat. Er steht unter dem Thema: „Herr, wohin werden wir gehen?“. Der Papst grüßte die Kongressteilnehmer und erinnerte daran, dass er am kommenden Sonntag, 11. September, den Kongress mit einem feierlichen Gottesdienst abschließen wird.

Die Pilger aus dem deutschen Sprachraum begrüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Mit Freude grüße ich alle deutschsprachigen Besucher hier in Castel Gandolfo. Im Evangelium des heutigen Sonntags spricht der Herr von der gemeinsamen Verantwortung, die Menschen füreinander haben. Herausforderungen und Irrwege einzelner müssen zur Sorge und zum Gebetsanliegen aller werden. Jesus ruft jene, die ihm nachfolgen, in die Gemeinschaft und gibt ihnen Verantwortungssinn und den Mut zur Wahrheit. Gott will, daß wir füreinander Diener des Segens seien. Es erfüllt uns alle mit Freude, daß wir als Zeugen der Wahrheit am Heil der Welt mitwirken dürfen. – Ich wünsche euch allen einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche.




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