Die bizarren Thesen der Mexikanerin Lucrecia Rego de Planas

29. November 2013 in Weltkirche


Seit einiger Zeit kursiert bei Katholiken ein Brief einer Mexikanerin mit schweren Vorwürfen gegenüber Franziskus. Die Autorin glaubte bis zuletzt an die Unschuld des Gründers der Legionäre Christi. Und warum sich "Warnungs"-Fans darauf stürzen


Mexiko City (kath.net/jg)
Seit einigen Wochen verbreiten Kritiker von Papst Franziskus den offenen Brief der Mexikanerin Lucrecia Rego de Planas. Diese wirft dem Papst vor, mit Taten und Worten gegen die Lehre der Kirche zu verstoßen. Sie führt eine ganze Reihe von Beispielen an, mit denen sie ihre Behauptung belegen möchte. Sie sei „schockiert“ und wünsche sich, „dass Du mir sagst, was ich tun soll“, schreibt sie wörtlich.

Lucrecia Rego de Planas ist nach eigenen Angaben verheiratet und Mutter von neun Kindern. Sie unterrichtet an der Universität Mathematik. Sie war Direktorin der spanischen Ausgabe der katholischen Nachrichtenseite Catholic.net. In dieser Funktion hat sie den damaligen Kardial Bergoglio mehrmals bei Sitzungen, Versammlungen und Konferenzen der Kirche in Lateinamerika getroffen.

Sie war Mitglied des Regnum Christi, einer Apostolatsbewegung, die in enger Verbindung zu den Legionären Christi steht, wurde aufgrund ihrer Uneinsichtigkeit allerdings schon vor geraumer Zeit jeglicher Funktion enthoben. Laut einem Bericht des National Catholic Register gehörte sie einer Minderheit innerhalb des Regnum Christi an, die noch 2011 den damals bereits verstorbenen Gründer der Legionäre Christi, Marcial Maciel Degollado, verteidigt hat. In einem Blogeintrag auf Catholic.net habe sie angedeutet, es gäbe noch Beweismaterial, das die Verurteilung von Maciel durch Benedikt XVI. ins Wanken bringen könnte, berichtet der National Catholic Register. Konkretere Angaben blieb sie allerdings schuldig. Ihre Argumentation stützte sich im Wesentlichen auf eine Stelle im Matthäus Evangelium: „Jeder gut Baum bringt gute Früchte hervor, ein schlechter Baum aber schlechte.“ (Mt 7,17) Da Benedikt XVI. und andere hohe Vertreter des Vatikan den Eifer und den tiefen Glauben der Legionäre Christi gelobt hätten, gäbe es laut Rego de Planas nur zwei Möglichkeiten: Entweder Jesus lügt oder im Fall Maciel ist noch nicht alles vollständig aufgeklärt. Die Legionäre Christi und das Regnum Christi bestreiten das Fehlverhalten Maciels nicht. Die Ansichten Rego de Planas zu diesem Fall deckten sich nicht mit jenen der Legionäre Christi und des Regnum Christi, sagte ein Sprecher auf Anfrage des National Catholic Register.

In ihrem Brief wirft Rego de Planas dem Papst vor, er liebe es, von allen geliebt zu werden. Er passe sich deshalb seinen Gesprächspartnern an und vertrete je nach dem die katholische Lehre oder deren Kritik. Sie wolle dem Papst treu sein, schreibt sie, aber gleichzeitig könne sie das nicht, weil der Papst sich im Widerspruch zum Glauben befinde. Eine Auseinandersetzung mit den Vorwürfen Rego de Planas wird dadurch erschwert, dass sie keine Quellen angibt.

Franziskus habe sich „öffentlich über eine Gruppe lustig gemacht“, die für ihn Rosenkränze gebetet habe, indem er sie „die, die Gebete zählen“ genannt habe. Hier zitiert Rego de Planas offenbar aus der publik gewordenen nicht autorisierten Mitschrift eines Treffen des Papstes mit den Vorstandsmitgliedern der Lateinamerikanischen und karibischen Konferenz der Ordensleute (CLAR). Der Papst spricht über die Gefahr des Pelagianismus und bringt als Beispiel eine Gruppe, die 3.525 Rosenkränze für ihn gebetet habe. Er habe die Gabe "mit Respekt" angenommen, sich aber über die "Zählerei" gewundert. Es hätte ihm genügt, wenn sie einfach für ihn gebetet hätten, sagte Franziskus laut der Mitschrift. Wer allerdings konkret gemeint ist, geht aus den Aufzeichenungen nicht hervor. Rego de Planas Interpretation, dem Papst gefielen jene nicht, die für ihn Rosenkranz beten, lässt sich daraus nicht ableiten. Franziskus hat hingegen selbst mehrmals aufgefordert, den Rosenkranz zu beten und am Ende des Jahres des Glaubens Rosenkränze verteilen lassen.

Der Papst habe die Lebensschützer „betrübt“, indem er sie „versessen und besessen“ genannt habe, lautet ein weiterer Vorwurf. Dieser Punkt bezieht sich offenbar auf das Interview, das Franziskus der Jesuitenzeitschrift Civilta Cattolica gegeben hat. Hier spricht er davon, dass die Kirche sich nicht nur mit Abtreibung, homosexuellen Ehen und Verhütungsmethoden befassen könne. Die Kirche solle „nicht davon besessen“ sein, ohne Unterscheidung „eine Menge von Lehren aufzufdrängen“. Diese auch von anderen kritisierten Sätze stehen im Kontext der Mission. Der ganze Satz lautet: „Eine missionarische Seelsorge ist nicht davon besessen, ohne Unterscheidung eine Menge von Lehren aufzudrängen.“ In der Mission ist es tatsächlich nicht sinnvoll, jene die man gewinnen will, sofort mit allen Geboten und Verboten zu konfrontieren.

Er habe gesagt, der Kirche sei es nie so gut gegangen wie heute, wirft Rego de Planas dem Papst vor. Angesichts von Scheidungen, Abtreibungen, Verwendung hormoneller Verhütungsmittel in katholischen Familien, liturgischer Missbräuche und anderer Missstände in der Kirche könne man diese Behauptung doch nicht aufstellen, fährt sie fort. Auch diese Aussage ist nicht eindeutig belegt. Sie ist angeblich bei einem Treffen des Papstes mit Geistlichen der Diözese Rom gefallen. Diese Begegnung fand hinter verschlossenen Türen statt. Die Aussage ist trotzdem nach außen gedrungen. Es bleibt offen, was Franziskus wörtlich gesagt hat und in welchem Kontext die Aussage steht. In diesem Zusammenhang bringt Rego de Planas ein weiteres Argument. Sie schreibt wörtlich: „Wenn Bildung und Regierungen in der Hand der Freimaurer sind und die Weltwirtschaft in der Hand des Zionismus? Ist das der Zeitpunkt, in dem es der Kirche nie so gut ging wie heute?“ Das sind keine sachlichen Argumente, sondern unbewiesene Verschwörungstheorien.

Der Papst habe von einer Frau erzählt, die nach einer Scheidung und einer Abtreibung mit einem neuen Mann zusammen lebe und jetzt zufrieden sei. Wie könne eine Frau, die sich von der Gnade Gottes entfernt hat, in Frieden leben, fragt Rego de Planas. Das sei ein Bruch zur Lehre der Kirche von Petrus bis Benedikt XVI. Dann habe er noch die Frage gestellt, wie sich der Beichtvater verhalten solle, obwohl er wissen müsse, dass viele Priester den Rat geben würden, die Frau solle bei dem Mann bleiben, der nicht ihr Ehemann sei. Warum der Papst hier nicht Klarheit geschaffen habe, möchte sie wissen.

Auch dieser Fall ist im Interview mit der Civilta Cattolica zu finden. Papst Franziskus spricht über die große und schwierige Aufgabe des Beichtvaters, der auf jeden Menschen individuell eingehen müsse und oft vor sehr komplexen Situationen stehe. Ein Beispiel dafür ist die von Rego de Planas angesprochene Frau. Papst Franziskus hat aber nicht gesagt, die Frau lebe in Frieden. Im Gegenteil, er berichtet, die Abtreibung belaste sie und sie bereue diese wirklich. Gleichzeitig ist sie offenbar mit ihrer neuen Beziehung zufrieden. Damit sagt Franziskus aber nicht, dass er diese Beziehung gutheißt. Er stellt nur das subjektive Empfinden der Frau dar.

Der offene Brief von Lucrecia Rego de Planas wird auch von Anhängern der „Warnung“ verwendet, um Franziskus – gemäß den Ankündigungen – als „falschen Papst“ darzustellen. Eine Verbindung zwischen den Prophezeiungen der „Warnung“ und Lucrecia Rego de Planas besteht nach derzeitigem Wissensstand nicht.



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