Schick: 'Für das Konzil danken und Fehlentwicklungen korrigieren'

12. Oktober 2012 in Deutschland


Bamberger Erzbischof zum Konzilsjubiläum: Es habe seit 1962 auch Fehlentwicklungen in der Kirche gegeben, die aber nicht durch das Konzil verursacht wurden, sondern in seiner Zeit und danach entstanden seien.


Bamberg (kath.net/bbk) Das Zweite Vatikanische Konzil hat nach Worten des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick „wichtige Impulse und frischen Wind“ in die Kirche gebracht. Es habe seit 1962 auch Fehlentwicklungen in der Kirche gegeben, die aber nicht durch das Konzil verursacht wurden, sondern in seiner Zeit und danach entstanden seien. Sie müssten korrigiert werden, sagte der Erzbischof am Donnerstag anlässlich des 50. Jahrestages der Eröffnung des Konzils. Dies sei nichts Außergewöhnliches, in der Kirchengeschichte habe es bei Aufbrüchen immer auch Abbrüche gegeben.

„Das Konzil von 1962 bis 1965 hat der Kirche viel gegeben, was nach wie vor gültig ist und auch noch der Umsetzung harrt“, sagte Schick. „Das Konzil wollte die alten und immer gültigen Wahrheiten des Evangeliums neu ins Bewusstsein bringen.“ Das Konzil habe keine neue Liturgie erfunden, sondern vielmehr die Feier der Sakramente und aller Gottesdienste „bewusster, inniger, frömmer und lebensbestimmender“ machen wollen. Dazu sei auch die Muttersprache der Gläubigen eingeführt worden. „In den letzten 50 Jahren sind von der erneuerten Liturgie gute Impulse und Anregungen ausgegangen“, betonte Bischof Schick. Es habe auch Fehlentwicklungen gegeben: „Zu viel Gerede und Getue, zu viel ablenkende Aktionen und Experimentieren sind in die Liturgie eingezogen.“ Der Erzbischof rief alle Priester und Gläubigen auf, die Liturgie gemäß dem Konzil zu feiern. „Die Feier der Sakramente und aller Gottesdienste soll die Gläubigen ansprechen und einbeziehen und sie zur persönlichen Begegnung mit Jesus Christus führen, der unser Leben bestimmen soll.“

Zur katholischen Liturgie gehöre auch die Beichte, die fast völlig vergessen sei, sagte der Erzbischof. „Versöhnung, Buße und Neubeginn müssen wieder entdeckt werden, damit wir auf dem Weg des Heiles und des Friedens vorankommen“, mahnte Schick.

Das Konzil habe ferner das Verhältnis von Priestern und Laien erneuern wollen. Alle Getauften sollten aus der Passivität herauskommen. Die Priester sollten mehr Seelsorger sein, um das ganze Volk Gottes zu aktiven Christen zu machen. Wenn heute in der Kirche um Machtpositionen gerungen werde, sei dies ein Abfall vom Konzil. „Miteinander zum Wohl und Heil aller Menschen und der ganzen Welt, das ist die Verhältnisbestimmung des Konzils von Priestern und Laien“, betonte Schick.

Wichtig sei dem Konzil auch die Ökumene gewesen. Es habe den Christen des 21. Jahrhunderts den Auftrag gegeben, sich nicht mit den Spaltungen der Kirche abzufinden, sondern alles zu tun, um sie zu überwinden. „Hier hat sich in den letzten 50 Jahren viel getan: Wir haben viel erreicht, aber es liegt auch noch viel vor uns.“ Bei der Ökumene dürfe es nicht um den kleinsten gemeinsamen Nenner gehen. Die spirituelle Ökumene sei wichtig. „Wenn wir so tun, als wären wir einig, obwohl wir es in wesentlichen Glaubensüberzeugungen noch nicht sind, ist das nicht Einheit in Jesus Christus.“

Der Erzbischof ging auch auf die Religionsfreiheit und den interreligiösen Dialog ein: Im Lauf der Geschichte sei das Christentum für Politik missbraucht worden, sodass es zu Kreuzzügen, Ketzerverfolgungen und Hexenverbrennungen kam. Das Konzil habe die Freiheit der Religion betont und Freiheit für jeden Menschen in religiösen Überzeugungen gefordert. „Religionsfreiheit beruht auf der Menschenwürde und ist Menschenrecht“, sagte Schick. Interreligiöser Dialog bedeute heute, mit dem Islam und allen Religionen auch in Wahrheit und Liebe über strittige Themen des Glaubens und Lebens zu sprechen und nicht aus lauter ‚Toleranz‘ unwahrhaftig zu werden“, mahnte Schick.

Das Konzil habe auch aufgerufen, die Frohe Botschaft in der Welt zu verkünden. „Nicht mit Druck und Gewalt, sondern in Freiheit.“ Die Aufgabe von Mission und Weltkirche liege heute auch darin, Hunger und Krankheiten zu überwinden, sowie Gerechtigkeit und Frieden weltweit mit der Botschaft Jesu Christi in Wort und Tat zu fördern.

Erzbischof Schick rief dazu auf, die Feiern zum Konzilsjubiläum mit dem „Jahr des Glaubens“ zu verbinden: „Das Jahr des Glaubens soll das Leben der Kirche erneuern.“ Der Glaube sei nicht Gefühl und abstrakte Wahrheit, sondern konkrete Worte und Taten. „Für unser Erzbistum wünsche ich mir, dass die Feier des Konzils im Jahr des Glaubens unser christliches und kirchliches Leben erneuert“, so der Bamberger Oberhirte.

Foto Erzbischof Schick: (c) Erzbistum Bamberg


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