Nordkorea: Giftgasexperimente mit Gewissensgefangenen?

24. Oktober 2013 in Weltkirche


Ehemaliger Häftling erhebt in US- Wirtschaftsmagazin Forbes schwere Vorwürfe gegen das Regime: Gefangene Familien und Einzelpersonen würden Experimenten mit Nervengas ausgesetzt oder gegen ihren Willen zu medizinischen Forschungszwecken operiert.


New York/Pjöngjang (kath.net/idea) Das nordkoreanische Regime lässt in seinen Arbeits- und Straflagern schwerste Menschenrechtsverletzungen verüben. So würden gefangene Familien und Einzelpersonen Experimenten mit Nervengas ausgesetzt oder gegen ihren Willen zu medizinischen Forschungszwecken operiert. Diese Vorwürfe erhebt der US-Menschenrechtsaktivist Robert Park (Tucson/US-Bundesstaat Arizona), der selbst in einem nordkoreanischen Straflager inhaftiert war, im Wirtschaftsmagazin Forbes (New York). Er war am 25. Dezember 2009 festgenommen worden, als er von China aus über den gefrorenen Fluss Tumen in das kommunistisch regierte Land eindrang. Nach Angaben christlicher Unterstützer in Südkorea trug Park eine Bibel und einen Brief bei sich, in dem er Menschenrechtsverletzungen anprangerte. Im Februar 2010 wurde er nach Intervention der USA freigelassen.

Ganze Familien sterben in Gaskammern

Jetzt beruft sich Park auf das mysteriöse Verschwinden von etwa 20.000 Gewissensgefangenen aus dem Konzentrationslager „Nr. 22“ nahe der Stadt Hoeryong. Satellitenaufnahmen zeigten, dass Wachtürme, Verhörzentren und Baracken im vorigen Jahr geschleift worden seien; von den ursprünglich geschätzten 30.000 bis 50.000 Insassen seien rund 3.000 übrig geblieben. Etwa 7.000 bis 8.000 seien nachts heimlich per Eisenbahn zu den entlegenen Arbeitslagern „Nr. 16“ und „Nr. 25“ abtransportiert worden. Die anderen blieben verschwunden. Park vermutet, dass sie umgebracht wurden. Er beruft sich auf Aussagen der früheren Aufseher Ahn Myong-Chol und Kwon Hyuk, die selbst in schwere Menschenrechtsverletzungen verwickelt waren. So habe Hyuk gegenüber der britischen Rundfunkanstalt BBC geschildert, wie Familien in Gaskammern chemischen Kampfstoffen ausgesetzt wurden, bis sie starben. Die Eltern hätten bis zuletzt versucht, durch Mund-zu-Mund-Beatmung das Leben ihrer Kinder zu retten.

Hilfsaktion Märtyrerkirche: Mindestens 30.000 Christen in Lagern

Menschenrechtsorganisationen gehen davon aus, dass in Nordkorea bis zu 200.000 Personen aus politischen und religiösen Gründen inhaftiert sind. Nach Angaben der „Hilfsaktion Märtyrerkirche“ (Uhldingen/Bodensee) schätzen Beobachter, dass sich darunter mindestens 30.000 Christen befinden. Christen gelten als Staatsfeinde, weil sie Gott verehren und nicht den Diktator Kim Jong-Un sowie dessen Vater Kim Jong Il (1941-2011) und Großvater Kim Il Sung (1912-1994). Schon der Besitz einer Bibel wird mit der Todesstrafe geahndet. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) haben den in Nordkorea inhaftierten Christen Kenneth Bae als „Gefangenen des Monats Oktober“ benannt und zu seiner Freilassung aufgerufen. Der 45-jährige US-Bürger wurde am 30. April zu 15 Jahren Zwangsarbeit wegen „Aufrufs zum Umsturz“ verurteilt. Dem gebürtigen Südkoreaner, der in China ein Touristikunternehmen leitete, wird vorgeworfen, seine Reisen nach Nordkorea für evangelistische Aktivitäten genutzt und für eine politische Wende gebetet zu haben. Das deutet das kommunistische Regime als „Aufruf zum Umsturz“. Offiziellen Angaben zufolge sind von den 24 Millionen Einwohnern Nordkoreas etwa 12.000 Protestanten und 800 Katholiken. Es gibt vier staatlich kontrollierte Kirchen. Etwa 100.000 Christen leben im Untergrund.


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