Habt keine Angst vor der Erneuerung alter und hinfälliger Strukturen!

6. Juli 2013 in Aktuelles


Die letzte Franziskus-Perle vor der Sommerpause: Das christliche Leben ist keine Collage von Dingen, sondern eine harmonische, einträchtige Ganzheit. Es gibt kein Teilzeit-Christsein. Der neue Stil des christlichen Lebens. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Christsein bedeutet nicht, Dinge zu tun, sondern sich vom Heiligen Geist erneuern zu lassen. Auch im Leben der Kirche gibt es alte Strukturen, die ohne Angst erneuert werden müssen. Dies betonte Papst Franziskus in seiner Predigt am Samstag der dreizehnten Woche im Jahreskreis (CI) bei der heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“.

An diesem letzten Gottesdienst vor der Sommerpause nahm unter anderen eine Gruppe von Rekruten der Päpstlichen Schweizergarde teil.

„Neuer Wein in alten Schläuchen?“: ausgehend vom Evangelium des Tages (Mt 9,14-17) konzentrierte sich der Papst in seinen Betrachtungen auf die Erneuerung, die Jesus bringt. Die Lehre des Gesetzes werde durch Jesus angereichert und erneuert: „Jesus macht alle Dinge neu“. Seine Erneuerung sei wahre Erneuerung des Gesetzes, desselben Gesetzes, das jedoch reifer und neuer werde. Franziskus hob hervor, dass die Ansprüche Jesu stärker seien, größer als jene des Gesetzes. Das Gesetz erlaube es, den Feind zu hassen. Jesus dagegen sage, für ihn zu beten: „das ist das Reich Gottes, das Jesus verkündigt“. Wir „denken, dass Christsein heißt, das oder jenes zu machen. Aber dem ist nicht so“.

„Christsein bedeutet, sich von Jesus in diesem neuen Leben erneuern lassen. Ich bin ein guter Christ, jeden Sonntag, von 11 Uhr bis Mittag gehe ich zur Messe und mache dies und das und jenes... Als handle es sich um eine Sammlung. Das christliche Leben aber ist keine Collage von Dingen. Es ist eine harmonische, einträchtige Ganzheit, und es wird vom Heiligen Geist geschaffen. Er erneuert alles: er erneuert unser Herz, unser Leben und lässt uns in einem anderen Stil leben, jedoch in einem Stil, der die Ganzheit des Lebens einnimmt. Man kann nicht stückchenweise Christ sein, in Teilzeit. Der Teilzeit-Christ ist nicht in Ordnung! Alles, die Ganzheit, in Vollzeit. Diese Erneuerung erwirkt der Geist. Christsein bedeutet am Ende nicht, Dinge zu tun, sondern sich vom Heiligen Geist erneuern zu lassen oder, um es mit den Worten Jesu zu sagen, neuer Wein zu werden“.

Die Neuheit des Evangeliums sei in der Tat eine „Neuheit“, „doch innerhalb desselben Gesetzes, das in der Heilsgeschichte kommt“. Diese Neuheit „geht über uns hinaus“, sie erneuere uns und „sie erneuert die Strukturen“. Aus diesem Grund sage Jesus, dass es für den neuen Wein neuer Schläuche bedürfe.

„Im christlichen Leben, auch im Leben der Kirche, gibt es alte Strukturen, hinfällige Strukturen: es ist notwendig, sie zu erneuern! Und die Kirche war demgegenüber immer aufmerksam, im Dialog mit den Kulturen... Immer lässt sie sich den Orten, den Zeiten und den Menschen entsprechend erneuern. Diese Arbeit hat die Kirche immer getan! Vom ersten Moment an. Erinnern wir uns an die erste theologische Auseinandersetzung: ist es notwendig, der gesamten jüdischen Praxis zu folgen, um Christ zu werden, oder nicht? Nein! Sie haben ‚Nein’ gesagt! Die Heiden können eintreten, wie sie sind: Heiden... In die Kirche eintreten und die Taufe empfangen. Eine erste Erneuerung der Struktur... Und so ist Kirche immer vorangegangen, indem sie es dem Heiligen Geist überließ, diese Strukturen, Strukturen von Kirchen zu erneuern. Habt keine Angst davor! Habt keine Angst vor der Neuheit des Evangeliums! Habt keine Angst vor der Neuheit, die der Heilige Geist in uns schafft! Habt keine Angst vor der Erneuerung der Strukturen!

Die Kirche „ist frei: der Heilige Geist bringt sie voran“. Dies lehre das Evangelium: „die Freiheit, um immer die Neuheit des Evangeliums in uns zu finden, in unserem Leben und auch in den Strukturen“. Der Papst unterstrich die Wichtigkeit der Freiheit, „neue Schläuche für die Neuheit zu wählen“. Der Christ sei ein freier Mensch mit der Freiheit, die Jesus uns schenke: „er ist kein Sklave von Gewohnheiten, Strukturen... Es ist der Heilige Geist, der ihn voranbringt“.

Abschließend rief Franziskus in Erinnerung, dass am Pfingsttag die Gottesmutter Maria zusammen mit den Jüngern gewesen ist:

„Und wo die Mutter ist, da sind die Kinder in Sicherheit! Alle! Bitten wir um die Gnade, keine Angst vor der Neuheit des Evangeliums zu haben, keine Angst vor der Erneuerung, die der Heilige Geist wirkt, keine Angst davor, hinfällige Strukturen, die uns gefangen halten, fallen zu lassen. Wenn wir Angst haben, so wissen wir, dass die Mutter bei uns ist, und wie die Kinder gehen wir mit ein wenig Angst zu ihr und sie – wie die älteste Antifon sagt – ‚behütet uns unter ihrem Mantel, mit ihrem mütterlichen Schutz’. Amen“.

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