Brauchen Ordensfrauen die 'Anti-Baby-Pille'?

12. Dezember 2011 in Weltkirche


Australische Forscher hatten medienwirksam dazu aufgefordert, dass katholische Ordensschwestern die Anti-Baby-Pille zur Krebsvorbeugung einnehmen sollten. US-Amerikanische Experten widersprechen.


Washington (kath.net) US-Experten haben die Forderungen der australischen Forscher Kara Britt und Roger Short, dass Nonnen aus gesundheitlichen Gründen die Anti-Baby-Pille nehmen sollten, zurückgewiesen. Dies berichtet die katholische Nachrichtenagentur CNA. Die Einnahme der Pille erhöhe das Thromboserisiko erheblich, eine Einnahme dieser Hormontabletten zur Krebsvorbeugung empfehle sich nicht.

Die Forscher Kara Britt und Roger Short hatten vor einigen Tagen empfohlen, dass auch katholische Ordensfrauen vorbeugend die Pille einnehmen sollten, um damit ihr Krebsrisiko vor allen für Brustkrebs sowie für Eierstock- und Gebärmutterkrebs zu senken. Kinderlos bleibende Frauen hätten, so postulierten sie in einem Artikel in der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“, statistisch ein höheres Risiko zu einigen Krebserkrankungen, da sie eine höhere Anzahl von Menstruationszyklen durchleben. Das Krebsrisiko sinke bei Frauen, wenn sie früh ein Kind bekämen, mehr als ein Kind hätten und gestillt hätten. Die Forscher hatten medienwirksam darauf hingewiesen, dass ihrer Meinung nach katholische Ordensschwestern „einen schrecklichen Preis für ihre Keuschheit“ bezahlten.

Karen Brauer, die Präsidentin von „Pharmazeuten für das Leben“, nannte den Artikel „derart schlecht“, dass sie beim Lesen anfänglich überlegt habe, ob es sich um eine Parodie handle. Selbst aus den statistischen Daten, welche der Artikel der beiden australischen Forscher liefere, könne man ersehen, dass Kinderlosigkeit das Krebsrisiko in den drei Krebsarten nicht erhöhe.

Darüber hinaus wies Brauer auf die erheblichen Nebenwirkungen bei der Einnahme der Hormongaben hin. Das Risiko zu tiefsitzenden Venenthrombosen steige erheblich an, damit steige auch das Risiko zur lebensbedrohenden Blutklumpenbildung.

Ebenso beurteilte der Onkologe Dr. Luis Raez die Nebenwirkungen der Pille als zu gefährlich, um sie vorbeugend zur Senkung des Krebsrisikos einzusetzen und verwies neben der Thrombosegefahr auch auf den oft mit der Pilleneinnahme verbundene Bluthochdruck und auf weitere Risiken. Die Gefahr von kinderlosen Frauen, an Brust-, Gebärmutter- oder Eierstockkrebs zu erkranken, sei nicht allzuhoch. Außerdem sei die Langzeiteinnahme der Pille über mehrere Jahrzehnte, wie es für Ordensfrauen in diesem Fall naheliege, überhaupt noch nicht wissenschaftlich beurteilt. Der Artikel in der „Lancet“ habe mehr politischen als wissenschaftlichen Wert.


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