Lehrergewerkschaft: Türkische Schulbücher gefährden Schulfrieden

27. Mai 2013 in Deutschland


Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Nordrhein-Westfalen erhebt den Vorwurf, dass diese Bücher nationalistische und diskriminierende Inhalte hätten


Düsseldorf/Essen (kath.net/idea) Türkische Konsulate sollen Türkischlehrern für den Schulunterricht in Nordrhein-Westfalen Bücher mit nationalistischem, diskriminierendem und geschichtsverfälschendem Inhalt zur Verfügung gestellt haben. Diesen Vorwurf erhebt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Nordrhein-Westfalen (GEW, Essen) nach einer Prüfung der vierbändigen Schulbuchreihe „Türkisch und türkische Kultur“. Verfasser und Herausgeber ist das Ministerium für Nationale Erziehung der Türkei.

Laut der Lehrergewerkschaft ist das in den Büchern verfolgte Ziel „entweder die Rückkehr der ,Auslandstürken’ in ihre ,eigentliche Heimat’ oder die Stabilisierung der Auslandstürken als Fremdkörper in den Staaten, in denen diese Menschen leben“. Eine Integration werde in den Büchern abgelehnt. Der GEW zufolge werden darin Angehörige anderer Religionen wie Christen oder Juden nicht thematisiert oder negativ dargestellt. Die Gewerkschaft kommt zu dem Ergebnis, dass die Buchreihe den Schulfrieden und die Freiheit des Unterrichts gefährde.

EAK der CDU: Integration nicht untergraben

Der Landesvorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CDU in Nordrhein-Westfalen, der Bundestagsabgeordnete Volkmar Klein (Siegen), kritisierte den Einsatz der Bücher. Er sagte auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea: „Eine nationalistische türkische Beeinflussung ist vollkommen fehl am Platz und für die Integration nicht nur hinderlich, sondern untergräbt jegliche Bemühungen der Annäherung. Eine solche Einmischung ist unerwünscht.“

Türkische Kinder sollten sich in der deutschen Kultur zuhause fühlen und gleichzeitig die Kultur, Geschichte und Sprache der Eltern kennen. Klein: „Integration soll nämlich keineswegs die Aufgabe der eigenen kulturellen Identität bedeuten, sondern ist vielmehr die gegenseitige Auseinandersetzung und Annäherung.“ Eine derartige Einmischung der türkischen Konsulate in die Lehrpläne sei nicht hinnehmbar. Die Schulen in Deutschland seien dem Neutralitätsgebot verpflichtet und dürften auf keinen Fall instrumentalisiert werden.

Zentralrat der Armenier: „unterträgliche“ Aussagen

Auch die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ, Essen) hatte die Bücher analysiert. Der Völkermord an den christlichen Armeniern während des Ersten Weltkrieges, den die Türkei bis heute leugnet, wird gemäß der Übersetzung der WAZ wie folgt dargestellt: „Armenier und Türken lebten viele Jahre friedlich zusammen. Als im Ersten Weltkrieg Engländer und Russen die Armenier anstifteten, das Osmanische Reich zu schwächen, setzte sich die türkische Armee in Ostanatolien in Bewegung und in der Folge unterzeichneten die Armenier ein Abkommen, in dem sie auf Land in Anatolien verzichteten.“

Der Zentralrat der Armenier in Deutschland (Frankfurt am Main) bezeichnete diese Aussage als „unerträglich“ und fordert, die Schulbücher sofort einzuziehen und den Einsatz in den Schulen zu verbieten.

Die Pressesprecherin des nordrhein-westfälischen Schulministeriums, Barbara Löcherbach, sagte auf idea-Anfrage, dass es sich bei den Büchern zwar um nicht zugelassenes Material handele. Aber es könne von Lehrkräften in eigener Verantwortung punktuell im Unterricht verwendet werden. Die in der Diskussion stehenden Bücher würden derzeit vom Ministerium noch geprüft.


© 2013 www.kath.net