'Recherchequeen' Gabriele Ingenthron, Markus Kremser und der BDKJ

7. Juni 2012 in Kommentar


In einem „sensationellen Artikel“ des „Donaukuriers“ wurden „wertvolle und wichtige Details“ über „das sagenumwobene Nachrichtenportal KATH.NET“ enthüllt. Ein (nichtanonymer!) kath.net-Kommentar von Barbara Wenz


Rom-Augsburg (kath.net) Auf den Web-Seiten der regionalen Tageszeitung „Donaukurier“ erschien am Dienstag, den 5. Juni 2012, ein Artikel von Gabriele Ingenthron mit dem Titel „Anonyme Hetze im Netz“. Zuerst: Herzlichen Glückwunsch, wir in Italien sagen „Complimenti!“, zu dieser Überschrift, Frau Ingenthron - anonym ist Ihre Hetze ja wenigstens nicht.

Aus diesem sensationellen Artikel erfahren die Leser des Donaukuriers wertvolle und wichtige Details – und zwar über das geheimnisumwobene Nachrichtenportal kath.net.

Dieses Portal trete nämlich die christlichen Werte mitsamt den Zehn Geboten ausdrücklich mit Füßen, wo es doch, so die verzweifelte Anmerkung der Autorin, eigentlich Teil der katholischen Kirche sei. Und das sei ungeheuerlich.

Ich habe mich einmal umgeschaut und mir überlegt, wo ausgerechnet kath.net laut der schweißtreibenden und mühseligen Recherche von Frau Ingenthron die Zehn Gebote mit Füßen tritt. Sonntags- und Feiertagsheiligung vielleicht – das dritte Gebot? Jeden Sonn- und Feiertag bringt Armin Schwibach, der Vatikanist von kath.net, auf diesem Portal das Angelusgebet des Heiligen Vaters, zeitnah und in einer authentischen Umsetzung auf Deutsch den interessierten Lesern nahe. Während viele andere, offizielle Online-Auftritte der katholischen Kirche in Deutschland dieses Ereignis gemütlich verschnarchen. Ist auch nur der deutsche Papst und da sind auch nur ein paar Zehntausende von begeisterten Gläubigen jeden Sonntag auf dem Petersplatz.

Also: Da geht es schon los, und das ist wirklich ungeheuerlich. Mehr weiß man leider nicht - und Frau Ingenthron möchte es uns auch nicht enthüllen.

Zunächst aber wird ein bischöflicher Pressesprecher in Sachen kath.net bemüht. Der weiß viel, er kennt sich nämlich aus: „Regelmäßig kommentieren dort Leute, die dem rechtsradikalen Spektrum nahe stehen“, sagt Markus Kremser. Er ist Bistumssprecher in Augsburg und hat "von Berufs wegen viele Internetauftritte im Blick“. Leider wird nicht erläutert, ob der Herr Kremser sich auf Kommentarartikel im Hauptbereich von kath.net bezieht oder auf die Leserkommentare. Falls auf Letzteres, so dürfte Herr Kremser, der ja so viele Internetauftritte aus beruflichen Gründen im Blick hat, schon aufgefallen sein, dass im Internet durchaus extreme bis extrem lächerliche Meinungen vorgetragen werden, selbst bei Leserkommentaren unter Artikeln der freilich absolut unverdächtigen Frankfurter Rundschau.

Weiter geht es in dem Artikel um das „Projekt Samuel“ des BDKJ Freiburg, das selbstverständlich ein „offenes und tolerantes Kirchenbild propagiere“. Es wäre ja auch in der Tat etwas ganz radikal Neues, Frisches und Grundstürzendes gewesen, wenn irgendeine Sektion der BDKJ ein geschlossenes, verbindliches und gottergebenes Kirchenbild propagiert hätte ....

Zitat: „Das Portal wirft den jungen Leuten vor, dass sie sich 'auf einen Geist des II. Vatikanischen Konzils' berufen. Was für die Amtskirche als selbstverständlich gilt, wird in diesem Portal als Entgleisung diskreditiert. Was darauf schließen lässt, dass Traditionalisten am Werk sind“. Man möchte doch aber nun ernsthaft hoffen, dass die „Amtskirche“ einen diffusen und wabernd-wallenden „Konzilsgeist“ nicht der Hermeneutik des päpstlichen Lehramtes zu Vaticanum II vorzieht, sofern Frau Ingenthron nicht gerade die Amtskirche mit der Gruppe „Wir sind Kirche“ verwechselt hatte, was leider zu befürchten steht.

Wir sind jedoch sogleich wieder glücklich und zufrieden, wenn wir weiter lesen, dass man in Freiburg, laut Frau Ingenthron, gelassen auf die „Anfeindungen“ reagiert. Wer jetzt gedacht hatte, damit seien das Erzbistum Freiburg und der Erzbischof gemeint, erfährt als nächstes, dass „Freiburg“ nicht das Synonym für die Diözese ist, sondern der Pressereferent der dort ansässigen BDKJ gemeint ist. Seine Exzellenz Dominik Schäfer wird mit den gelassenen Worten zitiert: „Auf kath.net werden die zehn Gebote verletzt, es wird gelogen und die Unwahrheit verbreitet“. Wenn hinter kath.net die wahren, die Rom treuen Katholiken stehen sollten, dann verstehe er nicht, wieso dort „Ausgrenzung und Hass gepredigt“ würden. Nicht Ausgrenzung und Hass, Herr Schäfer, da müssen Sie versehentlich auf ein Salafistenvideo geklickt haben, sondern Abgrenzung von den sinn- und zweckbefreiten Witzprojektchen und Luftwürstchen, die der BKDJ und seine Gesinnungsgenossen meint, für das Geld des genervten Kirchsteuerzahlers unters Volk bringen zu müssen. Herr Schäfer schreibt, so erfahre ich via eine Google-Recherche, über so weltbewegende Projekte wie zum Beispiel „BDKJ goes carrotmobsen“. Auch hierzu: Herzlichen Glückwunsch.

Für die nachfolgende Passage hätte Frau Ingenthron, ginge es nach mir, den Henri-Nannen-Preis verdient:

„Generell aber bleiben die Autoren von kath.net anonym. Mit Namen versehen sind nur die Kommentare: Sie sind das eigentliche Schlachtfeld, auf dem propagandistisch Stimmung gemacht wird. Aber nicht jeder Kommentar wird gedruckt“.

Nein, es wird überhaupt nichts gedruckt, liebe Frau Ingenthron, es werden Kommentare moderiert oder veröffentlicht, oder auch nicht veröffentlicht. Gehören Sie etwa zu den Leuten, die sich das Internet ausdrucken lassen? Zum Rest der ganzen großtheoretischen Behauptung genügt es zu sagen, dass sie schlicht und ergreifend unwahr ist, wie man leicht selbst feststellen kann, wenn man hier auch nur fünf Minuten lang durch die Beiträge klickt. Es sei denn, Ihr Internet ist kaputt. Wenn man wie ich von Italien aus auf kath.net geht, stehen da überall Namen unter den Artikeln.

Weil die Autoren also, laut Frau Ingenthron mit ihrem kaputten Internet, generell anonym bleiben, hat sie dennoch - durch harte journalistische Recherchearbeit vermutlich – herausgefunden, dass der Bischof von Eichstätt für kath.net schreibt. Der Artikel sei mit „Liebesbriefe an die Kirche“ überschrieben gewesen. Richtig, und wenn man ihn gelesen hätte, den anonymen Artikel des anonymen Bischofs von Eichstätt, dann wüsste man, dass es sich dabei um ein Buchprojekt von kath.net handelt, für das auch weitere Bischöfe einen Artikel verfasst haben. Schlimmer! Es gibt sogar ein Vorwort von einem Kardinal dazu! Bemühen Sie sich nicht, Frau Ingenthron, ich liefere Ihnen exklusiv den Namen dieses Mannes, der bisher streng geheim bleiben musste. kath.net-leaks so to say! Kurt. Kardinal. Koch. Schreiben Sie schnell den nächsten Enthüllungs-Artikel darüber!

Bis jetzt konnte man noch spöttisch bis sarkastisch auf diesen Artikel reagieren, wenn nicht dieser Schlussabsatz wäre: „Aber kreuz.net und kath.net sitzen so gut wie in einem Boot. Sie setzen ihre Meldungen fast zeitgleich ab, was darauf schließen lässt, dass hier die gleichen Personen am Werk sind. Ein weiterer Beleg dafür: kreuz.net wird über den Server des US-Anbieters 'Site5.com' betrieben. Auch der E-Mail-Verkehr wird über diese Domain abgewickelt. Denselben Server nutzt auch das österreichische Nachrichtenportal kath.net“.

"Recherchequeen" Gabriele Ingenthron hat wieder zugeschlagen: In Wahrheit steht der Server von kath.net nämlich in Deutschland und ist auch nicht identisch mit demjenigen des anderen Portals. Und daneben, Frau Ingenthron, möchte ich nicht wissen, wo der Server der Webseite des Donaukuriers steht und was da noch so alles drauf liegt. Meine persönliche Lieblingsstelle in Ihrem Artikel ist aber, das muss ich noch verraten, diejenige, in der Sie die Ankündigung einer journalistischen Anfrage an die bischöfliche Pressestelle in Freiburg als „Drohkulisse“ von seiten kath.nets bezeichnen. Complimenti nochmals also – zu Ihrer Überschrift und zu Ihren journalistischen Standards.

Ein Hinweis in eigener Sache: KATH.NET prüft derzeit rechtliche Schritte gegenüber Markus Kremser, Dominik Schäfer und Gabriele Ingenthron.

Der Blog von Barbara Wenz


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Die Antwort von Peter Esser:





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