Pfarrer fordert: Die Kirchensteuer stufenweise abschaffen

30. April 2014 in Aktuelles


Evangelischer Pfarrer Jochen Teuffel: Die Kirchensteuer widerspricht Evangelium und lutherischen Bekenntnissen - Nach Ansicht Teuffels würde eine ärmere Kirche auch weniger Projekte fördern, die umstritten sind


Bonn (kath.net/idea) Für eine stufenweise Abschaffung der Kirchensteuer plädiert der bayerische evangelische Pfarrer Jochen Teuffel (Vöhringen/Kreis Neu-Ulm). Diese Steuer widerspreche dem Evangelium und den Bekenntnissen der lutherischen Kirche, denn sie sei eine Zwangsabgabe. Lutheraner wüssten aber, dass innerhalb der Kirche keine Zwangsverhältnisse herrschen dürften. „Da gilt die Freiheit eines Christenmenschen“, sagte der Theologe in einem Interview mit der Beilage „Christ und Welt“ (Bonn) in der Wochenzeitung „Die Zeit“.

Teuffel sorgte für Aufsehen, weil er – entgegen den kirchlichen Vorschriften – am 2. März einer aus der Kirche ausgetretenen Frau im Gottesdienst das Abendmahl gereicht hatte. Sie machte jedoch klar, dass sie am Glauben festhält und künftig die Kirchengemeinde durch einen der Kirchensteuer entsprechenden Betrag freiwillig unterstützen wird. Teuffel beantragte nach dem Vorgang ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst. Wie er weiter sagte, haben Steuern ihren legitimen Ort im Staat, aber nicht in der Kirche. Teuffel: „Die Bibel und die lutherischen Bekenntnisse verbieten es, den Empfang des Abendmahls an eine Leistung wie die Kirchensteuerzahlung zu binden.“ Die „Leitlinien kirchlichen Lebens“ der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) forderten aber genau dies.

Finanziell ärmere Kirche wäre reicher am Evangelium

Teuffel räumt ein, dass die Kirche ohne die Steuereinnahmen finanzielle Einbußen hätte: „Wir müssten bestimmte Strukturen zurücknehmen. Aber wir würden inhaltlich gewinnen.“ Die Kirche werde „reicher am Evangelium“.

Geistliche gerieten mitunter in Versuchung, ihr Amt nicht als Dienst, sondern als Besitz zu betrachten: „Wären die zugesicherten Lebensverhältnisse bescheidener, wäre die persönliche Motivation stärker gefragt.“

Nach Ansicht Teuffels würde eine ärmere Kirche auch weniger Projekte fördern, die umstritten sind: „Kirchliche Kampagnen, die in ihrem Anspruch nicht dem Evangelium nahekommen, wären wohl ohne Kirchensteuern kaum möglich.“

Teuffel, der früher ehrenamtlich Pfarrer war, hat nach eigenen Angaben im Dezember auf eine Höherstufung in der Beamtenbesoldung verzichtet. Wenn seine Gemeinde ihn nicht mehr finanzieren könnte, würde er nach eigenen Worten ins Ehrenamt zurückkehren: „Paulus war ja auch nicht abgesichert wie ein Oberkirchenrat, sondern lebte als freiberuflicher Zeltmacher.“


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