Das Geheimnis des Kreuzes ist das Herz des Christentums

8. April 2014 in Aktuelles


Franziskus-Perle des Tages: Das Kreuz ist kein ‚Symbol’. Es gibt kein Christentum ohne das Kreuz. Das Christentum ist keine Philosophie, Wertekultur oder ein Benimmkanon, sondern eine am Kreuz erhöhte Person. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Bei seiner Predigt zur heiligen Messe in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses „Domus Sanctae Marthae“ am Dienstag der fünften Woche der Fastenzeit betrachtete Papst Franziskus zunächst die erste Lesung des Tages aus dem Buch Numeri (21,4-9). Auf seinem Weg durch die Wüste lehnte sich das Volk gegen Gott und Mose auf. Nachdem aber der Herr Giftschlangen unter das Volk geschickt hatte und diese die Menschen bissen und sie so töteten, geben die Leute ihre Schuld zu und bitten Mose, zum Herrn zu beten, dass er sie von den Schlangen befreie.

Von diesem Geschehnis ausgehend dachte der Papst über den Tod in der Sünde nach und stellte fest, dass Jesus im heutigen Evangelium (Joh 8,21-30) die Pharisäer warnt und ihnen sagt: „Ihr werdet in eurer Sünde sterben“ (V. 21):

„Es gibt keine Möglichkeit, von sich allein aus seiner Sünde herauszugehen. Es gibt keine Möglichkeit. Diese Gesetzeslehrer, diese Menschen, die das Gesetz lehrten, hatten diesbezüglich keine klare Vorstellung. Ja, sie glaubten an die Vergebung Gottes, doch sie fühlten sich stark, ausreichend, sie wussten alles. Und am Ende hatten sie aus der Religion, aus der Anbetung Gottes, eine Kultur mit Werten gemacht, mit bestimmten Reflexionen und gewissen Geboten, die das Verhalten betrafen, um wohlerzogen zu sein, und sie dachten: Ja, der Herr kann vergeben; das wussten sie, aber das alles war zu weit weg“.

Der Herr befehle Mose in der Wüste, sich eine Schlange zu machen und sie an einer Fahnenstange aufzuhängen: „Jeder, der gebissen wird, wird am Leben bleiben, wenn er sie ansieht“ (vgl. Num 21,8). „Was aber ist die Schlange?“, fragte sich Franziskus. „Die Schlange ist das Zeichen für die Sünde“, wie dies bereits im Buch Genesis deutlich werde, „als es die Schlange war, die Eva verführte, ihr die Sünde vorschlug“. Gott befehle so dem Mose, „die Sünde als Fahne des Sieges“ zu hissen.

Dies könne nicht gut verstanden werden, „wenn wir nicht begreifen, was Jesus uns im Evangelium sagt“. Jesus sage zu den Juden: „Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt, dann werdet ihr erkennen, dass Ich es bin“ (Joh 8,28). In der Wüste sei somit die Sünde gehisst worden, „doch es handelt sich um eine Sünde, die das Heil sucht, weil sie dort Genesung findet“. Wer aber erhöht werde, sei der Menschensohn, der wahre Heiland Jesus Christus:

„Das Christentum ist keine philosophische Lehre, es ist kein Lebensprogramm, um zu überleben, um gute Manieren zu haben, um Frieden zu schaffen. Das sind Folgen. Das Christentum ist eine Person, eine am Kreuz erhöhte Person, eine Person, die sich selbst vernichtete, um uns zu retten. Diese Person ist zur Sünde gemacht geworden (vgl. 2 Kor 5,21). Und so wie in der Wüste die Sünde gehisst worden ist, ist hier Gott erhöht worden, der für uns Mensch und zur Sünde geworden ist. Und alle unsere Sünden waren dort. Man versteht das Christentum nicht, ohne diese tiefe Erniedrigung des Sohnes Gottes zu verstehen, der sich selbst erniedrigte und zum Sklaven wurde bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz, um zu dienen (vgl. Phil 2, 6-11)“.

Aus diesem Grund sage der Apostel Paulus, wenn er davon spreche, wessen er sich rühme – „wir könnten auch sage: wenn er von dem spricht, wessen wir uns rühmen“: „unserer Sünden“. „Wir haben nichts anderes, dessen wir uns rühmen könnten“, so der Papst, „das ist unser Elend“. Doch seitens der Barmherzigkeit Gottes „rühmen wir uns in Christus, dem Gekreuzigten. Aus diesem Grund „gibt es kein Christentum ohne Kreuz, und es gibt kein Kreuz ohne Jesus Christus“. Das Herz des Heiles Gottes „ist sein Sohn, der all unsere Sünden auf sich genommen hat, unseren Hochmut, unsere Sicherheiten, unsere Eitelkeit, unser Verlangen, Gott gleich zu werden“. Daher habe ein Christ, der es nicht verstehe, sich in Christus, dem Gekreuzigten, zu rühmen, nicht verstanden, was es bedeute, Christ zu sein.

Unsere Wunden, „die Wunden, die die Sünde in uns hinterlässt, werden nur durch die Wunden des Herrn geheilt, mit den Wunden des menschgewordenen, erniedrigten, vernichteten Gottes“. Das sei das Geheimnis des Kreuzes:

„Das Kreuz ist kein Schmuck, den wir immer in die Kirchen, auf den Altar stellen müssen. Das Kreuz ist kein Symbol, das uns von den anderen unterscheidet. Das Kreuz ist das Geheimnis, das Geheimnis der Liebe Gottes, der sich selbst erniedrigt, sich zu einem ‚Nichts’ macht, der sich zur Sünde macht. Wo ist deine Sünde? ‚Tja, ich weiß nicht, ich habe viele hier’. Nein, deine Sünde ist dort: am Kreuz. Geh und suche sie dort, in den Wunden des Herrn, und deine Sünde wird geheilt werden, deine Wunden werden geheilt werden, deine Sünde wird vergeben werden. Die Vergebung, die uns Gott schenkt, besteht nicht darin, eine bei ihm offene Rechnung zu stornieren. Die Vergebung, die uns Gott schenkt, sind die Wunden seines Sohnes am Kreuz, seines am Kreuz erhöhten Sohnes. Möge er uns zu sich ziehen, und lassen wir uns heilen“.

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