Ältestes Mariengnadenbild Süddeutschlands entdeckt

9. Mai 2013 in Chronik


Sensationsfund: Diözesanmuseum präsentiert restaurierte und um 1130 datierte Madonna von Ainhofen - Eröffnung der Studioausstellung


Freising (kath.net/pem) Das Diözesanmuseum Freising präsentiert in einer Studioausstellung von 12. Mai bis 15. August das erst kürzlich als solches identifizierte älteste Mariengnadenbild des gesamten süddeutschen Raums: die um 1130 entstandene Madonnenfigur aus der Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Ainhofen bei Markt Indersdorf. Das Bildwerk im strengen Stil der beginnenden Romanik ist eine der seltenen Darstellungen der Maria als stillende Muttergottes, als Maria lactans. Untersuchungen für die kürzlich abgeschlossene Restaurierung der Figur konnten nun ihr hohes Alter bestätigen und erbrachten Belege für ihre bewegte Geschichte.

Die 39 Zentimeter große Madonna aus Weidenholz wurde im 12. Jahrhundert als Gründungsmutter des Sühneklosters Indersdorf geschaffen. Der Bildtypus der stillenden Muttergottes war zu dieser Zeit nördlich der Alpen unbekannt, was die Madonna zusätzlich zu einem Unikat macht. Um das Jahr 1500 wurde die Figur nach Abschnitzen der jetzt als anstößig empfundenen nackten Brust an die Dorfkirche Ainhofen abgegeben. Dort führte jedoch gerade diese Überarbeitung zur Verehrung der Figur als Gnadenbild: In der Wallfahrtslegende wird aus der Überarbeitung ein Dolchstoß in die Brust, für den der Urheber, ein Hilfspfarrer, mit Blindheit bestraft wurde. Die nun einsetzende Verehrung – um 1700 wurden in Ainhofen jährlich über 300 Pilgermessen gelesen – bedingte weitere Veränderungen: Die kleine Gnadenmadonna verschwand unter barocker Prunkkleidung und einer überdimensionierten Krone, weshalb die Entstehungszeit der Figur bisher im 17. Jahrhundert vermutet wurde. Die Verehrung des Gnadenbildes ist bis heute noch aktiv. Da die Filialkirche Mariä Himmelfahrt in Ainhofen derzeit renoviert wird, ist die Madonna jedoch im Diözesanmuseum eingelagert. Im Herbst wird sie wieder an ihren Platz im barocken Hochaltar der Kirche in Ainhofen zurückkehren.

Die Ausstellung im Diözesanmuseum Freising versammelt Zeugnisse der Biografie der Gnadenmadonna von der Indersdorfer Klosterchronik bis zum barocken Madonnenkleid. Votivtafeln erzählen von Gebetserhörungen vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Zahlreiche weitere hochmittelalterliche Marienbilder und Skulpturen aus dem sonst nicht ausgestellten Bestand des Diözesanmuseums zeigen die Geschichte der Mariendarstellung und ihre Entwicklung auf, speziell der Maria lactans. Die Darstellung der Muttergottes sei eine Ikonographie, „die Christi Wesenheit als Gott und Mensch in den Mittelpunkt rückt“, erläutert Christoph Kürzeder, Direktor des Freisinger Diözesanmuseums. Den vielen Facetten dieser Heilszusage Gottes an die Menschen wolle die Ausstellung nachspüren. Speziell bei der Darstellung der stillenden Muttergottes „ist eine Theologie der Menschwerdung Gottes, der Erlösung und Gnadengabe in die Figuren gegossen“, ergänzt Kunsthistorikerin Anna-Laura de la Iglesia y Nikolaus aus dem Diözesanmuseum. (kbr)

Hinweis: Die Ausstellung „Die Madonna von Ainhofen – Biografie eines Gnadenbildes“ ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr zu sehen.

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Foto © Diözesanmuseum Freising/Walter Bayer


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