Massiver antisemitischer Vorfall bei argentinischer Piusbruderschaft

15. November 2013 in Aktuelles


Verantwortlicher der lateinamerikanischen Piusbruderschaft distanziert sich nicht – Gedenkveranstaltung zur Reichkristallnacht war die letzten Jahre noch vom jetzigen Papst geleitet worden. Von Petra Lorleberg


Buenos Aires (kath.net/pl) Mit lauten Parolen störten argentinische Anhänger der Piusbruderschaft einen christlich-jüdischen Gedenkgottesdienst anlässlich des 75. Jahrestages der Reichskristallnacht in der Kathedrale von Buenos Aires. Die von vielen Gläubigen besuchte Gedenkveranstaltung war Anfang der Woche vom Erzbischof von Buenos Aires, Mario Poli, und dem langjährigen Freund von Papst Franziskus, Rabbi Abraham Skorka, gehalten worden. Noch letztes Jahr hatte Papst Franziskus – damals als Erzbischof von Buenos Aires und vor seiner Wahl zum Papst – diese Veranstaltung selbst geleitet.

Etwa 40 Anhänger der Piusbruderschaft störten die Gedenkfeier, indem sie unvermittelt anfingen, laut den Rosenkranz zu beten und das Vaterunser aufzusagen. Außerdem verteilten sie Flugschriften, auf welchen behauptet wurde: „Anhänger falscher Götter müssen aus dem geheiligten Tempel ferngehalten werden“ [Anm. der Verf.: Angesichts der Tatsache, dass Jesus selbst Jude war und zum Gott von Abraham und Moses gebetet hat, bleibt völlig unerfindlich, wieso der Gott der Juden ein anderer Gott als der Gott der Christen sein soll]. Skorka berichtete, dass einer der anwesenden Juden zu einem der Demonstranten gesagt habe, „meine Großmutter starb in Auschwitz“, doch daraufhin habe er die Antwort eines Aktivisten erhalten, „glauben Sie dieser Lüge?“. Darüber berichteten verschiedene internationale Medien.

Der Vorsitzende der lateinamerikanischen Piusbruderschaft, Christian Bouchacourt, bestätigte, dass die Störer zum Unfeld der Piusbruderschaft gehören. Bouchacourt verstieg sich zu folgender Behauptung: „Ich erkenne die Autorität des Papstes an, doch er ist nicht unfehlbar und in diesem Punkt macht er Dinge, die wir nicht akzeptieren können“.

In der Reichskristallnacht, einem Pogrom in Nazideutschland in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938, gingen in Deutschland viele Synagogen nach gezielter Brandstiftung unwiderruflich in Flammen auf und hunderte jüdische Menschen wurden ermordet oder in den Selbstmord getrieben. Darüber hinaus markiert die Reichskristallnacht auch den Anfang der verstärkten Judenverfolgung in den der Nazidiktatur unterworfenen Ländern, eines Genozides, in welchem mehrere Millionen jüdische Menschen – Kinder, Frauen, Männer – gezielt erniedrigt, entwürdigt und ermordet wurden.

Anhänger der Piusbruderschaft geraten immer wieder in die Schlagzeilen, weil die Haltung der Piusbruderschaft gegenüber Antisemitismus unklar ist, um dies vorsichtig auszudrücken. Bischof Richard Williamson hat sich mit seinen Behauptungen, dass im Dritten Reich höchstens 300.000 Juden ermordet worden seien und dass es keine Gaskammern gegeben habe, eine Anklage vor deutschen Gerichten wegen Volksverhetzung zugezogen. Der in diesem Punkt offenbar völlig uneinsichtige Bischof wurde erst im Jahr 2012 aus der Piusbruderschaft ausgeschlossen. Unmut zog sich auch die italienische Piusbruderschaft zu, als sie für die Trauerfeier des rechtskräftig verurteilten NS-Kriegsverbrechers Erich Priebke ausgerechnet die Kapelle ihres italienischen Hauptsitzes zur Verfügung stellte.

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Foto: Rabbi Abraham Skorka, Freund von Papst Franziskus, zeigt eine Thorarolle, die 1938 von jüdischen Flüchtlingen aus Deutschland gerettet wurde


Foto: Mein Boss ist ein jüdischer Zimmermann: Jesus - ישוע


Video: Hebräisches Lied - Jüdischer Knabenchor singt ´Jerusalem´(Yerushalaim - Shira Chadasha Boys Choir)


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Über Himmel und Erde
Das persönliche Credo des neuen Papstes
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Bertelsmann 2013
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