Köln: Jugendliche können sogar Teil einer Welturaufführung werden

17. Mai 2013 in Interview


Der Eucharistische Kongress in Köln wartet mit prallgefülltem Jugendprogramm auf. Kölner Stadtjugendseelsorger Dr. Dominik Meiering im KATH.NET-Interview. Von Petra Lorleberg


Köln-Stuttgart (kath.net/pl) Der Nationale Eucharistischen Kongress (5.-9. Juni/Köln) wartet mit einem eigenständigen und prallgefüllte Jugendprogramm auf. Über das Jugendfestival steht der Kölner Stadtjugendseelsorger und BDKJ-Präses Pfarrer Dr. Dominik Meiering (Foto) im kath.net-Interview Rede und Antwort.

kath.net: Stimmungsvollen christlichen Jugendveranstaltungen (wie etwa den Weltjugendtagen) wird von Kritikern gelegentlich vorgeworfen, dass sie nur eine Art christliches Woodstock seien. Solche Kritik muss man sich hart erarbeiten, nicht zuletzt mit einem herausragenden Musikprogramm. Welche Musikrichtungen sind zum Jugendfestival eingeladen?

Pfr. Dr. Dominik Meiering: Die Musik spielt ja gerade in der Liturgie von je her eine ganz zentrale Rolle. Das wird sich auch beim Jugendfestival zeigen: wir vom Planungsteam haben großen Wert darauf gelegt, nicht nur besonders gute Musik anzubieten, sondern auch die ganze Breite an Möglichkeiten der Kirchenmusik, speziell mit Blick auf die junge Gemeinde, auszureizen.

Freitagabend wird etwa die Soundkünstlerin Echo Ho mit einer elektronischen Komposition (begleitet von einer Lichtinstallation von Luis Negron van Grieken) in die Stimmung der Komplet einführen. Eine sehr spannende Sache. Die Komplet selbst wird von „fiat ars“ gestaltet, einem jungen Kölner Konzertchor, der Taizé-Gesänge, moderne Klassik und poppige A-cappella-Werke beisteuert. Und für die Katechesen und Messen am Samstag konnten wir drei ebenfalls hervorragende Chöre gewinnen: den Kathedraljugendchor Fulda, die Jugendkantorei Konstanz sowie Chor und Band „Young Hope“ aus Eitorf — drei sehr unterschiedliche, auf ihre Art sehr gute Chöre, die das Ihre zu hoffentlich bewegenden und freudvollen Gottesdiensterfahrungen beitragen werden.

Aber besonders wichtig ist natürlich der Gesang der Gemeinde selbst. Auch hier wird einiges geboten, denn wir haben nicht nur bekannte und beliebte Lieder ausgewählt, sondern eigens bei Dichtern und Komponisten aus unserem Erzbistum neue Lieder in Auftrag gegeben.

Besonders "Segne uns" von R. Weber und M. Haarmann könnte sich als Instant-Klassiker erweisen — wer also in der Messe kräftig mitsingt, betet damit nicht nur sprichwörtlich doppelt, sondern ist auch noch Teil einer Welturaufführung!

kath.net: Die Kehrseite des "Woodstock"-Vorwurfs ist natürlich die Frage: Bleiben solche Veranstaltungen für Jugendliche und junge Erwachsene denn zwangsläufig oberflächlich?

Meiering: Es scheint in der Tat so zu sein, dass wir es derzeit mit einer „Festivalisierung des Glaubens“ zu tun haben. Eucharistischer Kongress, Weltjugendtag, Kirchen- und Katholikentage, Kirche hoch 2 und viele andere kirchliche Festivals, Events, Tagungen und Kongresse bestimmen derzeit sehr das christliche Leben.

Während viele unserer Gemeinden mehr und mehr ausbluten, scheinen sich hier neue Orte christlichen Lebens und neue Formen von Gemeinschaft zu entwickeln – das gilt übrigens nicht nur für die Jugendpastoral sondern insgesamt für das kirchliche Leben in Deutschland.

Diese „Festivalisierung des Glaubens“ hat Chancen, aber auch Gefahren. Sie ermöglicht es uns, mit vielen Menschen auf neue Art und Weise missionarisch über das Geheimnis des Glaubens ins Gespräch zu kommen.

Gleichzeitig darf aber nicht vergessen werden, dass durch die einmalige punktuelle Erfahrung von Gemeinschaft und Glaubensfest allein niemand zum entschiedenen Christ wird. Es bedarf einer ausdauernden Begleitung und eines gemeinsamen Weges mit Jesus Christus und seiner Kirche, um sich dauerhaft für Christus entscheiden zu können.

Als offene Tür für Interessierte ist ein Festival unbedingt notwendig.

Wir sollten allerdings anschließend nicht vergessen, die Menschen anschließend in ihrer Glaubenssuche und in ihrer Sehnsucht nach Gott weiter zu begleiten und ihnen Orte und Zeiten des Gesprächs, des Gebetes und der Feier im Alltag anzubieten.

Im Jugendfestival des Eucharistischen Kongresses wird übrigens jeder „Event“ immer kombiniert mit der Möglichkeit zum Austausch und zum persönlichen Gebet.

kath.net: Wie erklären Sie den jungen Menschen, was die hl. Eucharistie im katholischen Verständnis ist?

Meiering: Wer kann schon von sich behaupten das „Geheimnis des Glaubens“, die Heilige Eucharistie im letzten verstanden zu haben?

Egal ob jung oder alt: Wir bleiben auf der Suche danach, das unbegreifliche Geschenk Gottes im Leben immer tiefer zu verstehen und zu Menschen zu werden, die aus der Heiligen Eucharistie leben.

Oft frage ich junge Menschen: „Worauf bist Du hungrig, wenn Du satt bist?“

Die Sehnsucht nach Gott und der Hunger nach Sinn sind bei den jungen Menschen groß. Hier ist der Ansatzpunkt, um sich dem Geheimnis des Lebens und des Testamentes Jesu auseinanderzusetzen.

Im letzten geht es selbstverständlich darum zu begreifen, dass wir Anteil am Leib Christi bekommen, als Söhne und Töchter Gottes seinen lebendigen Leib bilden, der durch die Zeiten geht und Gottes Angesicht sichtbar werden lässt.

kath.net: Die persönliche Hinwendung zu Jesus Christus ist allerdings nicht nur ein Verstandesakt. Sondern sie vollzieht sich existentiell, nicht zuletzt in den Momenten der Stille, der Anbetung, des "Sich-Gott-Aussetzens". Besteht dazu die Gelegenheit? Kann ein junger Mensch, der dies möchte, auf dem Jugendfestival die Möglichkeit finden, mit Gott "aufs Ganze" zu gehen, Jesus Christus zu begegnen?

Meiering: Während des ganzen Jugendfestivals wird in der Elendskirche hinter dem Jugendpastoralen Zentrum CRUX Tag und Nacht das Allerheiligste zur Anbetung und zum persönlichen Gebet ausgesetzt sein.

Gott setzt sich aus in Jesus Christus, der zeichenhaft im Brot unter uns zu sehen ist.

Die jungen Menschen, die in die Stille dieses barocken Kirchraumes mit der Heiligen Eucharistie gehen, setzen sich andererseits Gott aus und tragen in aller Einfachheit ihr Leben vor Gott.

Was in diesen Zeiten der Stille geschieht, ist oft viel mehr wert als all unser Reden und Tun, all unser Planen und Organisieren. Hier findet sich der Ort, wo Gott selbst das Herz der jungen Menschen ergreift und es nach seinem Bilde formt.

kath.net: Auf dem Jugendfestival wird der funkelnagelneue Ergänzungsband zum Jugendkatechismus vorgestellt werden, „Youcat - Update! Beichten!“. Auch sonst fällt beim Durchblättern des Programms auf, dass das Thema Beichtmöglichkeit keineswegs verschämt in eine kleine Nische abgedrängt wurde. Besteht auf dem Eucharistischen Kongress die Möglichkeit, dass Jugendliche das Sakrament der Beichte erstmals oder neu entdecken?

Meiering: Für die allermeisten Jugendlichen ist das Sakrament der Beichte fremd. Man macht punktuelle Erfahrungen damit bei der Erstkommunion- oder Firmvorbereitung.

Wie sollten Jugendliche auch eine Beziehung zum Sakrament der Versöhnung haben, wenn ihnen die Eltern und auch die anderen Gemeindemitglieder in unseren Kirchengemeinden nicht vorleben, dass es sich hierbei um ein wertvolles und kostbares Geschenk Gottes handelt.

Wir machen immer wieder die Erfahrung wie z. B. in Taizé, auf Klosterwochenenden, Glaubenswochenenden oder beim Weltjugendtag, dass junge Menschen – wenn sie andere junge Menschen beichten sehen – selber auch den Wunsch haben ihr Leben vor Gott ins Gespräch zu bringen und dem Aufruf zur Umkehr Jesu zu folgen.

Während des Jugendfestivals wird daher rund um die Elendskirche parallel zu Anbetung auch steht die Möglichkeit zum Empfang des Bußsakramentes geboten.

Mir scheint, dass eine Neuentdeckung dieses notwendigen und gewissenbildenden Sakramentes in unserer Zeit eher von der Jugend her neue Impulse erhalten wird.

kath.net: Möchten Sie uns zwei oder drei Höhepunkte des Jugendfestivals näher vorstellen?

Meiering: Ein Höhepunkt ist sicherlich der Beginn des Jugendfestivals während des Eucharistischen Kongresses, wo wir am Freitagabend um 23 Uhr in der altehrwürdigen Basilika St. Maria im Kapitol mit Jugendbischof Karl-Heinz Wiesemann eine Komplet feiern und anschließend still und schweigend durch die Straßen der Stadt mit dem Allerheiligsten zur Elendskirche ziehen werden. Auf dem Weg dorthin werden wir an Kirchenfassaden und Häuserwänden Licht- und Videoinstallationen erleben, die das Thema „Gedächtnis“ und „Erinnerung“ kunstvoll thematisieren.

Uns scheint es wichtig, dass wir den Auftrag Jesu in den Blick nehmen „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ Und ich glaube wir haben hierzu einige wunderbare Ideen entwickelt, die diese abendliche Komplet und den anschließenden Prozessionsgang zu einem wunderbaren geistlichen und tiefen Ereignis werden lassen.

Als zweites würde ich gern die Vielzahl von hochinteressanten Workshops erwähnen, die am Samstagnachmittag stattfinden und zu denen wir hervorragende Referenten und glaubwürdige Bischöfe eingeladen haben.

Wir freuen uns, über den Glauben miteinander ins Gespräch zu kommen und hoffen, dass die jungen Menschen eine Sprachfähigkeit entwickeln, damit das Religiöse nicht im privaten bleibt. Es braucht Mut, sich zu bekennen und von eigenen Glauben zu erzählen.

kath.net: Mit welchen Hoffnungen und mit welcher Motivation gehen Sie selbst durch die letzte, die "heiße" Vorbereitungsphase vor dem Kongress?

Meiering: Jetzt kurz vor dem Beginn des Eucharistischen Kongresses gibt es noch viele kleine Dinge zu organisieren. Wir sind aber bereit und gut aufgestellt.

Wir freuen uns sehr auf jeden Besucher. Egal ob er für alle drei Tage zum Jugendfestival kommt oder nur zu einem Tag dazu stößt. Wir werden uns viel Mühe machen, gute und sympathische Gastgeber zu sein, bei denen man hoffentlich auch etwas vom Geist Jesu entdecken kann.

Foto: Das Plakat des Jugendfestivals:


Foto: (c) Erzbistum Köln


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