Zsifkovics weist Kritik wegen Groer-Gedenkfeier zurück

2. April 2013 in Österreich


Selbstverständlich, dass gläubige Christen ihrer Toten ohne Ansehen der Person und ihrer Beurteilung durch weltliche Instanzen gedenken


Eisenstadt (kath.net/KAP) Der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics hat Kritik wegen seiner geplanten Teilnahme an einer Gedenkfeier für den vor zehn Jahren verstorbenen früheren Wiener Erzbischof Hans Hermann Groer (Foto) zurückgewiesen. Die Plattform "Betroffene Kirchlicher Gewalt" hatte gegen die diesbezügliche Ankündigung Zsifkovics' protestiert. Der Mitte der 1990er-Jahre mit massiven Missbrauchsvorwürfen konfrontierte Kardinal Groer habe schweren seelischen Schaden an seinen Opfern verursacht.

Die Diözese Eisenstadt hat dazu am Donnerstag eine Erklärung mit folgendem Wortlaut veröffentlicht: "Das Totengedenken ist Teil der Kultur menschlicher Gesellschaften, insbesondere Teil von Kultur und Ritus der Katholischen Kirche. Wenn gläubige Christen ihrer Toten - ohne Ansehen der Person und ihrer Beurteilung durch weltliche Instanzen - im Rahmen von Gottesdiensten gedenken und für sie beten, dann ist das etwas ganz Selbstverständliches. Ebenso ist es üblich, dass ein Bischof der Gedenkfeier für einen anderen verstorbenen Bischof vorsteht."

Kardinal Groer zog sich nach Missbrauchsvorwürfen eines seiner ehemaligen Schüler im April 1995 sukzessive von kirchlichen Leitungspositionen zurück; noch im selben Monat wurde der damalige Wiener Weihbischof Christoph Schönborn zum Erzbischof-Koadjutor ernannt, im September offizieller Nachfolger als Erzbischof von Wien.

Groër lebte fortan in dem von ihm gegründeten Zisterzienserinnenkloster Marienfeld, es kam zu einer vom Vatikan verordneten Visitation zur Untersuchung der Vorwürfe. Ohne sich explizit dazu zu äußern, bat Groer 1998 - nach erneuten Vorwürfe - in einer Erklärung "Gott und die Menschen" um Vergebung, "wenn ich Schuld auf mich geladen habe". Kardinal Schönborn und die Bischöfe Johann Weber, Georg Eder und Egon Kapellari erklärten 1998 in einer gemeinsamen Stellungnahme, sie seien zur "moralischen Gewissheit" gelangt, dass die Vorwürfe gegen Groër "im Wesentlichen zutreffen". Dieser starb am 24. März 2003 in St. Pölten und wurde am 5. April 2003 im Kloster Marienfeld beigesetzt.

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