Nordkorea: KZ-Staat und Christenverfolger Nr. 1

20. September 2013 in Weltkirche


UN-Ausschuss befragte ehemalige Häftlinge: „Unaussprechliche Grausamkeiten“


Genf/Uhldingen/Frankfurt am Main (kath.net/idea) Folter, Hunger, Zwangsarbeit und Hinrichtungen – das ist tägliche Praxis in Gefängnissen und Lagern im kommunistisch regierten Nordkorea. Was Menschenrechtsorganisationen und christliche Hilfswerke seit vielen Jahren anprangern, hat jetzt erstmals auch ein Ausschuss der Vereinten Nationen bestätigt, der Überlebende der Gulags befragt hat. Sie hätten von „Hungertod und unaussprechlichen Grausamkeiten“ berichtet, erklärte der Vorsitzende der Kommission, der Australier Michael Kirby, in Genf. So musste Shin Dong Hyuk, der nach eigenen Angaben mehrfach gefoltert wurde, mit ansehen, wie seine Mutter und sein älterer Bruder hingerichtet wurden. „Sie haben uns als Arbeitsvieh gehalten und versucht, alles aus uns herauszuholen, bevor wir sterben“, so Shin.

Hilfsaktion Märtyrerkirche: Mindestens 30.000 Christen in Lagern

Nach Schätzungen der südkoreanischen Regierung werden etwa 154.000 Menschen in sechs großen Lagern gefangen gehalten. Menschenrechtsorganisationen gehen von bis zu 200.000 Personen aus, die aus politischen und religiösen Gründen inhaftiert sind. Beobachter schätzten, dass sich darunter mindestens 30.000 Christen befinden, erklärte der Leiter des Missionswerkes „Hilfsaktion Märtyrerkirche“, Manfred Müller (Uhldingen/Bodensee), auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Gefangene würden „systematisch misshandelt, gefoltert und getötet“. Satellitenaufnahmen zeigten, dass die Straflager ausgebaut würden. Obwohl noch nie so viele Christen in Straflagern gewesen seien wie gegenwärtig, wachse die christliche Gemeinde in Nordkorea. In dem 24 Millionen Einwohner zählenden Land versammelten sich etwa 100.000 Christen im Untergrund. Die Hilfsaktion Märtyrerkirche und ihre Partnerorganisationen unterstützen Verfolgte in Nordkorea von Nachbarländern aus.

Besitz einer Bibel kann zur Hinrichtung führen

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt am Main bezeichnet Nordkorea als „KZ-Staat“ und das Regime als „Christenverfolger Nummer eins“. Bereits der Besitz einer Bibel sei illegal und könne zu Konzentrationslager und Hinrichtung führen, so der Referent für Religionsfreiheit der IGFM, Walter Flick. So sei im Juni 2009 die Christin Ri Hyon Ok wegen Verteilung von Bibeln in der Stadt Ryongchon nahe der Grenze zu China öffentlich erschossen worden. Am 30. April 2013 verurteilte der oberste nordkoreanische Gerichtshof den US-Bürger Kenneth Bae zu 15 Jahren Zwangsarbeit wegen „Aufrufs zum Umsturz“. Dem gebürtigen Südkoreaner, der in der Volksrepublik China ein Touristikunternehmen leitete, wird vorgeworfen, seine Reisen für evangelistische Aktivitäten genutzt zu haben. Nach Angaben seiner Schwester Terri Chung ist der 45-Jährige zu krank, um arbeiten zu können.

Quasi-religiöser Personenkult um Herrscherfamilie

Der IGFM zufolge lässt sich die nordkoreanische Herrscherfamilie in einem beispiellosen „quasi-religiösen“ Personenkult verherrlichen. Der Staatsgründer Kim Il-sung (1912-1994) werde „gottähnlich“ verehrt. Insbesondere Christen würden in diesem System als vermeintliche Bedrohung angesehen und erbarmungslos verfolgt.

Open Doors Weltverfolgungsindex 2013




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