1.000 Jahre alte Bibel aus türkischer Schule verschwunden

4. September 2013 in Chronik


In Istanbul sind eine Bibelhandschrift aus dem 11. Jahrhundert sowie zahlreiche weitere Schriften von unschätzbarem Wert verschwunden. Viele weitere historische Bücher von Feuchtigkeit, Vogeldreck und Verwahrlosung verdorben


Istanbul (kath.net/KNA) Aus einer Schulbibliothek in Istanbul sind eine Bibelhandschrift aus dem 11. Jahrhundert sowie zahlreiche weitere Schriften von unschätzbarem Wert verschwunden. Wie der Vorsitzende des Schulvereins, Tanas Angelidis, der türkischen Zeitung «Bugün» (Dienstag) bestätigte, sind viele weitere historische Bücher von Feuchtigkeit, Vogeldreck und Verwahrlosung verdorben.

Laut dem Pressebericht wurde der Skandal vom neuen Vizeschulleiter des 550 Jahre alten orthodoxen Fener-Gymnasiums entdeckt: Er habe bei seinem Amtsantritt die historische Bibliothek sehen wollen und sei stattdessen zu einem modernen Leseraum mit neu erschienenen Büchern geführt worden. Seine Nachforschungen ergaben, dass die historischen Schriften jahrelang auf dem Dachboden gelagert und nach dem schweren Erdbeben von 1999 aus statischen Gründen in den Keller geschafft worden waren.

Die Überreste seien nun der Istanbuler Handschriftenbibliothek zur Restaurierung übergeben worden. Dabei habe sich herausgestellt, dass die 1.000-jährige Bibel und weitere Werke verschwunden waren.

Die Fener-Schule wurde nach der Eroberung von Konstantinopel auf Vereinbarung des griechisch-orthodoxen Patriarchen Gennadios und Sultan Mehmet dem Eroberer im Jahr 1454 gegründet. Der Sultan sicherte den Christen damit Möglichkeiten zum Verbleib in der Stadt und im Osmanischen Reich zu.

Die Schule diente erst als Priesterseminar und seit 1861 als Elitegymnasium für die griechisch-orthodoxen Christen von Istanbul. Seit der Vertreibung und Abwanderung der meisten orthodoxen Christen aus Istanbul im 20. Jahrhundert steht das riesige Schulgebäude auf der Höhe der Altstadthalbinsel von Istanbul allerdings fast leer. Im laufenden Jahr wird es von 58 Schülern besucht.

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