Das Märchen von den '7 Evangelistlein'

8. April 2014 in Aktuelles


Die Zeitschrift "Welt und Umwelt der Bibel" behauptet abenteuerliche Dinge über die Heilige Schrift, die klar im Widerspruch zum Verständnis des 2. Vatikanums stehen - KNA und KAP sorgen für eine unkritische Verbreitung der Meldung


Berlin (kath.net)
Die Verfasser der vier Evangelien im Neuen Testament bleiben trotz intensiver Forschung "anonym". Diese verwirrende These wird in der neuen Ausgabe der in Stuttgart erscheinenden Zeitschrift "Welt und Umwelt der Bibel" vertreten. Die offiziellen katholischen Agenturen KNA und KAP haben diese Meldung unkritisch verbreitet. So heißt es in der Meldung, dass die Texte wahrscheinlich (!) nicht "von einem einzelnen Autor", sondern in "vier verschiedenen Gemeinden" verfasst wurden. Diese Gemeinden lassen sich nach jetzigem "Forschungsstand" regional einkreisen. Behauptet wird dann auch, dass die Namen für die Verfasser der Evangelien - Markus, Matthäus, Lukas und Johannes - erst im zweiten Jahrhundert hinzugefügt wurden.

Dass diese Thesen sogar im Widerspruch zum 2. Vatikanum stehen, dürfte den Autoren und auch den Agenturen nicht bekannt gewesen sein. So heißt es im Dokument Dei Verbum (Kapitel 18) unter Berufung auf den Heiligen Irenäus dazu klipp und klar: “Am apostolischen Ursprung der vier Evangelien hat die Kirche immer und überall festgehalten und hält daran fest; denn was die Apostel nach Christi Gebot gepredigt haben, das haben später unter dem Anhauch des Heiligen Geistes sie selbst und Apostolische Männer uns als Fundament des Glaubens schriftlich überliefert: das viergestaltige Evangelium nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes”. Und im Kapitel 19 schreibt das Konzil: “Unsere heilige Mutter, die Kirche, hat entschieden und unentwegt daran festgehalten und hält daran fest, daß die vier genannten Evangelien, deren Geschichtlichkeit sie ohne Bedenken bejaht, zuverlässig überliefern, was Jesus, der Sohn Gottes, in seinem Leben unter den Menschen zu deren ewigem Heil wirklich getan und gelehrt hat bis zu dem Tag, da er aufgenommen wurde (vgl. Apg 1,1-2).”

1994 wurde diese Stelle im Konzilsdokument auch vom Theologen Hans-Joachim Schulz in einem umfassenden Beitrag für das Buch “Qumran und die Evangelien” (Hrsg. Kardinal Brandmüller) erläutert. Schulz, der 1978 bis 1997 Professor für Ostkirchengeschichte und ökumenische Theologie an der Würzburger Katholisch-Theologischen Fakultät war, schreibt dazu, dass "der Kontext der vom Konzil übernommenen Aussage des Irenäus" über das “viergestaltete Evangelium” zeige, dass Irenäus eine "wirkliche Verfasserschaft der vier genannten Evangelisten" bezeugen wollte und dass deshalb auch das Konzil mit dem Zitat "keine Indifferenz gegenüber der Verfasserfrage" bekunden konnte. Das Irenäus-Zitat in Dei Verbum stehe in engster Verbindung einer anderen Aussage in der Schrift Adv.haer. III,1,1, die lautet: “Matthäus hat in der den Hebräern eigenen Sprache die Schrift des Evangeliums herausgegeben, als Petrus und Paulus in Rom das Evangelium verkündeten und die Kirche gründeten. Nach ihrem Exodus hat Markus, der Schüler und Hermeneut des Petrus, auch selbst das von Petrus Verkündete schriftlich uns überlieferte (paradédoke). Auch Lukas, der Gefährte des Paulus, hat das von Paulus verkündete Evangelium in einem Buche niedergelegt. Danach hat Johannes, der Jünger des Herrn, der an der Brust des Herrn ruhte, auch selbst das Evangelium herausgegeben, al ser in Ephesus in Asien weilte.”

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Klaus Berger
Die Bibelfälscher
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02.05.2013, 352 S.
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