Verfolgungsindex: Zahl der getöteten Christen fast verdoppelt

9. Jänner 2014 in Weltkirche


Besonders der islamische Extremismus bedroht Christen in vielen Ländern - Unionsfraktionschef Kauder: Sorge über Christenverfolgung wächst


Santa Ana/Kelkheim (kath.net/idea) Christen bleiben die weltweit am stärksten verfolgte Glaubensgemeinschaft. Im vergangenen Jahr wurden fast doppelt so viele wegen ihres Glaubens umgebracht wie 2012. Die Zahl sei im zwölfmonatigen Berichtszeitraum von 1.201 auf 2.123 gestiegen, berichtet das internationale christliche Hilfswerk Open Doors (Santa Ana/Bundesstaat Kalifornien) in seinem „Weltverfolgungsindex“, der am 8. Januar veröffentlicht wurde. Die Zahl der Getöteten, die auf Angaben aus den einzelnen Ländern beruht, sei das absolute Minimum, betont die Organisation. Vor allem vom militanten Islam sind Christen bedroht. „Extremistische muslimische Organisationen stehen bereit, dort die Macht zu ergreifen, wo sich durch Revolutionen ein Machtvakuum aufgetan hat“, erklärte der Leiter von Open Doors Deutschland, Markus Rode (Kelheim bei Frankfurt am Main). Das Hilfswerk geht von weltweit rund 100 Millionen verfolgten Christen aus. Der Index führt jene 50 Länder auf, in denen Christen am stärksten unterdrückt und benachteiligt werden. An erster Stelle steht zum zwölften Mal in Folge das kommunistisch regierte Nordkorea. Dort wird bereits der Besitz einer Bibel mit der Todesstrafe oder Arbeitslager für die gesamte Familie geahndet. Zehntausende Christen leiden laut Open Doors „unmenschliche Qualen durch Folter und härteste Zwangsarbeit“. Auf den folgenden neun Plätzen folgen Staaten, in denen der islamische Extremismus als Hauptquelle für die systematische Verfolgung von Christen gilt: Somalia, Syrien, Irak, Afghanistan, Saudi-Arabien, Malediven, Pakistan, Iran und Jemen.

Syrien rückt auf Platz drei vor

Syrien ist in Folge des anhaltenden Bürgerkriegs auf dem Verfolgungsindex gegenüber dem Vorjahr von Platz 11 auf Platz 3 vorgerückt. Immer wieder würden „schlimmste Gräueltaten“ an Christen verübt. Verantwortlich seien überwiegend aus dem Ausland finanzierten Gruppierungen, die sich dem „Heiligen Krieg“ verschrieben haben. Rode: „Der syrische Bürgerkrieg hat sich zu einem Stellvertreterkrieg islamistischer Gruppen wie der ISIS entwickelt, die ein christenfreies Syrien unter der Scharia erreichen wollen.“

Syrien und Ägypten: Druck schweißt zusammen

Open Doors appelliert an Kirchen, die Medien und die Politik, den Menschenrechtsverletzungen an Christen noch entschiedener entgegenzutreten. Der Weltverfolgungsindex solle die Situation in den betroffenen Ländern bekanntmachen und helfen, Druck auf die Regierungen auszuüben. Doch dies sei noch nicht genug: „Wir alle müssen aktiv werden und den Menschen in ihrem unsäglichen Leid hilfreich zur Seite stehen.“ Rode macht ferner darauf aufmerksam, dass die christlichen Gemeinden in vielen Ländern wachsen, in denen Christen verfolgt werden. In Syrien und Ägypten berichteten sie von einer nie dagewesenen Einheit unter den Kirchen und Gemeinden. Der Druck habe sie zusammengeschweißt. Selbst in Nordkorea träfen sich heimlich immer mehr Christen trotz massiver Verfolgung. Rode würdigt auch das Engagement von Politikern und Christen für Verfolgte: „Wir wünschen uns, dass der Weltverfolgungsindex nicht nur als Gradmesser der Christenverfolgung weltweit gesehen wird, sondern dazu führt, dass unsere freiheitlich demokratische Gesellschaft, vorrangig die Kirchen und die Politiker, sich noch intensiver für verfolgte und bedrängte Christen einsetzen.“

Unionsfraktionschef Kauder: Sorge über Christenverfolgung wächst

Der Vorsitzende der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder (Berlin), ist zunehmend besorgt über die anhaltende Verfolgung von Christen. Etwa 100 Millionen werden weltweit wegen ihres Glaubens drangsaliert oder gar getötet, berichtet das internationale christliche Hilfswerk Open Doors (Santa Ana/Bundesstaat Kalifornien) in seinem „Weltverfolgungsindex“, der am 8. Januar veröffentlicht wurde. Besonders beunruhigt zeigt sich Kauder über die Lage in Syrien: „Wenngleich alle Syrer unter dem schrecklichen Bürgerkrieg leiden, werden die etwa zehn Prozent der Bevölkerung ausmachenden christlichen Syrer zunehmend deshalb angegriffen, weil sie Christen sind.“ Der Bürgerkrieg müsse auch im Interesse der religiösen Minderheiten beendet werden. Um den Opfern zu helfen, sei die Aufnahme von Flüchtlingen ein Weg; es gelte aber auch, der Not in den Flüchtlingslagern zu begegnen. Syrien ist auf dem Verfolgungsindex gegenüber dem Vorjahr von Platz 11 auf Platz 3 vorgerückt. Kauder hebt hervor, dass die Große Koalition vereinbart habe, der Bedrängnis von Christen entgegenzutreten. Die Religionsfreiheit sei ein Menschenrecht, für das Deutschland entschieden eintrete.

Weltverfolgungsindex 2014


Foto (c) Open Doors


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