Schweizer Landeskirche verstösst gegen den katholischen Glauben

30. Oktober 2011 in Schweiz


Das Staatskirchenkonstrukt "Katholische Landeskirche von Graubünden" unterstützt einen Verein, der die "Pille danach" als chemischen Weg der Abtreibung propagiert, finanziell - Das Bistum Chur übt scharfe Kritik, ist aber gegen den Missbrauch wehrlos


Chur (kath.net)
Das Bistum Chur hat die Unterstützung einer umstrittenen Organisation durch die "Katholische Landeskirche von Graubünden" als einen schwerwiegenden Verstoß gegen den katholischen Glauben bezeichnet. Am vergangenen Mittwoch wurde von dem Staatskirchenkonstrukt erneut beschlossen, 15.000 Franken an die Beratungsstelle "Adebar" zu leisten. Dies ist eine Beratungsstelle, die laut Bistum Chur u.a. die Durchführung von Abtreibungen begleitet und die ‚Pille danach‘ als chemischen Weg der Abtreibung propagiert. Die Zahlung erfolgt ausdrücklich gegen den von Generalvikar Martin Grichting am 26. Oktober vorgetragenen Wunsch von Bischof Vitus Huonder. Bischof Vitus Huonder ist sich bewusst, dass er gegen die Entscheidung der Landeskirche nichts unternehmen kann.

Der Bischof erinnert in einer Aussendung vom Sonntag an die im Katechismus der Katholischen Kirche dargelegte Lehre. Auch ruft er die Enzyklika „Evangelium vitae“ des seligen Papstes Johannes Paul II. in Erinnerung: „Gewiß nimmt der Entschluß zur Abtreibung für die Mutter sehr oft einen dramatischen und schmerzlichen Charakter an, wenn die Entscheidung, sich der Frucht der Empfängnis zu entledigen, nicht aus rein egoistischen und Bequemlichkeitsgründen gefaßt wurde, sondern weil manche wichtigen Güter, wie die eigene Gesundheit oder ein anständiges Lebensniveau für die anderen Mitglieder der Familie gewahrt werden sollten. Manchmal sind für das Ungeborene Existenzbedingungen zu befürchten, die den Gedanken aufkommen lassen, es wäre für dieses besser nicht geboren zu werden. Niemals jedoch können diese und ähnliche Gründe, mögen sie noch so ernst und dramatisch sein, die vorsätzliche Vernichtung eines unschuldigen Menschen rechtfertigen” (Nr. 58). Dies allein ist Richtschnur für das kirchliche Handeln.

KATH.NET dokumentiert den Antrag von Generalvikar Dr. Martin Grichting anlässlich der Sitzung des Corpus Catholicum (Parlament der “Katholischen Landeskirche von Graubünden”) vom 26. Oktober 2011 betreffend Budget 2011/2012 der Landeskirche im Wortlaut:

“Adebar” ist laut eigener Homepage die “Beratungsstelle für Familienplanung, Sexualität, Schwangerschaft und Partnerschaft Graubünden”. “Adebar” heisst “Storch”. Das Problem ist, dass der Storch bei “adebar” nicht immer kommt. Ich lese Ihnen einmal vor, was auf der Homepage von “adebar” unter anderem steht:

In den ersten sieben Wochen kann der Schwangerschaftsabbruch in der Schweiz mit einer chirurgischen oder medikamentösen Methode erfolgen. Nach dem 49. Tag ab dem 1. Tag der letzten Periode erfolgt der Schwangerschaftsabbruch chirurgisch, in der Regel mit einer so genannten "Saugcurettage". Wir informieren Sie über die Bedingungen, die Durchführungsmethoden, Nebenwirkungen und Risiken. Wir helfen Ihnen, die für sie geeignete Methode zu wählen.

“Adebar” begleitet also die Durchführung von Abtreibungen, berät über Abtreibungsmethoden und wirkt somit an der Tötung ungeborener Menschen mit. An anderer Stelle wird auf der Homepage von “adebar” für die so genannte “Pille danach” geworben. Es heisst dort:

Hast Du Angst schwanger zu werden? Die «Pille danach» kann den Beginn einer möglichen Schwangerschaft verhindern. (...). Die «Pille danach» erhältst Du, wenn Du älter als 16 Jahre bist, ohne Rezept in der Apotheke. Sonst kann sie Dir ein Arzt verschreiben oder abgeben.

Die Pille danach ist bekanntlich eine Abtreibungspille für das Frühstadium einer Schwangerschaft. “Adebar” wirbt somit für eine chemische Abtreibungspille. “Adebar” tut sicher auch Gutes. Aber was “adebar” hier tut, ist mit der Lehre der katholischen Kirche über die Würde und den Schutz des menschlichen Lebens nicht vereinbar. Die katholische Landeskirche von Graubünden ist eine Organisation, die das Adjektiv “katholisch” im Namen führen will. Die Landeskirche kann deshalb eine Organisation, die die Durchführung von Abtreibungen begleitet und eine Abtreibungspille propagiert, nicht finanziell unterstützen.

Ich habe diese Frage mit unserem Diözesanbischof Vitus Huonder besprochen. In seinem Namen und in meinem Namen als Mitglied dieses Parlaments stelle ich den Antrag, dass die Organisation “adebar” seitens der katholischen Landeskirche von Graubünden nicht länger finanziell unterstützt wird. Ich beantrage die Streichung des entsprechenden jährlichen Beitrags des Landeskirche an “adebar”.

Ich bin im Anschluss gerne bereit, der Verwaltungskommission Institutionen zu empfehlen, die sich um werdende Mütter in schwierigen Lagen kümmern. Denn es handelt sich um ein wichtiges Anliegen, für das sich die Kirche engagieren soll. Und ich bin auch der Überzeugung, dass man dafür mehr als jährlich Fr. 15'000 geben sollte, aber eben: an Organisationen, die nicht im Widerspruch zur Lehre der Kirche über das Leben handeln.

Katholische Landeskirche Graubünden


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