'Du sollst nicht morden' – und Abtreibung und assistierter Suizid?

5. Juni 2014 in Kommentar


Euthanasie ist ein Teil der „Kultur des Todes“. Von Bischof Andreas Laun


Salzburg (kath.net) Unten, in der Station „Schottentor“ in Wien, standen wir, die es eben vom Anfang des Kampfes für das Leben der Ungeborenen an gab, und diskutierten über die Fristenlösung mit einigen Passanten, die am Weg zur Straßenbahn oder U-Bahn waren.

Ich erinnere mich noch deutlich, wie ich sagte: „Wenn wir zulassen, dass ungeborene Kinder getötet werden, wird man früher oder später auch alte Menschen töten.“ Mein Gegenüber schleuderte mir entgegen: „Sie haben eine kranke Phantasie, das denkt niemand und sagt auch keiner.“

Seit dieses Schlagabtausches sind schon fast 40 Jahre vergangen und die Entwicklung in Europa hat mir recht gegeben: Das Unwort Euthanasie und auch die Praxis der Euthanasie sind zurück aus einer Geschichte, von der die öffentliche Meinung behauptet, sie lehne alles ab, was damals unter Hitler geschah.

Dass irgendwann der Gedanke an Euthanasie zurückkommen werde, war zu erwarten, denn es gibt diesbezüglich eine zwingende Logik, gegen die man nicht ankommt: Wenn man gesunde Kinder, die ein ganzes Leben vor sich hätten, töten darf, ist nicht einzusehen, warum man alte, mehr oder weniger schwerkranke Menschen, die ihr Leben gelebt haben und keine Zukunft mehr vor sich haben, nicht erst recht töten sollte, um ihnen damit das Sterben leichter zu machen und das Leben anderer Menschen zu entlasten?

Es ist zu befürchten: Der Druck, der dieser Logik entspricht, wird noch zunehmen und die Euthanasie wird sich in vielen Ländern durchsetzen und die noch gesetzten Grenzen in Richtung „noch mehr“ und „noch leichter“ verschieben. Und das wird solange bleiben und weitergehen, als die Gesellschaft in ihrem kollektiven Gewissen nicht umkehrt zu dem lebendigen Gott und die Euthanasie erkennt als das, was sie ist: ein Teil der „Kultur des Todes“.

Dies ist umso einsichtiger, wenn man bedenkt: Pflege alter oder behinderter Menschen war früher erstens technisch schwieriger und zweitens gab es weithin nicht die Vorstellung von der Unantastbarkeit des schuldlosen Lebens, wie sie durch das Christentum gekommen und auch durchgesetzt wurde.

Heute haben wir mehr Reichtum und mehr Möglichkeiten, aber uns fehlt mehr und mehr die geistige Verwurzelung im Glauben an den Gott, der das Leben schuf und liebt und uns erkennen lässt: „Du sollst nicht morden“ und Mord ist es eben, wenn man einen unschuldigen Menschen direkt tötet, wer immer er sei und wie auch sein Zustand sein mag.


kath.net-Buchtipp
Klartext III
Dialog mit dem Zeitgeist
Von Andreas Laun
Taschenbuch, 104 Seiten
2014 Dip3 Bildungsservice Gmbh
ISBN 978-3-902686-59-6
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