Argentinien feiert 'seinen' Papst als Fußballfan

17. März 2013 in Aktuelles


Franziskus ist Ehrenmitglied Nummer 88.235 im Fußballklub San Lorenzo - Reaktionen von Maradona und Messi


Buenos Aires (kath.net/KAP) Die Welt des Fußballs ist begeistert von der Wahl von Kardinal und Fußball-Freund Jorge Mario Bergoglio zum nunmehrigen Papst Franziskus - ganz besonders in seinem Heimatland Argentinien. Fußballlegende Diego Maradona hat bereist angekündigt, er hoffe auf eine baldige Audienz in Rom, und auch Landsmann Lionel Messi vom FC Barcelona ist begeistert: "Ein argentinischer Papst. Welche Freude. Franziskus, mich würde es bezaubern, Ihnen die Weltmeisterschaft 2014 zu widmen."

Im Freudentaumel ist derzeit besonders der Fußballclub San Lorenzo aus Buenos Aires: Der neue Nachfolger Petri ist Ehrenmitglied im Verein, der zu den fünf großen Klubs des Landes zählt, mit der Mitgliedsnumer 88.235. Franziskus habe einmal erwähnt, dass er niemals die Spiele der Saison 1946 vergessen werde, als San Lorenzo seine dritte Meisterschaft gewann, berichten die Sportgazetten ausführlich. "Der neue Papst ist ein glühender Sympathisant von San Lorenzo", verkündete der Klub unmittelbar nach der Wahl auf seiner Homepage. Klubpräsident Matias Lammens werde umgehend ein Glückwunschschreiben an den Papst senden, hieß es.

Wie der Verein erinnerte, habe Papst Franziskus beim Patronatsfest des Vereins am 24. Mai 2011 einen Gottesdienst im Heimstadion gefeiert, wobei zwei Fußballer der Jugendmannschaft von ihm die Firmung empfangen hätten. Da dieser Tag auch der Feiertag "Maria, Hilfe der Christen" sei, habe der spätere Papst alle Anwesenden dazu ermahnt, "die Gottesmutter nie aus dem Klub zu werfen".

Der Vereinsname "San Lorenzo" geht auf den katholischen Priester Lorenzo Massa zurück, der um 1900 den Beinahe-Unfall eines auf der Straße spielenden Jungen beobachtete. Dies motivierte ihn, die Kinder zum Fußballspiel im Garten der Pfarre einzuladen - und nebenbei auch zum Gottesdienst. Das Konzept ging auf, parallel zum gerade aufblühenden Fußball wurde am 1. April 1908 ein Fußballverein gegründet. Mit "San Lorenzo" sollte nicht er frühzeitig zu Ehren kommen, so der Fußball-Priester damals, sondern der römische Heilige Lorenz.

Doch auch anderswo in der spanischsprachigen Welt wurde die Fußball-Leidenschaft des neuen Papstes mit Begeisterung aufgegriffen. Die Madrider "ABC" etwa hob hervor, dass Bergoglio "als guter Argentinier auch ein großer Anhänger des Fußballs" sei - was nicht von ungefähr kommt, gilt der Fußball in dem Andenland doch als "zweitwichtigste Religion". Die Zeitung "Trome" in Peru schrieb, Papst Franziskus sei schon als Kind dem Team San Lorenzo angehangen. Ebenfalls in Peru dokumentierte die Zeitschrift "Terra", dass die Klubmitgliedskarte des Papstes eine der ersten Daten gewesen ist, die nach der Bekanntgabe seiner Wahl verbreitet wurde.

Tango-Liebhaber und Lungenkranker

Franziskus spielte jedoch in seiner Jugend außer Fußball auch Basketball, wird weiters berichtet, er sei ein leidenschaftlicher Tango-Tänzer, "mit jedoch einer starken Neigung zur Milonga". Wichtig weiters für den argentinischen Nationalstolz die Vorliebe für Filme der Schauspielerin Tita Merello (1904-2002) und des italienischen Neoliberalismus.

Schon mit 21 Jahren sei er schwer erkrankt, wird weiters erwähnt, man habe die Ursache nicht feststellen können und er habe bereits gedacht, bald zu sterben. Schließlich wurde eine schwere Lungenentzündung diagnostiziert und ein Teil des Oberlappens des rechten Lungenflügels entfernt. Einer weiteren seiner hobbymäßig betriebenen Sportart, dem Schwimmen, tat das keinen Abbruch. Reisen möge der Papst allerdings nicht so gerne, wird der Weihbischof von Buenos Aires, Eduardo Horacio Garcia, zitiert.

Präsidentin Kirchner betont Verbindendes

Doch auch an ernsten Tönen mangelte es nicht, etwa von Präsidentin Cristina Kirchner, die am Dienstag der Amtseinführung des neuen Papstes in Rom beiwohnen wird. Sie klammerte in der ersten Reaktion die mitunter heftigen Auseinandersetzungen mit dem einstigen Kardinal Bergoglio in der Frage der gleichgeschlechtlichen Partnerschaften aus und betonte an dessen Statt das Verbindende: "Wir haben gemeinsam für die gekämpft, die arm sind."

Zugleich schöpfte Kirchner offenbar Hoffnung, einen neuen Verbündeten im Kampf um die Falklandinseln gewonnen zu haben, deren Bewohner sich kurz zuvor für den Verbleib bei Großbritannien ausgesprochen hatten. Sie wolle Franziskus um Impulse für einen Dialog in dieser Angelegenheit bitten, hieß es.

Ausführlich behandelten die argentinischen Medien bereits auch die Vorwürfe, Franziskus solle 1976 als damaliger Jesuiten-Provinzial des Landes inhaftierte Ordensbrüder nicht ausreichend vor der Militärdiktatur geschützt haben. Bis heute weist Bergoglio die Vorwürfe zurück. Laut der Tageszeitung "La Voz" habe der heutige Papst einem Biograf verraten, in dieser Zeit viele Menschen in Gebäuden der Kirche versteckt zu haben. Das sei damals im Geheimen geschehen, um die Opfer zu schützen.

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