'Wertvolle Dienste'

8. April 2014 in Weltkirche


Papst hält an Vatikanbank IOR fest - Korrespondentenbericht von Thomas Jansen


Vatikanstadt (kath.net/KAP) Gut ein Jahr nach dem Amtsantritt von Franziskus sind nun die Würfel gefallen: Auch der Papst, der eine arme Kirche für die Armen predigt, will keineswegs auf eine eigene "Bank" verzichten. Das "Institut für die religiösen Werke" werde seine Arbeit "mit Umsicht fortsetzen und der katholischen Kirche weltweit spezialisierte Finanzdienstleistungen anbieten", teilte der Vatikan am Montag mit. Die "wertvollen Dienste" der sogenannten Vatikanbank unterstützten den Papst in seiner Mission als universaler Hirte sowie Einrichtungen und Personen, die mit ihm zusammenarbeiteten.

Offenbar wogen für Franziskus letztlich die Vorteile einer eigenen Bank schwerer, als das Risiko, weiterhin negative Schlagzeilen mit dem vatikanischen Geldinstitut zu produzieren und so die Glaubwürdigkeit des Vatikan zu gefährden. Davon gab es zuletzt nach der Aufdeckung dunkler Machenschaften des vatikanischen Rechnungsprüfers Nunzio Scarano im Sommer vergangenen Jahres wieder einmal reichlich.

Warum nun braucht Franziskus eine Bank? Was sind das konkret für "wertvolle Dienste", die das Geldinstitut dem Papst leistet? Die Mitteilung vom Montag nennt dazu keine Einzelheiten. Wenn man sich im IOR selbst umhört, werden vor allem zwei Argumente in eigener Sache angeführt: Geld, das beim IOR liege, sei sicher. Das gelte zwar in Deutschland als selbstverständlich, in vielen anderen Staaten der Welt sei es dies jedoch nicht. Und: Man könne Geldtransfers deutlich günstiger bewerkstelligen als Geschäftsbanken. Vor allem für Ordensgemeinschaften sei das wichtig. Und die machen laut Jahresbericht rund die Hälfte der Kundschaft aus.

Von 10.000 Euro, die ein Orden von Europa für Erdbebenopfer nach Haiti überweisen wolle, so wird im IOR vorgerechnet, kämen davon gegenwärtig auf herkömmlichem Wege gerade etwa 2.500 Euro in der Karibik an. Auch Überweisungen nach Damaskus seien kostspielig und schwierig. Wer Geld nach Kuba überweisen wolle, sehe sich gar einem Embargo gegenüber. All dies, versichert man im IOR, könne dasGeldinstitut günstiger und sicherer als andere anbieten. Da habe man langjährige Erfahrung. Vermutlich hat dies dazu beigetragen, den Ordensmann Franziskus von der Notwendigkeit eines eigenen Geldinstitutes zu überzeugen.

IOR liefert Sechstel des Vatikan-Haushalts

Und dann sind da noch die rund 50 Millionen Euro, die das IOR zuletzt von seinem erwirtschafteten Überschuss an den Haushalt des Heiligen Stuhls überwies. Das sind für vatikanische Verhältnisse weit mehr als nur Peanuts: Das Geld vom IOR machte zuletzt schätzungsweise rund ein Sechstel des gesamten Haushalts des Heiligen Stuhls im Jahr 2012 aus. Man darf annehmen, dass Franziskus auch dies sorgfältig bedacht hat, bevor er seine Entscheidung traf.

Wirklich überraschend kam die Entscheidung des Papstes nicht. Denn dafür, dass Franziskus die Vatikanbank wirklich schließen wollte, gab es zu keinem Zeitpunkt eindeutige Belege. Im Juli vergangenen Jahres teilte der Papst lediglich mit, dass er alle Optionen prüfe und sich ein umfassendes Bild von der Lage machen wolle. Viel größeren Widerhall in den Medien fand allerdings ein Satz, den der Papst einen Monat zuvor in einer Frühmesse ohne unmittelbaren Bezug zum IOR gesagt hatte: "Der heilige Petrus hatte kein Bankkonto". Das nährte Spekulationen, der Papst beabsichtige eine Schließung.

Radikaler Reformkurs greift

Der Fortbestand des IOR dürfte nicht zuletzt auch das Verdienst des deutschen Managers Ernst von Freyberg sein. Seit der 55 Jahre alte Finanzexperte im Februar 2013 von Benedikt XVI. zum Vorsitzenden des IOR-Verwaltungsrats berufen wurde, hat er dem Haus einen radikalen Reformkurs verordnet. 25 Mitarbeiter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Promontory durchkämmen seit einem Jahr systematisch die rund 19.000 Konten beim IOR, auf der Suche nach schwarzen Schafen und Konten unbefugter Personen. Der Generaldirektor des Geldinstituts sowie dessen Stellvertreter, beide Italiener, wurden entlassen, nachdem ihre Verwicklung im jüngsten Skandal um den vatikanischen Rechnungsprüfer Scarano bekanntwurde. Der Leitfaden für IOR-Mitarbeiter war früher ein Heft von 16 Seiten, heute zählt er über 100 Seiten.

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